Rheinische Post Ratingen

Kunst unterm Hammer zu Wismers Abschied

Mit einer Kunstaukti­on verabschie­dete sich Beat Wismer nach zehn Jahren als Kunstpalas­t-Chef. Er übergab an Felix Krämer.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Ein Schweizer aus Aarau im rheinische­n Düsseldorf? Ob das wohl gut geht? Das haben sich vor zehn Jahren bestimmt einige gefragt, als Beat Wismer sein Amt als Generaldir­ektor der Stiftung Museum Kunstpalas­t antrat. „Der Biet kommt, hieß es damals, denn jeder kannte den englischen Begriff Beat und die Beatles, aber keiner wusste den Vornamen Beat korrekt auszusprec­hen“, erinnerte sich Kuratorin Barbara Till bei der Abschiedsf­eier ihres scheidende­n Chefs, der nun nach Zürich zieht.

Der verschmitz­te 64-Jährige mit dem unverwechs­elbaren Schweizer Tonfall hat es allen gezeigt: Er brennt für die Kunst und hat viele im Verborgene­n liegende Schätze der Düsseldorf­er Museumssam­mlung ans Licht gebracht. Ein Jahrzehnt lang hat er für Kontinuitä­t gesorgt, das Haus internatio­nal aufgestell­t – und das allen Widrigkeit­en zum Trotz wie dem seit Jahren kaputten Dach, dem geschlosse­ne Café, den knappen Kassen. Der Museumsman­n hat den Bogen von Cranach bis Picasso und Warhol geschlagen und dabei die Düsseldorf­er Szene – Konrad Klapheck, Eat Art, Hans-Peter Feldmann – nicht vernachläs­sigt.

Unverhofft gaben sich Tizian und Tintoretto, Rembrandt und El Greco, Zurbaran und Cranach ein Rendezvous, alte Meister, die man bislang kaum im Ehrenhof sah. Wismer stellte Jean Tinguelys skurrile Spielmasch­inen in einen aktuellen Kontext, bereitete Andreas Gursky die schönste Schau, und mit der Fotokunst von Axel Hütte läuft derzeit seine letzte Ausstellun­g. Während der Ära Beat Wismer besuchten ne- ben Königin Letizia aus Spanien und Alt-Bundespräs­ident Joachim Gauck über 2,2 Millionen Menschen die Ausstellun­gen und Sammlungsp­räsentatio­n im Kunstpalas­t am Ehrenhof.

„Auch den Freundeskr­eis hat Beat Wismer erfolgreic­h wiederbele­bt, ihn stabilisie­rt“, betonte Georg Thoma, Vorsitzend­er der Freunde Museum Kunstpalas­t. Der vor 52 Jahren gegründete Verein hatte die Feier unter dem Motto „Beauty Is A Rare Thing“(Schönheit ist ein seltenes Ding), in Anspielung auf ein Saxofonstü­ck von Ornette Coleman im Robert-Schumann-Saal ausgericht­et.

Gekommen waren viele bekannte Gesichter: die Künstler Heinz Mack, Elger Esser, Andreas Gursky und Frauke Dannert, die privaten Sammler Carlo Schröter, Wolfgang Hanck, Willi Kemp, Thomas Olb- richt sowie Dan und Gil Bronner; der Galerist Hans Paffrath war gekommen, der ehemalige Kulturdeze­rnent Hans-Heinrich GrosseBroc­khoff und der amtierende, Hans-Georg Lohe. Aber auch die Neuen in der Stadt ließen sich den launig inszeniert­en Abend nicht entgehen: Wismers Nachfolger Felix Krämer – seit einer Woche im Amt – und Susanne Gaensheime­r, Direktorin der Kunstsamml­ung Nordrhein-Westfalen.

Oberbürger­meister Thomas Geisel sagte in seiner Ansprache, wie sehr der künstleris­che Leiter und Kurator aus Leidenscha­ft in seiner Zeit „unserem Museum Kunstpalas­t national und internatio­nal ein beachtlich­es Renommee verschafft hat und wie sehr er der Kunstmetro­pole Düsseldorf seinen Stempel aufgedrück­t hat“. Geisel betonte zudem, wie wichtig das Engagement der Zivilgesel­lschaft auch in Zukunft sei, um das „Museum mit der Strahlkraf­t weiterzufü­hren“.

Damit lieferte Geisel die Vorlage für die bislang erst zweite Kunstverst­eigerung in der Geschichte des Fördervere­ins. Mit Charme und Humor sorgte Arno Verkade, Chef von Christie’s Deutschlan­d, für eine unterhalts­ame Auktion und animierte die Anwesenden dazu, die Bieterkart­en zu zücken. Unter den 19 von Künstlern, Galerien und Sammlern gestiftete­n Kunstwerke­n, unter anderem von Gursky, Mack, Uecker, Ruff, Knoebel und Kricke, sorgten vor allem zwei Top-Lose für Aufsehen. Die Bronze-Plastiken von Thomas Schütte machten mit jeweils 74.000 und 100.000 Euro das Rennen, bei dem ein per Telefon zugeschalt­eter Bieter aus London kräftig mitmischte.

„Der Erlös von insgesamt 268.200 Euro hat unsere Erwartunge­n weit übertroffe­n“, sagte der neue Kunstpalas­t-Leiter Felix Krämer. Denn somit kann Beat Wismers Wunsch, ein Werk des 2013 verstorben­en Malers Günther Förg für die Museums-Sammlung zu erwerben, erfüllt werden.

 ?? FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Der alte und der neue Leiter in ihrem Kunstpalas­t: Beat Wismer (l.) bei seinem Ausstand am Ehrenhof, seit Anfang des Monats hat dort Felix Krämer das Sagen. Gemeinsame Sache machten sie nun bei einer Kunstaukti­on, die 268.200 Euro einbrachte.
FOTO: ANDREAS BRETZ Der alte und der neue Leiter in ihrem Kunstpalas­t: Beat Wismer (l.) bei seinem Ausstand am Ehrenhof, seit Anfang des Monats hat dort Felix Krämer das Sagen. Gemeinsame Sache machten sie nun bei einer Kunstaukti­on, die 268.200 Euro einbrachte.

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