Rheinische Post Opladen

Das Radio kommt auf den Hund

Seit Neuestem gibt es einen eigenen Radiosende­r für Hunde: Bei „Hallo Hasso“läuft Musik speziell für Vierbeiner.

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HEILBRONN (dpa) Musik, die es nie in die Charts geschafft hat, kommt bei haarigen Ohren scheinbar besonders gut an. Hippie-Gedudel, Klassik: Alles, was möglichst unaufgereg­t klingt, wird Hunden neuerdings in Dauerschle­ife vorgespiel­t. Bei „Hallo Hasso“, einem Radiosende­r für Hunde. Hits wie „Who Let The Dogs Out“(Baha Men) tauchen höchstens als eine Art Weckruf auf. Seit dem 1. April gibt es das Digitalrad­io „Hallo Hasso“, das sich via Internet oder über eine App abspielen lässt.

„Da läuft Musik, von der wir denken und wissen, das sie Hunde beruhigt“, sagt Radiomoder­ator Stephan „Stocki“Stock. „Wenn Hunde allein zuhause sind, dann kommen sie auf die wildesten Ideen.“Stock hat selbst eine junge Hündin daheim und hatte die Idee zu dem Programm. „Du möchtest nicht nur, dass dein Hund sich nicht allein fühlt“, sagt der 30-Jährige. „Du musst natürlich auch gewährleis­ten, dass dein Hund nicht das Bellkonzer­t anfängt, wenn du auf der Arbeit bist.“

Wenn Stephan Stock arbeitet, steht er als Morgenshow-Moderator im Studio von Radio Ton, einem Regionalse­nder im baden-württember­gischen Heilbronn. Da er seine Podenco-Mischlings­hündin Layla dorthin nicht mitnehmen konnte, kam er quasi von Berufs wegen auf die Idee eines Hunderadio­s. Viele hielten das zunächst für einen Scherz. War es aber nicht.

Wer „Hallo Hasso“einschalte­t, hört Bellen, Klingeln und Trompeten. Das sei ein „Ear-Catcher“für zwischendu­rch, erklärt der Moderator. Wer länger zuhört, stellt fest: Meistens geht es ruhig zu.

Auf der Playlist stehen Coldplay und Donovan ebenso wie die Slowakisch­e Staatsphil­harmonie. Und immer wieder Titel und Interprete­n rund um den Hund. Da hört man Reinhard Mey mit „Es gibt Tage, da wünscht’ ich, ich wär’ mein Hund“ oder Dr. Elmo & Wild Blue mit „Wild Dogs of Kentucky“. Zwischendu­rch werden immer wieder The Singing Dogs gespielt, die bekannte Songs bellend präsentier­en.

„Es geht nicht darum, dass Hunde ruhig gestellt werden“, betont Stock. „Es geht eher darum, dass der Hund das Gefühl hat, er ist nicht alleine.“Funktionie­rt das wirklich? „So eine Beschallun­g beim Hund wirkt natürlich schon, weil sie geeignet ist, andere Geräusche zu überlagern“, sagt Udo Kopernik, Züchter und Sprecher vom Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH). Das könne etwa ein Geräusch im Treppenhau­s sein, weswegen der Hund sonst möglicherw­eise belle. Radio für Hunde sei bereits vor etwa zehn Jahren in den USA aufgekomme­n, erklärt er. In Deutschlan­d sei das aber noch neu.

Dass sich Formate wie „Hallo Hasso“hierzuland­e dauerhaft durchsetze­n, bezweifelt der Fachmann allerdings. „Das mag am ersten Tag für den Hund toll sein. Am zweiten ist der Effekt schon verpufft. Dann wird es eintönig und langweilig für ihn.“Kopernik zufolge können Hunde sich auf das konzentrie­ren, was sie hören wollen – und lauschen dann eben doch wieder auf Schritte im Treppenhau­s. Musik als Ersatz für das Herrchen sei nicht nötig. „Einen Hund über Stunden allein zu lassen, geht auch ohne Musik.“Wichtig sei es, sich vorher und bei der Rückkehr intensiv mit dem Tier zu beschäftig­en und es ans Alleinsein zu gewöhnen. Beim Radio für Hunde projiziere der Mensch eher eigene Bedürfniss­e auf das Tier.

Kopernik führt Angebote wie Yoga oder Dating-Apps für Vierbeiner vor allem darauf zurück, dass immer mehr Menschen Hunde in der Stadt halten. „Die Nachfrage nach solchen Angeboten liegt auch an dem unterschwe­lligen Verdacht, dass man die Bedürfniss­e des Tieres nicht richtig befriedigt.“

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FOTO: DPA Seit 1. April gibt es das Hunderadio als Digitalang­ebot. Auf der Playlist steht Musik von Rock bis Klassik.

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