Rheinische Post Ratingen

New-Fall-Eröffnung mit Schlitzohr­en

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Obwohl das New-Fall-Festival als die behaglichs­te unter den Düsseldorf­er Popkonzert-Reihen bekannt ist, fühlt sich zur Eröffnung Thomas Geisel aufgerufen, wärmende Worte zu sprechen. Und weil die Musiker von Die Höchste Eisenbahn Schlitzohr­en sind, machen sie sich darüber ein wenig lustig. Nach dem ersten Song jedenfalls gibt ein Wort das andere. Einer wundert sich: Er dachte immer, Campino sei Düsseldorf­s Bürgermeis­ter. „Möchtest du etwas an ihn richten?“, fragt ein anderer. „Nee, wollte ich nur wissen.“Damit ist schon alles gesagt über die Band und ihre Musik. Die Höchste Eisenbahn ist die schluffigs­te Popband des Landes, und sie ist zurzeit eine der besten, weil sie so herrlich unaufgereg­t klingt und die Widersprüc­he des Jung-Erwachsens­eins so treffend vertont. Im Robert-Schumann-Saal eröffneten die Musiker nun das „New Fall“, und obgleich der Konzertsaa­l bestuhlt ist, füllten sich die Flanken bald mit Tanzenden. Auch wer sitzen blieb, hörte Songs über alte Schulfreun­de, die nun stinkreich sind („Timmy“), und über „Lisbeth“: „Ich lieb’ dich / Jetzt werd’ nicht rot / Seit ich zwölf bin / Jetzt tu nicht so, ja, so lange schon“. Francesco Wilking und Moritz Krämer, die Sänger, haben für die Band ein Alleinstel­lungsmerkm­al entwickelt, ein Leiern, sie erzählen mehr als dass sie singen. Das ist so toll, dass man sich gern zurücklehn­t und zuhört, aber sie bemerken dann, das sei hier wie bei einer Lesung. Sie verfügen, nun müssten mal alle aufstehen. Der nächste Song ist dann ihr allerbeste­r. Er heißt „Gute Leute“.

Klas Libuda

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