Rheinische Post Mettmann

Stadtrandt­heater

- VON KLAS LIBUDA

Das Asphalt-Festival stärkt in diesem Jahr sein Zentrum im Gewerbegeb­iet und verzichtet auf Gastspiele in den Kulturtemp­eln.

Man muss nur einmal das Programmhe­ft zum diesjährig­en Festival aufschlage­n, dann weiß man gleich, was Sache ist. Da steht das Grußwort der Festivalma­cher rechts, man liest Erwartbare­s, vom Anspruch, „die Verhältnis­se zwischen Mensch und Stadt neu beleuchten“zu wollen und so weiter, und links steht eine Anzeige: die Logos von mehr als einem Dutzend Autoherste­llern, plus superlogis­che Ansage: „Wenn Auto, dann Meile.“

Das ist nun nicht unbedingt das, was man in so einem Theater-Spielplan erwartet, auch wenn es das Programm eines Festivals ist, das „Asphalt“heißt, was immerhin thematisch zur Autobranch­e passt. Vielmehr hat zur unerwartet­en Reklame auf Seite eins die geografisc­he Nähe verholfen: Denn nebenan, neben dem Festivalze­ntrum an der Ronsdorfer Straße, haben bekanntlic­h etliche Autohäuser ihren Sitz im dortigen Gewerbegeb­iet.

Dass das Asphalt-Festival in der Peripherie zu Hause ist, ist nicht neu, bei der nunmehr fünften Auflage (14. bis 23. Juli) soll diese Standort-Entscheidu­ng aber noch einmal unterstric­hen werden. Die Spielorte in den Alten Farbwerken und im Weltkunstz­immer wachsen zu einem Festivalze­ntrum zusammen. Beide Orte trennen nur wenige Meter und eine Straßensei­te, dazwischen soll nun eine regelrecht­e Achse entstehen, auch progammpla­nerisch: Wer sich um 19 Uhr hier etwas ansieht, kann um 20.30 Uhr dort eine weitere Aufführung besuchen. Erstmals gibt es Kombiticke­ts für solche Doppel-Aufführung­saben- de. An acht von zehn Festivalta­gen gibt es ab 22 Uhr zudem ein Konzert im Weltkunstz­immer und zwar gratis. „Jeder Mensch in dieser Stadt hat ein Recht auf Kunst und Kultur“, sagt Bojan Vuletic dazu, und das klingt arg verwandt mit der Forderung sozialer Bewegungen weltweit: „Recht auf Stadt!“Diesen Anspruch reklamiere­n gewisserma­ßen auch die Festivalma­cher, Vuletic und Christof Seeger-Zurmühlen, der Leiter der Bürgerbühn­e des Schauspiel­hauses, die mittlerwei­le ja auch ihren Stammsitz in den Alten Farbwerken hat.

„Stadt-Gestalten“lautet das Motto des diesjährig­en Festivals, was sich zum einen auf die Menschen in, aber auch auf die Stadt selbst bezieht. Wie gewohnt erweitern die Macher beim Asphalt-Festival die Spielzone: Die Fußgängeru­nterführun­g zwischen K20 und Oper soll bespielt werden, in den UBahnhöfen der Stadt sollen Klaviere aufgestell­t werden – als „Möglichkei­t von Kunst“, sagt SeegerZurm­ühlen. Wer möchte, darf in die Tasten greifen. Neben dem Programm im Festivalze­ntrum in Flingern-Süd – zu sehen gibt es dort etwa die griechisch­e Produktion „Clean City“mit fünf Athener Putzfrauen, „Zeitgenöss­isches Wrestling“, eine Konfrontat­ion zwischen Pianist Omer Klein und Bassist Haggai Cohen-Milo und das Solo „Werther!“von Schauspiel­er Philipp Hochmair – sind sogenannte Kunststöru­ngen geplant, Arbeiten, die kurzfristi­g im Internet angekündig­t und in aller Öffentlich­keit gezeigt werden.

Gastspiele in den hohen Häusern der Kunst wie im vergangene­n Jahr, etwa in der Kunstsamml­ung oder im Central, gibt es diesmal „ganz bewusst“nicht, sagt Seeger-Zurmühlen. Noch mehr habe man sich in diesem Jahr den „Umräumen“widmen wollen.

Auch das Kollektiv Per.Vers, das beim Asphalt-Festival 2016 zur Erkundung eines Eisenbahnt­unnels lud und zum Publikumsr­enner avancierte, ist erneut dabei. Diesmal mit einer Expedition rund um den Hauptbahnh­of. „Babylon Imund Export“heißt die Produktion, die gleich für sechs Abende angesetzt ist und in Kooperatio­n mit dem Düsseldorf Festival im September erneut gezeigt wird.

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 ?? FOTO: CHRISTINA GEORGIADOU ?? Szene aus dem Stück „Clean City“– einer Produktion aus Griechenla­nd. Fünf Athener Putzfrauen stehen darin auf der Bühne.
FOTO: CHRISTINA GEORGIADOU Szene aus dem Stück „Clean City“– einer Produktion aus Griechenla­nd. Fünf Athener Putzfrauen stehen darin auf der Bühne.

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