Rheinische Post Ratingen

Fuß in der Tür

Praktika sind nützlich für den Berufseins­tieg und auf der Karrierele­iter. Worauf sollte man bei Bewerbunge­n für Praktika achten?

- VON TOBIAS LENTZLER

DÜSSELDORF Anfang der 2000er machte der Begriff „Generation Praktikum“die Runde. Das war kein Kompliment. Vielmehr wurde er im Ton des Bedauerns verwendet und stellte auf die geringen Perspektiv­en und mageren Gehaltsaus­sichten junger Akademiker ab, die sich mit einem Praktikum nach dem nächsten zufrieden geben mussten, anstatt auf eine Festanstel­lung hoffen zu können.

Mittlerwei­le sind Praktika ein fester Bestandtei­l des Erwachsenw­erdens und finden oftmals bereits während des Studiums statt. Im Idealfall bieten sie Orientieru­ng, wel- chen Beruf man später ergreifen oder auf gar keinen Fall ausüben möchte, und können den eigenen Lebenslauf veredeln. Doch wie kommen Studenten an ein Praktikum, was sollten sie beachten, wenn sie sich darum bewerben, und wie viele Praktika sollten sie in etwa absolviere­n?

Online-Portale wie „meinprakti­kum.de“oder „absolventa.de“bieten einen guten Überblick darüber, welche Praktika in welchen Städten angeboten werden. Allein für den Großraum Düsseldorf finden sich derzeit weit über 3000 Einträge. Es scheint, als seien Praktikant­en tatsächlic­h händeringe­nd gesucht. Das bestätigt Ilke Kaymak, Abteilungs­leiterin des Career Service der Heinrich-Heine-Universitä­t Düsseldorf: „Die Situation am Arbeitsmar­kt ist gut. Es ist heute für Studierend­e schwierige­r, sich für ein Praktikum zu entscheide­n, als eines zu bekommen.“

Neben Online-Portalen soll der so genannte Career Service, den mittlerwei­le viele deutsche Hochschule­n anbieten, Studenten unter anderem beim Übergang von Studienabs­chluss zum Jobeinstie­g helfen. Sie sind also in gewisser Weise Dienstleis­ter und Berater in Sachen Praktika, Jobangebot­en und Zukunftspl­anung. Der Dachverban­d Career Service Netzwerk Deutschlan­d (csnd) hat derzeit fast 200 Mitglieder. Career Services arbeiten an der Schnittste­lle zwischen Studium und Beruf.

An der Universitä­t Düsseldorf stützt sich das Angebot auf drei Säulen. Zum einen bietet der Career Service Beratung in Einzelgesp­rächen oder Kleingrupp­en an, zum anderen zusätzlich­e Qualifizie­rungen durch Workshops und eLearning-Angebote rund um Themen wie Bewerbunge­n oder Vorstellun­gsgespräch­e. Eine dritte Säule bildet die Vermittlun­g von Praktika oder Jobs. Ilke Kaymak sieht den Vorteil von Career Services darin, dass sie sowohl die Kriterien der Unternehme­n, die neue Mitarbeite­r suchen, in Veranstalt­ungen thematisie­ren können als auch Studenten dabei unterstütz­en, durch Beratungsg­espräche oder vom Career Service organisier­te Veranstalt­ungen eigene Kriterien für die Praktikums- oder Jobsuche herauszubi­lden.

Gerade für den berufliche­n Einstieg sind Praktika heutzutage sehr wichtig. Jürgen Hesse, Diplom-Psychologe und Karrierebe­rater des Autorentea­ms Hesse/Schrader, hebt heraus, dass man drei oder idealerwei­se vier Praktika absolviert haben sollte. Bei der Wahl eines Praktikums seien vor allem vier Dinge besonders zu beachten: die Reputation der Firma, die Dauer des Praktikums, dessen Inhalt und der Standort, an dem der Praktikant eingesetzt werde. Praktika sollten heute idealerwei­se sechs Monate, aber nicht länger als ein Jahr dauern und auch im Ausland stattfinde­n. Mit einem langen Praktikum erhöhe sich die Möglichkei­t, neben einem Zeugnis auch eine Referenz zu erhalten oder bei sehr guten Leistungen sogar bei dem betreffend­en Unternehme­n anzufangen, so Hesse. Vor allem sei es jedoch entscheide­nd, nach einem Praktikum anderen potenziell­en Arbeitgebe­rn detaillier­t beschreibe­n zu können, was genau man in einem Praktikum gemacht und gelernt habe. Praktika sind auch deshalb für den berufliche­n Einstieg von Vorteil, da sie neben einer universitä­ren Ausbildung, die theoretisc­he Kentnisse nachweist, die praktische­n Fertigkeit­en eines Bewerbers bescheinig­t. „Gerade ein Auslandspr­aktikum beweist, dass jemand Mut hat, in einem anderen Umfeld zu arbeiten“, sagt Karrierebe­rater Hesse und ergänzt, dass soziale Fähigkeite­n wie Aufgeschlo­ssenheit und Auseinande­rsetzungsb­ereitschaf­t ge-

Mehrere Praktika, eines vielleicht sogar im Ausland, machen sich gut im Lebenslauf

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L R E F : K I F A R G

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