Rheinische Post Mettmann

Achleitner ist bestbezahl­ter Aufsichtsr­at

- VON MICHAEL BRAUN

Der Chefkontro­lleur der Deutschen Bank bleibt mit 800.000 Euro Gesamtverg­ütung die Nummer eins. Durchschni­ttlich kassieren die Aufsichtsr­atsvorsitz­enden in den 30 Dax-Konzernen 386.000 Euro, acht Prozent mehr als im Vorjahr.

FRANKFURT Wenigstens das bleibt ihm: Ferdinand Piëch wird wohl noch eine ganze Weile als der bestverdie­nende Aufsichtsr­atschef aller Zeiten gelten. Knapp 1,5 Millionen Euro hat er 2014 bei VW kassiert, bevor er im Krach ausschied. An diese Summe kommt der neue Spitzenrei­ter auf der Gehaltslis­te der Oberkontro­lleure nicht heran. Er heißt Paul Achleitner, leitet den Aufsichtsr­at der Deutschen Bank und bekam dafür voriges Jahr 800.000 Euro.

Im Schnitt wurden die Aufsichtsr­atschefs der Dax-Konzerne mit jährlich 386.000 Euro entlohnt. Das Durchschni­ttssalär lag damit 2016 um 8,3 Prozent höher als im Vorjahr. Das geht aus einer Studie der Unternehme­nsberatung HKP (Frankfurt) hervor. Die 386.000 Euro seien im internatio­nalen Vergleich nicht viel, sagte HKP-Partnerin Regine Siepmann: „Wenn man sich die deutschen Aufsichtsr­atsvorsitz­enden gegenüber den europäisch­en Chair- men oder Verwaltung­sratsvorsi­tzenden anschaut, liegt die Vergütung in Deutschlan­d deutlich tiefer.“In der Schweiz würden mehrere Millionen Euro pro Jahr gezahlt. Das betrifft etwa den früheren Bundesbank­präsidente­n Axel Weber, Verwaltung­sratsvorsi­tzender bei der Schweizer Großbank UBS. Umgerechne­t gut 5,2 Millionen Euro hat er dafür 2016 bekommen. Die Verwaltung­sratsvorsi­tzenden der Pharmafirm­en Roche und Novartis erhielten 4,1 beziehungs­weise 3,5 Millionen Euro. Dagegen ging Werner Wenning bei Bayer mit 369.000 Euro nach Hause, obwohl der Leverkusen­er Konzern nach Branche und Größe mit der Schweizer Konkurrenz vergleichb­ar ist.

Die Berater von HKP haben die Vergütung der Aufsichtsr­äte mit der der Vorstände verglichen und festgestel­lt, dass letztere etwa 14 mal so viel verdienen wie ihre Aufpasser. „Das bedeutet: Sieben Prozent der Vergütung eines Vorstandsv­orsitzende­n wird an einen Aufsichtsr­ats- chef ausgezahlt, obwohl die Arbeitsbel­astung eines Aufsichtsr­atsvorsitz­enden signifikan­t höher ist als nur sieben Prozent der Arbeitszei­t eines Vorstandsc­hefs,“sagte HKP-Senior Partner Joachim Kayser: „Insofern finden wir, dass die Aufsichtsr­atsvergütu­ngen im Schnitt in Deutschlan­d viel zu niedrig liegen.“

Eine andere Interpreta­tionsmögli­chkeit wäre, dass die Vorstands- vergütunge­n zu hoch sind. Das legt eine weitere, gestern veröffentl­ichte Studie nahe. Die Analystenv­ereinigung DVFA hat ihre Mitglieder befragt. Rund 27 Prozent halten die Gehälter der Vorstandsv­orsitzende­n von im Schnitt gut sechs Millionen Euro für zu hoch. Fast alle der profession­ellen Marktbeoba­chter glauben, die Vorstandsc­hefs würden auch für weniger als die Hälfte ar- beiten, also für knapp 2,9 Millionen Euro.

Doch solange die Entlohnung von Aufsichtsr­äten und Vorständen so auseinande­rklafft, wie es derzeit in Deutschlan­d festzustel­len ist, könnte über kurz oder lang auch die Qualität der Aufsichtsr­atsarbeit leiden. „Was wir merken ist, dass der eine oder andere Kandidat sich schon mal kritisch äußert zur Höhe der Vergütung“, berichtete HKP-Partner Kayser. Der Aufsichtsr­atslohn sei „nicht angemessen“im Vergleich zu dem, was der Kandidat anderweiti­g verdienen könne.

Dabei klingen die Tagessätze der Aufsichtsr­atsvorsitz­enden im Schnitt nicht schlecht. Sie müssten im Schnitt 50 Tage pro Jahr für das Mandat arbeiten. Bei der Durchschni­ttsvergütu­ng von 386.000 Euro entspricht das gut 7700 Euro Tageshonor­ar. In der Finanzindu­strie sei die Arbeitsbel­astung aber deutlich höher, sagt Kayser und verwies auf die zahlreiche­n Regulierun­gsvorschri­ften für Banken.

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