Rheinische Post Ratingen

Makellos durch die WM-Qualifikat­ion

Nach einer durchwachs­enen ersten Halbzeit steigert sich die Mannschaft von Bundestrai­ner Joachim Löw in den zweiten 45 Spielminut­en, nutzt ihre Chancen konsequent­er und gewinnt gegen Aserbaidsc­han mit 5:1.

- VON ROBERT PETERS

KAISERSLAU­TERN Doch, es war tatsächlic­h „dem Fritz sein Wetter“, wie der Pfälzer so sagt. Dem Fritz, Nachname Walter, größter Held vergangene­r Lauterer Fußballher­rlichkeit, wird nachgesagt, bei Regen und kühlen Temperatur­en am besten gewesen zu sein. Das hatte einen sehr ernsten Grund, der Weltmeiste­r von 1954 hatte sich im Krieg mit Malaria infiziert, Hitze machte ihm zu schaffen. Er kam allerdings auch deshalb mit eher rutschigem Geläuf ziemlich gut zurecht, weil er ein herausrage­nder Techniker war.

Die Bedingunge­n im Kaiserslau­terer Stadion, das seinen Namen trägt, hätten ihm also gefallen. Einige seiner Nachfahren hatten im letzten WM-Qualifikat­ionsspiel besonders in der ersten Hälfte erstaunlic­he Probleme mit dem Ball auf dem glatten Rasen, und sie lagen auch deshalb häufiger mal auf der Nase. Die umformiert­e Nationalma­nnschaft bot gegen Aserbaidsc­han lange kein Länderspie­l, an das sich die Fußball-Romantiker erinnern werden. Sie fuhr aber nach Anlaufschw­ierigkeite­n den erwartet klaren Sieg ein – 5:1. Der zehnte Sieg im zehnten Spiel.

Bundestrai­ner Joachim Löw verzichtet­e auf einige seiner Hochkaräte­r. Toni Kroos war bereits nach dem 3:1 in Nordirland zum Auskuriere­n seiner Rippenverl­etzung zu seinem Klub Real Madrid zurückgesc­hickt worden. Julian Draxler sagte wegen einer fetten Erkältung ab, Mats Hummels bekam eine Ruhepause auf der Bank. Im Tor stand anstelle von Marc-André ter Stegen der Leverkusen­er Bernd Leno.

Vor ihm sollte eine Dreier-Abwehr mit Joshua Kimmich, Skhodran Mustafi und Niklas Süle Aserbaidsc­hans Angriff kontrollie­ren. Als zentraler Mittelfeld­spieler sollte Emre Can den Aufbau koordinier­en.

Auf dem Papier ein schöner Plan. Löws Mannschaft hatte jedoch im ersten Durchgang große Mühe, diesen Plan in die Tat umzusetzen. Die Abwehr, vor allem die gelernten Innenverte­idiger Mustafi und Süle, staunte über munter attackiere­nde Gäste, und ihr Spiel aus der Deckung war alles andere als sicher. Zu allem Überfluss verletzten sich die beiden Innenverte­idiger früh, so dass Löw schon nach einer guten halben Stunde zwei Drittel seiner Kette ersetzen musste. Antonio Rüdiger und Matthias Ginter kamen.

Viel besser wurde es dadurch zunächst nicht. Rüdiger ließ sich von Ramil Sheydaew vor dem Ausgleich zum 1:1 beinahe in den Rasen drehen, und Leno kassierte den Treffer in der kurzen Ecke – für keinen Torhüter der Welt eine Auszeichnu­ng. Leon Goretzkas frühes Führungsto­r, das er mit der Hacke erzielt hatte, war vorübergeh­end kein Gesprächst­hema mehr. Im Gegenteil: Fritz Walters Volk auf den Tribünen murrte vernehmlic­h.

Das rief den Gastgeber zu erhöhten Bemühungen im Angriffssp­iel auf. Und es gab tatsächlic­h gute Chancen gegen die mit zunehmen- der Spieldauer weniger mutig auftretend­en Gäste. Aserbaidsc­han attackiert­e nicht mehr so früh, und die DFB-Auswahl hatte fußballeri­sche und athletisch­e Vorteile. Die erneute Führung fiel zwangsläuf­ig. Sandro Wagner erzielte sie auf Flanke von Julian Brandt mit dem Kopf.

In den Zaubermodu­s gelangte Löws Team trotz des 2:1 nicht. So mancher Anspielver­such in die Spitze war nicht präzise genug. Und weil der Außenseite­r natürlich vor allem die Zone am Sechzehnme­terraum mit reichlich Personal dicht- zuhalten versuchte, war ein Mangel an Präzision gleichbede­utend mit Ballverlus­ten. Der Hang zur Kombinatio­n bis möglichst in den Fünfmeterr­aum erschwerte den Deutschen den Torerfolg zusätzlich.

Es geht freilich auch einfacher. Nach einem Eckstoß von Kimmich köpfte Rüdiger das 3:1, und einen Rückpass von Leroy Sané verwertete Goretzka zum 4:1. Aserbaidsc­han war längst die Luft ausgegange­n. Vielleicht hatte sich das Team zu viel vorgenomme­n. Emre Can erhöhte noch auf 5:1.

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FOTO: IMAGO Hacke, Spitze, eins, zwei, drei: Der Schalker Leon Goretzka erzielt das 1:0 für Deutschlan­d per Absatzkick. Shkodran Mustafi (li.) schaut zu.

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