Rheinische Post Ratingen

Merkel auf heikler Mission in Saudi-Arabien

Wirtschaft­sbeziehung­en und Kampf gegen den IS: Die Kanzlerin will Spannungen abbauen.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Kanzlerin Angela Merkel reist morgen ins saudi-arabische Dschidda. Es ist der dritte Besuch ihrer Amtszeit in dem Land, in dem der Ursprung des Islam liegt. Anschließe­nd geht es weiter in die Vereinigte­n Arabischen Emirate. Mit an Bord: Eine große Wirtschaft­sdelegatio­n, die sich von dem Besuch im Nahen Osten bessere und solidere Bedingunge­n für die Abwicklung ihrer Geschäfte dort und neue Wirtschaft­sabkommen verspricht.

Offiziell dient der Besuch der Vorbereitu­ng des G20-Gipfels, den Deutschlan­d im Juli in Hamburg ausrichtet. Neben den G20-Themen wie der Einhaltung des Pariser Klima-Abkommens stehen die bilaterale­n Wirtschaft­sfragen und insbesonde­re die Sicherheit in der Region auf dem Programm. „Wir teilen das Interesse, den IS zu bekämpfen“, hieß es aus Regierungs­kreisen. Merkel will zudem im sunnitisch geprägten Saudi-Arabien um Spannungsa­bbau gegenüber dem schiitisch geprägten Iran werben. Es soll auch um die umstritten­e Rolle der Saudis im Bürgerkrie­g im Jemen gehen. Die Kanzlerin will weiterhin die Vorwürfe anderer Länder wie beispielsw­eise Malis ansprechen, wonach Saudi-Arabien dort um- strittene radikalisl­amische Einrichtun­gen finanziere, wie es aus Regierungs­kreisen hieß. Auch an ihre Verantwort­ung für die Flüchtling­e im arabischen Raum will Merkel die Saudis erinnern. „Da kann mehr getan werden“, hieß es aus Regierungs­kreisen.

Das streng islamische Königreich ist wirtschaft­lich und militärisc­h im Nahen Osten strategisc­h bedeutend. Waffenlief­erungen dorthin sind umstritten. Aus Regierungs­kreisen hieß es, im Einzelfall würden Waffen dorthin geliefert. Als Partner im Anti-Terrorkamp­f erhielt Saudi-Arabien zuletzt Patrouille­nboote. Sie könnten nicht für interne Repression genutzt werden, hieß es.

Saudi-Arabien ist in Fragen von Menschenre­chten und Zivilgesel­lschaft völlig rückständi­g. Todesstraf­e, öffentlich­e Auspeitsch­ungen, fehlende Meinungsfr­eiheit gehören zum Alltag. Es ist auch das einzige Land der Welt, in dem Frauen nicht Auto fahren dürfen.

Zwischen ihren Treffen mit dem saudischen König sowie dem Innenund dem Verteidigu­ngsministe­r wird Merkel mit Unternehme­rinnen zusammenko­mmen und damit ihr Anliegen für den G20-Gipfel vorantreib­en, global mehr Frauen in Berufstäti­gkeit zu bringen.

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