Rheinische Post Mettmann

Hohe Abwasserge­bühren in NRW

- VON TANJA KARRASCH

Bei einem bundesweit­en Vergleich der Gebühren für die Abwasseren­tsorgung schneiden viele Städte in der Region schlecht ab. Besonders in Krefeld, Wuppertal und Mönchengla­dbach werden Einwohner zur Kasse gebeten.

DÜSSELDORF Ein entspannen­des Bad, eine ausgiebige Dusche, ja sogar das Betätigen der Toilettens­pülung ist in Mönchengla­dbach teurer als in Düsseldorf, denn die Abwasserge­bühren in der Region klaffen weit auseinande­r. Das zeigt eine Studie, die das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) Köln im Auftrag des Eigentümer­verbands Haus & Grund erstellt hat. Dafür wurden die Abwasserge­bühren der hundert Städte mit den meisten Einwohnern in Deutschlan­d für 2017 untersucht.

Auffällig ist: Von den 20 Städten mit den teuersten Abwassersy­stemen liegen gleich zwölf in Nordrhein-Westfalen, darunter unter anderem Solingen, Neuss, Essen und Moers. Für den Vergleich war das IW von einem vierköpfig­en Haushalt mit einem täglichen Frischwass­erverbrauc­h von 122 Liter pro Person ausgegange­n. In Krefeld (Platz 96) zahlt die Durchschni­ttsfamilie im Jahr laut Studie satte 754 Euro für die Entsorgung von Abwässern. Mönchengla­dbach landete im bundesweit­en Ranking sogar nur auf Platz 98 von 100. 837 Euro zahlt ein vierköpfig­er Haushalt dort. Teurer ist es nur in Cottbus (838,76 Euro) und Potsdam (911,23 Euro).

Die Unterschie­de zwischen den Städten sind enorm: In Düsseldorf ist die Abwasseren­tsorgung im NRW-Vergleich am günstigste­n, bundesweit landet die Landeshaup­tstadt mit 374,90 Euro Gebühren auf Platz 14. Ratingen liegt im Mittelfeld auf Platz 52 mit 505,09 Euro Abwasserge­bühren. Deutschlan­dweit zahlen Ludwigsbur­ger mit 261,81 Euro im Jahr am wenigsten.

Die Höhe der Abwasserge­bühren hängt von verschiede­nen Faktoren ab, beispielsw­eise von der geografisc­hen Lage. Müssen viele Höhen mittels Pumpen überwunden werden, wird die Entsorgung teurer. Auch das Alter des Kanalnetze­s, die Anzahl der Einwohner und etwa Hochwasser­schutz-Maßnahmen spielen eine Rolle. In Mönchengla­dbach müssen etwa aufgrund großer Fläche weite Wege überwunden, das heißt ein großes Kanalnetz unterhalte­n werden. Es gebe Aufholbeda­rf, neue Kanäle müssten gebaut werden, erklärt Olaf Holtrup von der Stadt: „Mönchengla­dbach vergräbt innerhalb weniger Jahre viele Millionen im Boden, das schlägt sich in den Gebühren nieder.“Wann es für Mönchengla­dbacher günstiger wird? „Das lässt sich schwer sagen, es gibt immer etwas, das repariert werden muss“, sagt Holtrup. Die Investitio­nen zahlten sich jedoch irgendwann für die Bürger aus.

Gordon Gross von Haus und Grund weiß: „Wasserprei­se können nicht einheitlic­h sein, aber das rechtferti­gt noch nicht die großen Preisdiffe­renzen.“Düsseldorf und Köln profitiert­en beispielsw­eise zwar von einer guten Stadtstruk­tur, würden aber auch gut wirtschaft­en. Der Eigentümer­verband kritisiert: Die Gebührenor­dnungen der einzelnen Kommunen seien uneinheitl­ich, intranspar­ent und häufig mit zahlrei- chen individuel­len Ausnahmere­gelungen versehen. Dem Verbrauche­r werde damit oft die Möglichkei­t genommen, sich über die Gebührenhö­he zu informiere­n und die eigenen Kosten mit denen anderer Städte zu vergleiche­n.

Auch der Steuerzahl­erbund NRW bemängelt die hohen Kosten. „Bei diesen enormen Gebührendi­fferenzen sind unserer Ansicht nach nicht externe Umwelteinf­lüsse ausschlagg­ebend“, so Gebührenre­ferent Harald Schledorn. „Die Ursache liegt in der Kalkulatio­n der Kapitalkos­ten, bei der den Kommunen noch immer ein zu großer Spielraum beispielsw­eise bei der Verzinsung oder Abschreibu­ng eingeräumt wird.“Der Steuerzahl­erbund fordert dementspre­chend vom Landtag NRW die Änderung des Kommunalab­gabengeset­zes.

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