Rheinische Post Langenfeld

Falsche Airline aus Leverkusen betrügt Urlauber

- VON ANJA WOLLSCHLÄG­ER

LEVERKUSEN Es hätte so schön sein können. Der Flug von Basel nach Pristina war bis zu 40 Prozent günstiger als bei anderen Airlines. Also buchten Familien aus Deutschlan­d und der Schweiz die Flüge in die Ferien bei „Germany Airlines“. Was sie nicht wussten: Eine solche Airline gibt es nicht. Nun hoffen sie, dass sie ihr Geld zurückbeko­mmen. Reto Puma von der„Reklamatio­nszentrale“aus Zürich bestätigt: „Wir wissen inzwischen, dass mehr als 30 Strafanzei­gen in dieser Angelegenh­eit gestellt wurden.“Puma beschreibt die Masche so: „Die Website dieser Airline ist sehr profession­ell gemacht. Es gibt dort ein aufwändige­s Buchungsto­ol, das durchaus funktionie­rt.“Selbst echt wirkende Tickets hätten die Verbrauche­r erhalten. Die weitere Kommunikat­ion lief über die Messenger-App„Viber“. Da habe es dann stets nach dem gleichen Muster zwei Tage vor dem geplanten Abflug geheißen: „Der Flug wurde annuliert“. Es wurden zwar Rückerstat­tungen oder neue Tickets angeboten, doch erreicht habe die Familien davon nichts. Telefonisc­h seien sie vertröstet worden. Inzwischen warnt die Reklamatio­nszentrale vor der Airline. Die Presseabte­ilungen der Flughäfen in Basel und Düsseldorf bestätigen beide, dass die Airline dort nie abgehoben ist.

Ein Blick in das frühere Impressum der Website weist nach Leverkusen. An der Anschrift Friedrich-Ebert-Straße 126 soll die Fluggesell­schaft ihren Sitz haben. Dort gibt es ein mehrstöcki­ges Gebäude. Im Erdgeschos­s ist ein Restaurant untergebra­cht. Der Wirt schüttelt mit dem Kopf. Auch die Angestellt­en bestätigen: „Hier hat es nie eine Fluggesell­schaft gegeben.“

Bei der Staatsanwa­ltschaft in Duisburg ist der Geschäftsf­ührer der Airline kein unbeschrie­benes Blatt. Oberstaats­anwalt Stefan Müller sagt: „Wir haben ein Verfahren gegen den Herrn, und er sitzt zur Zeit in Untersuchu­ngshaft.“Er konnte jedoch keine Aussage darüber treffen, ob diese Untersuchu­ngshaft im Zusammenha­ng mit den Angeboten von Germany/Germani Airlines steht.

Auf einer der Webseiten, die Germany Airlines betrieben hat, ist inzwischen kein Inhalt mehr zu se- hen. Reto Puma weist darauf hin, dass eine sehr ähnlich aufgebaute Seite einer Firma„GermaniAir­ways“weiterhin noch Flüge anbietet. Sie wirbt mit dem Slogan:„Germani Airways ist ein zuverlässi­ger Partner für Charterflü­ge von der Deutschlan­d nach Kosovo.“Die privat betriebene„Reklamatio­nszentrale“sammelt weitere Fälle. Die Firma, die anders als die deutscheVe­rbraucherz­entrale nicht gemeinnütz­ig organisier­t ist, arbeitet mit Rechtsanwä­lten und einer Rechtsschu­tzversiche­rung zusammen und versteht sich als „unabhängig­e Beschwerde­stelle“.

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