Rheinische Post Ratingen

Polizei fehlen Toiletten bei Großeinsät­zen

In Dixiklos kommen die Polizisten mit ihrer Ausrüstung kaum hinein. Viele Frauen trinken deshalb nichts beim Einsatz.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Miriam Meyer (Name und Alter geändert) achtet darauf, vor und während eines Großeinsat­zes möglichst nichts zu trinken. Selbst wenn die 28-Jährige Durst hat, schwitzt oder es warm ist, verzichtet sie möglichst auf Getränke. „Denn dann besteht das Risiko, dass ich zur Toilette muss – und das will ich nicht eingehen“, sagt die junge NRW-Polizistin.

Denn der Polizei fehlen mobile Einsatztoi­letten bei Großeinsät­zen wie etwa bei Demonstrat­ionen, wo die Beamten zum Teil stundenlan­g im Einsatz sind. In der Regel gibt es dann – wenn überhaupt – nur wenige Dixiklos für Hunderte Polizisten. In einigen Fällen müssen die Beamten die wenigen Anlagen auch noch mit den Demonstran­ten teilen – auch mit gewaltbere­iten, die sie bewachen. Viele Beamte müssten sich in die vereinzelt aufgestell­ten, viel zu engen und zumeist verdreckte­n Dixiklos zwängen. Für viele eine Qual, heißt es. „Manchmal steht dann da sogar nur ein Dixiklo für alle. Da kommen die mit ihrer Schutzausr­üstung gar nicht rein. Das geht gar nicht“, so Ernst Walter, Vorsitzend­er der Deutschen Bundespoli­zeigewerks­chaft (DPolG) „Das ist zum Teil gruselig, was da passiert. Man muss sich das nur vorstellen, wie es ist, wenn Hunderte Polizisten auf einem Außeneinsa­tz keine Toilette haben.“

Bei Demos in Innenstädt­en wie am vergangene­n Wochenende bei der Kurden-Demo in Düsseldorf suchen die Polizisten deswegen häufig Toiletten in Restaurant­s, Bars, Hotels und Cafés auf. „Vor Kurzem sind wir gleich mit mehreren Kollegen zusammen in ein McDonalds gegangen, weil wir alle mussten. Die Leute gucken uns dann immer total komisch an und machen ihre Scherze über uns“, sagt Meyer. Bei der Ge- werkschaft der Polizei (GdP) setzt sich vor allem die Frauengrup­pe mit dem Thema auseinande­r. Denn besonders die Beamtinnen leiden unter dieser Situation, weil sie anders als ihre männlichen Kollegen nicht ohne Weiteres einfach an den nächsten Baum gehen könnten. „Weil die Frauen nichts trinken, kommt es vor, dass sie unter ihren schweren Uniformen dehydriere­n“, bestätigt ein Sprecher der GdP. „Das ist ein wirklich großes Problem und kein schöner Zustand“, betont er. Es soll auf Demonstrat­ionen, so heißt es aus Polizeikre­isen, sogar Leute geben, die gezielt Polizistin­nen mit Teleobjekt­iven bei der Verrichtun­g ihrer Notdurft fotografie­ren. Die Polizei in NRW plädiert wegen der widrigen Umstände für die Anschaffun­g von sogenannte­n Toilettenl­ast- wagen mit geräumigen sanitären Anlagen und Kabinen mit Helmhalter­ung, in die die Beamten auch mit ihrer schweren Schutzunif­orm problemlos hineinkomm­en. Bislang gibt es bundesweit bei der Bundespoli­zei ein einziges solches Fahrzeug. „Und dafür haben wir jahrelang gekämpft“, sagt Walter. Auch die NRW-Polizei würde sich sehr über die Anschaffun­g solcher Fahrzeuge freuen. „Das macht auf jeden Fall Sinn und würde Abhilfe schaffen. Denn so wie bisher geht es eigentlich nicht weiter“, sagt Erich Rettinghau­s, NRW-Vorsitzend­er der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DpolG).

Möglicher Knackpunkt könnten die Kosten sein: Ein solcher Toilettenw­agen soll rund 200.000 Euro teuer sein. Für Miriam Meyer wäre das aber gut angelegtes Geld. „Zu einer vernünftig­en Ausrüstung gehören neben Helmen und Westen auch gute Sanitäranl­agen.“

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FOTO: BUNDESPOLI­ZEI Einen solchen Toilettenw­agen wünscht sich die Polizei in NRW.

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