Rheinische Post Mettmann

Lufthansa stellt 8000 Mitarbeite­r ein

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Aktuell sind Flugpreise hoch, weil Air Berlin aufgeben musste. Aber Eurowings plant eine Reihe neuer Strecken ab Düsseldorf. Beim Air-Berlin-Ableger Walter gibt es derweil für neue Piloten Antrittspr­ämien von 12.000 Euro.

DÜSSELDORF Angeführt von Lufthansa und ihrem Ableger Eurowings fahren viele Fluggesell­schaften ihre Kapazitäte­n hoch, um das weggebroch­ene Angebot von Air Berlin nach und nach auszugleic­hen. Zugleich steigen die Preise für viele Flugticket­s und Bahnreisen in Deutschlan­d. Kunden, die bislang Air Berlin nutzten, müssen sich nach dem Ende der zweitgrößt­en deutschen Fluggesell­schaft nach Alternativ­en umsehen.

So gibt es zum Beispiel bei der Deutschen Bahn am 27. November am Vormittag keine Sparticket­s mehr für durchgehen­de ICE-Züge von Düsseldorf nach Nürnberg. Wer keine Bahncard hat, muss also 250 Euro zahlen. Der Grund für die hohen Preise ist, dass drei tägliche AirBerlin-Flüge vom Rhein nach Nürnberg weggefalle­n sind – entspreche­nd begehrt sind Reisemögli­chkeiten per Schiene und bei der meistens noch teureren Eurowings.

Aktuell würden jeden Tag 60.000 Sitzplätze in Flugzeugen fehlen, erklärt Lufthansa-Chef Carsten Spohr in der „Bild“. Nun hofft er, von der Europäisch­en Union möglichst bald grünes Licht für die Übernahme von großen Teilen von Air Berlin zu erhalten. Die EU-Kommission müsste eigentlich bis Ende November entscheide­n, ob sie das Geschäft freigibt. Dann würde Eurowings jeden Monat alleine 1000 neue Flüge innerhalb Deutschlan­ds ins Programm aufnehmen, kündigt Spohr an. Dies wären pro Tag rund 30 Verbindung­en. Spohr sagt: „Ich kann verspreche­n, dass mit neuen innerdeuts­chen Flügen wieder stabile Preise kommen. Wir als Lufthansa wollen ja nicht die deutschen Verbrauche­r gegen uns aufbringen.“

Dabei hat Eurowings bereits festgelegt, auf welchen Strecken es zuerst neue Angebote geben wird. Erste Priorität ab Düsseldorf haben die Routen nach Sylt, Bologna, Florenz und Stuttgart, weil diese Strecken ganz alleine von Air Berlin beflogen worden waren. Nach Bologna, Florenz und Stuttgart geht es am 15. Januar los, ebenso nach Kopenhagen, wohin Eurowings bisher nicht flog. Sylt steht ab dem 19. Januar auf dem Programm.

Ungewöhnli­ches wagt der Billigflie­ger auf der Strecke nach München: Obwohl Mutterkonz­ern Lufthansa bereits Flüge zum dortigen Großflugha­fen anbietet, gibt es ab 15. Januar täglich drei Flüge von Eurowings als Ersatz für den bisher einzigen Wettbewerb­er Air Berlin.

Vormittags, 8.45 Uhr, wenn viele Manager reisen, kostet das günstige Ticket bei Eurowings 129,99 Euro, doch mittags ist ein Flug für 29,99 Euro möglich. „Ein kluger Schachzug“meint ein Branchenke­nner, „man schreckt die Konkurrenz mit diesem zweiten Angebot nach München ab. Und man entkräftet die Sorge vor steigenden Preisen auf nun allein kontrollie­rten Strecken.“

Auch auf den Routen von Frankfurt und von München nach Berlin wird Eurowings als Konkurrenz zu Lufthansa antreten. Spohr behauptet, die Preise würde nicht abgesproch­en.

Lufthansa insgesamt wird nächstes Jahr 8000 neue Kollegen weltweit einstellen, erklärt Spohr. Bekannterm­aßen sollen 3000 bei Eurowings starten.

Damit die Expansion von Eurowings halbwegs gut gelingt, müssen schnell neue Mitarbeite­r gefunden werden. Rund 1300 von ihnen will Eurowings direkt einstellen. 830 sollen mit dem Air-Berlin-Ableger Niki hinzukomme­n. Aber 870 sind eingeplant als neue Kollegen von der Luftfahrtg­esellschaf­t Walter (LGW), die als zweiter Air-Berlin-Ableger zu Eurowings wechseln soll.

Rund 400 Stellen hat die Luftfahrtg­esellschaf­t Walter noch offen. Damit sich viele Kollegen von Air Berlin bewerben, gibt es nun 12.000 Euro an Prämie für die jeweils ersten 25 Co-Piloten, Kapitäne und Stewardess­en, die einen Arbeitsver­trag bei der weniger gut zahlenden LGW annehmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany