Rheinische Post Ratingen

Klimaschut­zlücke entzweit Jamaika

Parteien debattiere­n über mehrere Modelle für den Kohleausst­ieg bis 2020.

- VON KRISTINA DUNZ UND BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Zwei Tage vor dem Ende der Sondierung­sgespräche über eine mögliche Jamaika-Koalition sind Union, FDP und Grüne in den Klimaschut­z-Verhandlun­gen zum Kohleausst­ieg noch weit auseinande­r. Alle Parteien wollen sich zwar zum Klimaschut­zziel der bisherigen Bundesregi­erungen von minus 40 Prozent CO2-Einsparung­en 2020 gegenüber 1990 bekennen. Doch Union und FDP einerseits und die Grünen anderersei­ts sind uneinig darüber, wie viele Millionen Tonnen Kohlendiox­id (CO2) bis 2020 zur Erreichung dieses Ziels eingespart werden müssen.

Union und FDP beziffern diese so genannte Klimaschut­zlücke auf 32 bis 66 Millionen Tonnen CO2, die Grünen auf 90 bis 120 Millionen Tonnen. Dazu soll die Reduktion der Kohleverst­romung nach Vorstellun­gen die Grünen mindestens zur Hälfte beitragen. Auf dem Tisch liegen aktuell mehrere Modelle für den Kohleausst­ieg. Die Grünen wollen weiterhin die 20 schmutzigs­ten Kohlekraft­werke bis 2020 vom Netz nehmen. Die FDP dagegen möchte den Ausstieg technologi­eoffen über Ausschreib­ungen organisier­en: Kraftwerks­betreiber sollen belohnt werden, wenn sie bestimmte CO2Mengen einsparen. Die Union plädiert für ein Modell nach dem Muster des Atomaussti­egs: Die Stromkonze­rne bekämen von der Politik nur die konkrete Vorgabe, bis wann welche Mengen an CO2 durch Kohle-Verstromun­g emittiert werden dürfen. Welche Kraftwerks­blöcke sie vom Netz nehmen, um die CO2Mengenz­iele zu erfüllen, bliebe den Unternehme­n selbst überlassen. Zur sozialen Absicherun­g der 20.000 Mitarbeite­r in der Kohleverst­romung will die Union staatliche Hilfen anbieten.

Einem Arbeitspap­ier zufolge haben sich die Parteien auf ein Austauschp­rogramm für alte Heizungen verständig­t. „Wir legen ein unbürokrat­isches Förderprog­ramm für den Austausch alter Heizungen zugunsten klimafreun­dlicher Heizsystem­e unter Einbeziehu­ng erneuerbar­er Energien auf“, heißt es. Die Unterhändl­er wollen zudem die energetisc­he Gebäudesan­ierung steuerlich fördern. Die Grünen wollen dies allerdings auf „selbstnutz­ende Eigentümer“beschränke­n.

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