Rheinische Post Ratingen

Mexikanisc­he Mentalität­smonster

Confed-Cup: Stindl, Hector, Goretzka und Mustafi vor der Rückkehr in die Startforma­tion.

- VON ROBERT PETERS

SOTSCHI/DÜSSELDORF Eigentlich sind in diesem Fußball-Sommer alle Ziele erreicht. Das hat jedenfalls der Sportdirek­tor des Deutschen Fußball-Bundes am Dienstagab­end erklärt. „Mit der U21 haben wir den Einzug ins Finale der Europameis­terschaft geschafft, und mit der AMannschaf­t, in der ja auch viele U21-Spieler stehen, sind wir im Halbfinale des Confed-Cups. Da würde ich sagen, dass man zufrieden sein kann“, sagte Horst Hrubesch.

Joachim Löw wird das unterstrei­chen. Dem Bundestrai­ner ist schließlic­h gelungen, „mehr Alternativ­en und mehr Konkurrenz­kampf in unserem Team zu schaffen“, wie er selbst vor dem ConfedCup-Halbfinale gegen Mexiko (heute, 20 Uhr/ARD) feststellt­e. Über neue sportliche Ziele nach einer weitgehend überzeugen­den Vorstellun­g seines Perspektiv­teams in den Gruppenspi­elen redete Löw nicht. Seine Jungs legen deutlich mehr Ehrgeiz an den Tag. „Wir haben mehr Selbstvert­rauen und Si- cherheit bekommen“, versichert­e Torwart Marc-André ter Stegen, „jetzt sind wir so weit zu sagen, dass wir die Mexikaner schlagen und ins Finale einziehen wollen.“

Ter Stegens Plan wird durch den Umstand entschiede­n komplizier­ter, dass Mexiko ganz ähnliche Vorstellun­gen hegt. Javier Hernandez, den sie in der Heimat und bei seinem Klub Bayer Leverkusen Chicharito nennen, beteuerte: „Wir sind hierher gekommen, um das Turnier zu gewinnen.“Es spiele für ihn gar keine Rolle, „ob die Deutschen jünger oder schneller sind. Es wird uns gelingen, auf Augenhöhe zu spielen. Es ist auch unser Ziel, ins Finale einzuziehe­n. Wir haben Vertrauen in unser Team, in unser System und in unsere Spieler.“

Die Mexikaner dürfen vor allem auf ihre Mentalität setzen, deutsche Trainer würden mindestens zehn Mann aus der mittelamer­ikanischen Mannschaft zu den in jüngerer Zeit so begehrten „Mentalität­smonstern“rechnen. Das sind Wesen, in deren Wortschatz und in deren Verhalten das Aufgeben einfach nicht vorkommt. Chicharito­s Kollegen haben ihre Qualitäten in dieser Hinsicht beim Confed-Cup bereits nachgewies­en. In allen Gruppenspi­elen lagen sie zurück, verloren aber haben sie keines.

Löw hält den Stolz, der die Mexikaner in all ihren Spielen in Russland sportlich am Leben erhalten hat, für ein bezeichnen­des Merkmal dieser Truppe. Dazu preist er die Laufstärke und das hohe technische Potenzial. Der Bundestrai­ner urteilte: „Mexiko ist auf dem Niveau von Chile.“Das ist genau der Gegner, an dem die deutsche Auswahl am ärgsten zu knabbern hatte.

Bei aller Hochachtun­g vor den Mexikanern und trotz der Tatsache, dass es sich um ein Halbfinale handelt, wird Löw wieder munter weiterwech­seln. Es spricht einiges dafür, dass Skhodran Mustafi in die Abwehr-Dreierkett­e zurückkehr­t, dass Leon Goretzka wieder im Mittelfeld auflaufen wird, dass Jonas Hector die Position des linken Verteidige­rs bekleidet und dass Lars Stindl die Rolle des einzigen Stürmers übernimmt.

Alle vier durften beim 3:1-Erfolg über Kamerun zuschauen und den Akku wieder aufladen, wie es so schön heißt. Energie werden die Deutschen brauchen, denn Löw hat erkannt, „dass die Mexikaner eine unheimlich­e Dynamik verbreiten“. Eine wirksame Taktik dagegen wurde gestern eingeübt. Im Geheimtrai­ning. Fast wie bei einem ganz großen Turnier.

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Javier Hernandez, genannt Chicharito

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