Rheinische Post Opladen

Kelly Family feiert Comeback mit alten Hits

Nach rund 15 Jahren Bühnen-Abstinenz meldet sich die irische Künstlerfa­milie mit neuem Album und mehreren Konzerten zurück. Die ersten Auftritte sind bereits ausverkauf­t, ein Charterfol­g ist so gut wie sicher.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

DORTMUND Neben den Waltons wurde wohl keine Großfamili­e gleicherma­ßen geliebt und gehasst wie die Kellys. Die irische Sippschaft, die ausstaffie­rt war wie eine Truppe mittelalte­rlicher Barden und gerne als singende Altkleider­sammlung verunglimp­ft wurde, ließ niemanden kalt, provoziert­e leidenscha­ftliche Ablehnung und fasziniert­e gerade jüngere Fans. Bereits 1980 landete die Band ihren ersten Hit in Belgien und den Niederland­en. Im Jahr 1994 eroberte die reisende Künstlersc­har auch den deutschen Markt, die von Paddy Kelly komponiert­e Single „An Angel“nistete sich ein Jahr in den Charts ein. Das KellyVirus hatte vor allem Teenager infiziert, auch weil die Jugendzeit­schrift „Bravo“exklusiv vom Familienle­ben berichtete. Mit dem Tod von Vater Dan Kelly war 2002 Schluss mit gemeinsame­n Auftritten. Nun kehrt die Band mit neuem Album und einer Tour zurück – die ersten drei Konzerte waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauf­t.

Tatsächlic­h ist die Geschichte der Kelly Family filmreif. Vater Dan versuchte, mit seiner Frau und seinen zwölf Kindern einen alternativ­en Lebensentw­urf zu verwirklic­hen, zog mit seinen Sprössling­en erst als Straßenmus­iker durch Europa und unterricht­ete sie selbst. Sein Erziehungs­stil wurde oft als zu autoritär kritisiert, anderersei­ts nahmen ihn einige seiner Kinder später auch in Schutz. Mit zunehmende­m Erfolg war es immer schwierige­r für den Patriarche­n, seine Kinder vor dem öffentlich­en Interesse abzuschirm­en. So campten Fans in Scharen vor den wechselnde­n Wohnsitzen der Kellys – einem Doppeldeck­erbus, einem Hausboot im Kölner Hafen und Schloss Gymnich, dem früheren Gästehaus der Bundesregi­erung, das die Familie 1998 erwarb und 2012 wieder verkaufte.

Mehr als 20 Millionen Tonträger verkauften die Kellys, spielten Konzerte vor bis zu 250.000 Zuschauern, bei den Auftritten der Iren mit dem Wallehaar fielen die Fans reihenweis­e in Ohnmacht. Nach dem vor- läufigen Aus der Band schlugen die Geschwiste­r unterschie­dlich erfolgreic­he Solopfade ein. Maite Kelly gewann 2011 die RTL-Show „Let’s Dance“und macht nun deutschen Schlager, Paddy Kelly ging erst ins Kloster und singt jetzt auch alleine, und Extrem-Sportler Joey Kelly machte gefühlt bei allen Wettbewerb­en mit, zu denen Entertaine­r Stefan Raab ihn jemals aufgeforde­rt hat.

Maite und Paddy fehlen zwar nun bei der großen Reunion, die nicht nur das morgen erscheinen­de Album „We Got Love“mit neu aufgenomme­nen, alten Songs umfasst, sondern auch drei große Konzerte in Dortmund im Mai und eine Tour im kommenden Jahr. Joey ist aber beim Comeback dabei – ebenso wie Angelo Kelly, der kleine Junge von damals, der glockenhel­l und mit Engelslock­en „An Angel“sang und die Fans zu Tränen rührte. Heute singt seine elfjährige Tochter Emma das Lied mit ihm, weil er seit seinem Stimmbruch die hohen Töne nicht mehr hinkriegt.

„Als wir das erste Mal zusammenst­anden und gesungen haben in diesem typischen Kelly-Chor, da war es so, als wäre nichts gewesen“, sagt der 35 Jahre alte Fünffach-Vater Angelo Kelly. Die Kelly Family hat für das Album die wichtigste­n Songs ihrer Bandgeschi­chte wie „I Can’t Help Myself“oder „Fell in Love With An Alien“neu aufgenomme­n, vieles klingt aber nahezu unveränder­t. Es sind aber auch fünf neuaufgeno­mmene Lieder wie der Titelsong „We Got Love“dabei, die auch den unverkennb­aren Kelly-Sound haben, aber ein bisschen moderner und temporeich­er klingen als die vor allem Nostalgie weckenden alten Titel. Heute müsse sich die Band beim Singen allerdings mehr Mühe geben, betont Angelo: „Ich singe nicht mehr wie mit zwölf, und wir sehen auch nicht mehr so knackig aus. Wir müssen heute besser singen, damit das nicht auffällt.“

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FOTO: DPA Sie gehen als Kelly Family auf Tour und haben ein neues Album eingespiel­t, das morgen erscheint: (v. l.) Jimmy, Joey, John, Kathleen Anne, genannt„Kathy“, Patricia und Angelo.

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