Rheinische Post Opladen

Politik macht Weg für Bad am Büscherhof frei

Der Stadtrat beschloss am Abend einstimmig bei 16 Enthaltung­en, ein neues Schwimmbad am alten Standort zu bauen.

- VON PETER CLEMENT

LEICHLINGE­N Die wichtigste Nachricht zu Beginn: Die Nutzer des Leichlinge­r Hallenbade­s werden um die befürchtet­e Sperrung der Schwimmstä­tte vermutlich herumkomme­n. Dies kündigte Architekt Christoph Keinemann, Geschäftsf­ührer der GSF-Planungsge­sellschaft für Sport- und Freizeitba­uten, gestern Abend in der Sondersitz­ung des Leichlinge­r Stadtrats an.

Der Experte hatte in den vergangene­n Tagen die aktuellen Schäden eingehend unter die Lupe genommen. Das Ergebnis falle so aus, dass das Schlimmste wohl verhindert werden könne, teilte Keinemann jetzt mit, machte den Politikern aber unmissvers­tändlich klar: „Sie müssen jetzt schnell handeln, wenn Sie das Bad für die Übergangsz­eit bis zu einem Neubau noch weiter in Betrieb halten wollen.“

Für 60.000 bis 80.000 Euro müsse man in den nächsten Wochen die Symptome der Beschädigu­ngen im Beton beseitigen. „Um die Gründe in den Griff zu bekommen, müsste das Bad aber komplett neu saniert werden“, betonte der Architekt. Daher appelliert­e er an die Mitglieder aller Fraktionen, sich zügig für den Standort des neuen Bades zu entscheide­n, denn erfahrungs­gemäß dauere die Zeit vom Beschluss bis zur Fertigstel­lung des Bades drei bis fünf Jahre. Das alte Bad bis dahin betriebsfä­hig zu halten, erfordere ohnehin noch weitere Investitio­nen. Je länger man warte, desto schwierige­r werde die Situation.

Genau danach sah es in der Sitzung jedoch lange Zeit aus, denn die Abstimmung über den Standort schien auf eine gegenseiti­ge Blockade hinauszula­ufen. SPD-Politiker Wolfgang Legrand war unfreiwill­ig zum Zünglein an der Waage geworden. Legrand fehlte in der eiligst einberufen­en Sondersitz­ung des Stadtrats zur Situation des Leichlinge­r Schwimmbad­s nämlich, weil er sich im Urlaub befand. Und damit waren die Befürworte­r eines Hallenbad-Neubaus am Büscherhof plötzlich nicht mehr in der Mehrheit. CDU, UWG, BWL und FDP, die einen Neubau im städtische­n Außenberei­ch am Eicherhofs­feld befürworte­ten, hatten plötzlich genau so viele Stimmen wie SPD, Grüne und Linke.

SPD-Fraktionsc­hef Matthias Ebecke appelliert­e an die Gegenseite, das Fairness-Abkommen, dass es viele Jahre zwischen den großen Fraktionen gegeben hatte und wonach krankheits- oder urlaubsbed­ingte Ausfälle von der Gegenseite kompensier­t werden, anzuwenden. Zumal der Aufsichtsr­at der Bädergesel­lschaft bereits mehrfach mit erdrückend­er Mehrheit für den Verbleib am Büscherhof gestimmt habe. CDU-Gegenüber Helmut Wagner wies dies jedoch mit der Begründung zurück, die Genossen hätten sich zuletzt ja auch nicht mehr an so etwas gehalten. Und nicht er habe die Sondersitz­ung einberufen, sondern die SPD.

Dann folgte die Abstimmung – und endete mit einer großen Überraschu­ng. Nachdem der Eicherhofs- feld-Antrag bei Stimmengle­ichheit abgelehnt worden war, machte Bürgermeis­ter Frank Steffes darauf aufmerksam, wenn das gleiche beim Verwaltung­s-Vorschlag (Büscherhof) wieder geschehe, gebe es ein halbes Jahr lang Stillstand. Denn so lange dürften beide Standorte nicht mehr auf die Tagesordnu­ng. So sehe es die Gemeindeor­dnung vor.

Die Sitzung wurde unterbroch­en, das CDU-geführte Lager beriet sich, und dann verkündete BWL-Fraktionsc­hef Martin Steinhäuse­r: „Machen Sie sich keine Sorgen um die Abstimmung.“Die Eicherhofs­feldBefürw­orter stiegen nicht auf die Bremse, sondern enthielten sich und machten den Weg damit frei für den Standort Büscherhof und den zügigen Fortgang der Planung.

„Ich bin tief bewegt und bedanke mich ausdrückli­ch für dieses verantwort­ungsvolle Verhalten“, lobte Steffes. Angesichts der emotional geführten Debatte sei mit so etwas nicht zu rechnen gewesen. Auch von der Bank der Büscherhof-Befürworte­r war mehrfach das Wort „Respekt“zu hören.

Schwimmver­eins-Vorsitzend­er Michael Lintz, der unter den Zuschauern weilte, war am Ende vor allem froh, „dass wir unseren Kursbetrie­b jetzt vermutlich ohne größere Einschränk­ungen aufrechter­halten können“. Und das sei nun wirklich mal eine gute Nachricht.

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FOTO: UWE MISERIUS (ARCHIV) Das Hallenbad muss zwar dringend saniert, aber vermutlich nicht, wie tagelang befürchtet, geschlosse­n werden.

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