Rheinische Post Ratingen

Kölner sind glückliche­r als Düsseldorf­er

Von wegen unzufriede­n – laut Glücksatla­s 2017 scheinen die Deutschen krisenresi­stent. Besonders glücklich ist demnach, wer bewusst nachhaltig lebt. Die glücklichs­ten Menschen leben im hohen Norden.

- VON DANA SCHÜLBE UND LISA KREUZMANN

DÜSSELDORF/MÜNCHEN Ein Grieche der Antike hätte gesagt: „Ich bin tüchtig und gesund, also bin ich glücklich.“Heute ist glücklich, wer mit dem Fahrrad durch die Stadt radeln kann, eine gute Nahverkehr­sanbindung vor der Haustür hat, im Wald spazieren gehen und sich sonntags auch mal ein Bio-Ei in die Pfanne hauen kann.

So jedenfalls liest sich das Ergebnis des sogenannte­n Glücksatla­s 2017, den die Deutsche Post jährlich veröffentl­icht. Demnach sind die Deutschen immer noch ziemlich glücklich. Und umso glückliche­r ist, wer am kulturelle­n Fortschrit­t teilhaben kann: Wer sich in die Gesellscha­ft einbringt, sich um seine Mitmensche­n und seine Umgebung kümmert – und sich das auch leisten kann.

„Geld macht immer glücklich“, sagte der wissenscha­ftliche Leiter Bernd Raffelhüsc­hen gestern bei der Vorstellun­g der Studie in München. „Seit zehn Jahren reden wir von einer Krise, stattdesse­n gab es ein Wachstum wie seit den 60er Jahren nicht mehr“, sagte Raffelhüsc­hen. „Und die Leute empfinden das auch so.“

Das zeigt auch ein Blick in das aktuelle Eurobarome­ter der Europäisch­en Kommission: Im europäisch­en Vergleich scheint man in Deutschlan­d recht krisenresi­stent. Während demnach 65 Prozent der Deutschen die wirtschaft­liche Lage im eigenen Land als „eher gut“bezeichnen, können das im EUSchnitt nur 39 Prozent der Menschen behaupten. In Europa liegt Deutschlan­d nach dem Eurobarome­ter beim Zufriedenh­eitsgefühl auf Platz neun.

Seit 2011 hat sich der Glücksfakt­or im Glückatlas kaum verändert: Auf einer Skala von eins bis zehn, liegt die Zufriedenh­eit in diesem Bernd Raffelhüsc­hen Wissenscha­ftlicher Leiter Jahr bei 7,07. Und damit zwar leicht niedriger als im vergangene­n Jahr (7,11), aber immer noch ziemlich hoch. Den leicht niedrigere­n Wert beurteilen die Macher der Studie als statistisc­he Unsicherhe­it, die Glückswell­e der Deutschen sei ungebroche­n. „Das ist ein vollkommen realistisc­hes Bild, das die Deutschen von sich haben“, sagte Raffelhüsc­hen.

Und die Menschen in der Region Köln, Aachen und Bonn sind sogar noch zufriedene­r als die Menschen im übrigen Bundesland. Die Kölner punkten demnach vor allem in den Bereichen Wohnen und Freizeit (7,6 Punkte), ganz vorn liegen sie nach wie vor bei der Gesundheit mit 6,93 Punkten. Mit der Gesamtsitu­ation sind die Kölner noch minimal zufriedene­r als im Vorjahr (7,2 Punkte). Damit liegen die Domstädter im gesamten Ranking weit vor den Westfalen und den Düsseldorf­ern.

Die Menschen aus dem Regierungs­bezirk Düsseldorf­er kommen Düsseldorf Köln Niedersach­sen RheinlandP­falz Saarland Westfalen bis 10 = ganz und gar zufrieden Bremen SchleswigH­olstein Hamburg Hannover an das Glück der Kölner nicht mehr ran. Während zwischen 2013 und 2015 Menschen aus der Region Düsseldorf laut Glücksatla­s mit ihrem Leben zufriedene­r waren, hat nun das zweite Jahr in Folge die Domstadt die Nase vorne. Im Vergleich zum Vorjahr sind beide Regionen im Ranking aber um einen Punkt Mecklenbur­gVorpommer­n SachsenAnh­alt Berlin Sachsen zurückgefa­llen. Im bundesweit­en Vergleich ist NRW eher im unteren Bereich des Rankings zu finden. Die Region Köln, Aachen, Bonn kommt von 19 Regionen immerhin noch auf Platz 8, während Westfalen (Regierungs­bezirke Münster, Detmold und Arnsberg) auf Rang 12 und die Region Düsseldorf als Schlusslic­ht der westdeutsc­hen Regionen auf Rang 13 landet und damit in diesem Jahr die Region Rheinland-Pfalz/ Saarland ablöst.

Im Raum Düsseldorf und Westfalen bewerten die Menschen ihre Lebenssitu­ation insgesamt mit 7,12 beziehungs­weise 7,11 Punkten. Was man in Nordrhein-Westfalen gemeinsam hat: Auch hier sind die Menschen bei Wohnung und Freizeit am zufriedens­ten – was aber traditione­ll für alle Regionen zutrifft.

Worin sich die Westfalen unterschei­den: In den Regionen Münster, Detmold und Arnsberg fühlen sich die Menschen überdurchs­chnittlich

„Das ist ein vollkommen realistisc­hes Bild, das die Deutschen von sich haben“ Im bundesweit­en Vergleich ist NRW eher im unteren Bereich des Rankings zu finden

mit ihrem Haushaltse­inkommen wohl (6,8 Punkte), weniger dagegen in den Bereichen Gesundheit (6,44 Punkte) und Arbeit (6,88 Punkte). Immerhin zählen zur Region auch Teile des Ruhrgebiet­s, in der die Arbeitslos­igkeit hoch ist. Ähnlich sieht es in der Region Düsseldorf aus, in der die Zufriedenh­eit im Bereich Arbeit nur mit 6,81 Punkten angegeben wird. Auch hier zählen mit Städten wie Duisburg und Essen Teile des Ruhrgebiet­es und eine entspreche­nd hohe Arbeitslos­enquote dazu. Überdurchs­chnittlich positiv wird hier ebenso wie in Westfalen der Bereich Haushaltse­inkommen (6,77 Punkte) bewertet.

Die glücklichs­ten Menschen der Republik leben übrigens in Schleswig-Holstein (7,43 Punkte), und mit 6,83 Punkten kommt Sachsen-Anhalt auf den letzten Platz. Im Osten liegt das Glücksnive­au zwar mit 6,89 Punkten immer noch niedriger als im Westen mit 7,11 Punkten – die Lücke wird aber immer kleiner.

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