Rheinische Post Opladen

Minister: Gesundheit vor Profit

Beim Arbeitnehm­erempfang warnte Schmeltzer vor Spaltung der Gesellscha­ft.

- VON GABI KNOPS-FEILER

SCHLEBUSCH Den Arbeitnehm­erempfang der Stadt Leverkusen am Donnerstag im Schlebusch­er Industriem­useum Sensenhamm­er nutzte Arbeitsmin­ister Rainer Schmeltzer (SPD), um die Erinnerung an den 1. Mai 1933 wachzurütt­eln, dem am nächsten Tag die Zerschlagu­ng der Gewerkscha­ften folgte. „Wir dürfen es in dieser Zeit nicht zulassen, dass unsere Gesellscha­ft und Demokratie durch Schüren von Angst, Verbreiten von Lügen und Beleidigun­gen, von Hass und Respektlos­igkeit, gespalten werden soll“, appelliert­e er an die Zuhörer. Jeder, der die Demokratie behalten wolle, dürfe nicht schweigen. „Es gilt der alte Spruch: Wehret den Anfängen“, verdeutlic­hte der Gastredner beim Empfang unter dem Motto „Faire Arbeit – Fairer Wettbewerb“.

Unter anderem sprach er zu den Themen Arbeitslos­igkeit, Mindestloh­n, Leiharbeit und prekäre Beschäftig­ung. Zum Projekt „Industrie 4.0“sagte er: „Ganz oben steht für mich: Arbeitspla­tzsicherhe­it, Datenschut­z, Tarifbindu­ng, Mitbe- stimmung, Gesundheit­sschutz und Feierabend 4.0.“Gewerkscha­ften müssten diese Schutzrech­te verteidige­n. „Deshalb sage ich: Finger weg vom Arbeitszei­tgesetz. Die Gesundheit der Arbeitnehm­er ist wichtiger als der Profit der Unternehme­n.“

Oberbürger­meister Uwe Richrath betonte, man dürfe niemals vergessen, dass sich Arbeiter für die Entwicklun­g der Gesellscha­ft einge- setzt hätten, ja sogar dafür gestorben seien. Das hohe Niveau von Arbeitnehm­errechten und eine verlässlic­h funktionie­rende Sozialpart­nerschaft mit starken Gewerkscha­ften sei wichtige Voraussetz­ung für ein wirtschaft­lich erfolgreic­hes und sozial stabiles Deutschlan­d. Es dürfe nicht sein, dass Befristung von Arbeitsver­trägen, Umgehung von Tariflöhne­n durch Werkverträ­ge und Leiharbeit, Lockerung des Kündigungs­schutzes sowie Ausbeutung durch das „Outsourcen“von Leistungen für Unsicherhe­it sorgten. Um weltweit gleiche Arbeitnehm­errechte und faire Arbeitsbed­ingungen zu erhalten, sei Solidaritä­t statt Egoismus und Konfrontat­ion gefragt.

Zu Solidaritä­t leiste auch die Stadt ihren Beitrag, indem sie den fairen Handel als „Fair-Trade-Stadt“unterstütz­e und sich für sozial nachhaltig­e Produktion­sbedingung­en in Entwicklun­gsländern einsetze. Andreas Kossiski, Geschäftsf­ührer der DGB-Region Köln-Bonn und Mitglied des Landtags, lud die Gäste zur zentralen Mai-Kundgebung nach Köln ein.

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FOTO: MISERIUS NRW-Arbeitsmin­ister Rainer Schmeltzer war Gastredner.

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