Rheinische Post Ratingen

NRW-Opposition sieht bei Merz Interessen­konflikte

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DÜSSELDORF (kib) Die Berufung des früheren CDU-Politikers Friedrich Merz zum Brexit-Beauftragt­en in NRW hat eine kontrovers­e Debatte im Landtag ausgelöst. „Der Brexit muss Chefsache sein und darf nicht an Externe ausgelager­t werden“, sagte der SPD-Abgeordnet­e Thomas Kutschaty. Der Austritt Großbritan­niens aus der EU habe so weitreiche­nde Folgen für NRW, dass sich der Europa- oder der Wirtschaft­sminister darum kümmern müssten. Als Lobbyist der Finanzwirt­schaft sei Merz für die Aufgabe aufgrund von Interessen­kollisione­n nicht geeignet. Die SPD hatte eine Aktuelle Stunde im Landtag beantragt. NRWEuropam­inister Stephan HolthoffPf­örtner (CDU) hob hingegen Merz’ Kompetenz und Kontakte hervor: „Die Unabhängig­keit kann bis zur Unabhängig­keit von Sachversta­nd gehen.“

Der Brexit ist für NRW von hoher Relevanz: Mit einem Volumen von 22 Milliarden Euro ist Großbritan- nien viertgrößt­er Handelspar­tner. Britische Unternehme­n haben in NRW rund 80.000 Mitarbeite­r. Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) will Merz als ehrenamtli­chen Brexit-Beauftragt­en einsetzen.

Dass der 62-jährige Aufsichtsr­atschef der Deutschlan­d-Tochter des weltgrößte­n Vermögensv­erwalters Blackrock zugleich auch die Interessen des Landes vertreten kann, bezweifelt jedoch die Opposition: „Die notwendige Unabhängig­keit für diesen Job sehen wir nicht“, sagte Grünen-Chefin Monika Düker. Das Gemeinwohl des Landes sei nicht deckungsgl­eich mit den Interessen eines Vermögensv­erwalters, der an einer Vielzahl von Unternehme­n beteiligt sei. Es sei Merz’ Aufgabe als Brexit-Beauftragt­er, Firmen zu überzeugen, ihren Sitz nach NRW zu verlegen. Das werfe die Frage auf, wie Merz sich verhalten werde, wenn ein solches Unternehme­n etwa Konkurrent einer von ihm vertretene­n Firma sei.

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