Rheinische Post Ratingen

Falschpark­er behindern Schulkinde­r

Eltern beklagen, dass häufig Straßeneck­en zugeparkt werden. Das zwinge Schulkinde­r, zwischen Autos hervor auf die Fahrbahn zu treten. Die Vorsitzend­e der Elternscha­ft Düsseldorf­er Schulen befürworte­t konsequent­es Abschleppe­n.

- VON HELENE PAWLITZKI UND JANA BAUCH (FOTOS)

Kinder im Straßenver­kehr sind schwer zu erkennen – gerade, wenn es morgens noch dunkel ist. Immer wieder kommt es zu Unfällen, bei denen Kinder angefahren werden, die zwischen Autos hervor auf die Straße treten. Zuletzt vor zwei Wochen in Hassels, als ein Neunjährig­er schwer verletzt wurde. Viele Eltern weisen darauf hin, dass die Gefahr durch Falschpark­er noch steigt. Besonders in Gegenden mit chronische­m Parkplatzm­angel stellen viele Fahrer ihr Auto regelwidri­g an Ecken, vor abgesenkte­n Bordsteine­n oder in der zweiten Reihe ab. Bei intensiver­en Kontrollen der Schulwege, die der Ordnungs- und Servicedie­nst (OSD) nach den Sommerferi­en durchführt­e, wurden 1203 Verwarnung­en ausgestell­t. 22 Autos wurden abgeschlep­pt.

„Falschpark­en ist generell ein Problem“, sagt Antje Schuh, Vorsitzend­e der Elternscha­ft Düsseldorf­er Schulen (EDS). „Gerade i-Dötzchen sieht man nur schwer. Wenn dann noch Einmündung­en zugeparkt sind, wo Kinder die Straße überqueren, ist es kaum möglich, sie zu erkennen.“Ähnlich sieht das Svenja Kruse-Glitza, Mutter dreier Kinder, von denen das Jüngste, ein Neunjährig­er, auf die Elsa-Brandström­Schule in Unterrath geht. Durch die Flughafenn­ähe wird das Problem im Viertel verschärft, weil Urlauber ihre Autos tage- oder wochenlang stehen lassen. „Teils ist nicht einmal richtiges Fahrrad-Training möglich, weil die Radwege zugeparkt sind.“

Was könnte helfen? Nach Überzeugun­g mancher Aktivisten nur das konsequent­e Anzeigen von Falschpark­ern. Die Berliner Initiative „Autofreies Kreuzberg“hat einen Leitfaden dazu veröffentl­icht. Darin wird geraten, auf dem Abschleppe­n zu bestehen, wenn etwa ein Radweg zugeparkt ist. Ein extremes Mittel, gibt Initiator Jonas Metternich zu. „Aber es geht darum, eine Verhaltens­änderung herbeizufü­hren.“Deswegen müsse die Sanktion für falsches Parken weh tun. „Wer sich ein Auto leisten kann, für den ist ein 15-Euro-Knöllchen lachhaft.“Das formuliert die Stadt ähnlich: „Eine dauerhafte Verhaltens­änderung bei den Verkehrste­ilnehmern wird nur durch hohen Überwachun­gsdruck zu erzielen sein“, heißt es dort.

Die Stadt lässt Autos abschleppe­n, wenn eine konkrete Behinderun­g vorliegt – beispielsw­eise, wenn durchs Falschpark­en Sichtbehin­derungen oder Engstellen im Bereich von Schulen entstünden. Andernfall­s gebe es „nur“Verwarngel­der. Grundsätzl­ich könne auch ein Jonas Metternich unbeteilig­ter Zeuge ein falsch geparktes Auto per so genannter Drittanzei­ge bei der Bußgeldste­lle der Stadt melden. Allerdings nicht telefonisc­h, sondern nur per E-Mail oder Brief.

Bei der Polizei haben vor allem die Motorradpo­lizisten die Schul- und Kitawege in ihren Bezirken ständig im Blick. „Wenn Kinder gefährdet oder gar behindert werden, greifen wir sofort ein“, sagt Polizeispr­echer André Hartwich. Falschpark­er im Fünf-Meter-Bereich vor Zebrastrei­fen oder den Umlaufgitt­ern, mit denen die Schulausgä­nge oft gesichert sind, werden grundsätzl­ich abgeschlep­pt. EDS-Vorsitzend­e Antje Schuh glaubt, dass konsequent­es Abschleppe­n etwas bringen würde.

Svenja Kruse-Glitza schreckt allerdings vor dieser Maßnahme zurück: „Man hofft ja doch auf die Einsicht der Menschen“, sagt sie. „Ich kann jeden verstehen, der keine Lust darauf hat, Anzeige zu erstatten“, sagt auch Jonas Metternich. „Aber ich sehe das in gewisser Weise als Notwehr gegen zwei Tonnen Blech, die jemand der Mutter mit dem Kinderwage­n, dem Radfahrer oder dem Schulkind einfach in den Weg stellt.“

Auf die Frage, wie der städtische Ordnungsdi­enst zu Drittanzei­gen stehe, weist die Stadtverwa­ltung daraufhin, dass die Parkverstö­ße rund um Schulen „in der Regel“von Eltern begangen würden, die ihre Kinder zur Schule brächten. „Das ge-

„Das ist Notwehr gegen zwei Tonnen Blech, die jemand einem Schulkind in den Weg stellt.“

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Ein Beispiel von vielen: Schaut man rund um die Grundschul­e Rolandstra­ße in Golzheim, entdeckt man viele zugeparkte Ecken, zum Beispiel an der Ottweilers­traße.
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Ecke Weißenburg­straße/Collenbach­straße: Auch hier würde ein Falschpark­er Kinder verdecken, die auf die Straße treten.
 ??  ?? Kinderwage­n-Hindernis am anderen Ende der Ottweilers­traße: Falschpark­er auf abgesenkte­m Bordstein.
Kinderwage­n-Hindernis am anderen Ende der Ottweilers­traße: Falschpark­er auf abgesenkte­m Bordstein.

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