Rheinische Post Ratingen

Viel Wind und jede Menge Leichen

Das Theaterkol­lektiv Subbotnik bot in den Kammerspie­len eine „Helden“-Saga.

- VON CLAUS CLEMENS

Der Königssohn Jason, seine Argonauten und das Goldene Vlies. Das ist eine Geschichte aus der griechisch­en Mythenwelt, die mit der Königstoch­ter Medea und deren Ermordung der eigenen Kinder ihr furchtbare­s Ende findet. Im FFT zeigt das Theaterkol­lektiv Subbotnik, wie man diese Sage zu einer anrührend modernen Story umwandeln kann. Ein Chor von Schülern des Cecilien-Gymnasiums, der Dieter-Forte-Gesamtschu­le und der Mülheimer Willy-Brandt-Schule füllt die Bühne. Eine gute Stunde lang erzählen die Kinder und Jugendlich­en, was sie unter dem Begriff „Helden“verstehen. Und produziere­n dabei jede Menge Leichen.

Es ist ein Zusammensp­iel von Bildern, Erzählung und Musik, was die Subbotnik-Mitglieder Kornelius Heidebrech­t, Martin Kloepfer und Oleg Zhukov mit den jungen Darsteller­n in Szene setzen. Posaunen, Schlagzeug und Pauke führen leitmotivi­sch durch die Handlung. Ein zweites Leitmotiv sind starke Sätze, aus der Jason-Geschichte herausgesc­hält und nonchalant, ganz ohne Feierlichk­eit, präsentier­t. „Ein König, der nichts tut, ist schwach“, heißt es da, ins Bild gesetzt von einem schlappen Erwachsene­n mit Pappkrone auf einem Kinderstuh­l. An anderer Stelle fällt das Licht auf eine kauernde weibliche Gestalt: „Alte Frauen, die irgendwo rumstehen, sind immer die Göttin Hera.“

Die von Subbotnik eingesetzt­en Mittel sind eine Mischung aus einfachen Gegenständ­en und der profession­ellen Maschineri­e des Theaters. Beim Kampf mit dem feuerspeie­nden Drachen, der das Goldene Vlies bewacht, sorgt die mächtige Windmaschi­ne für Wirbel. Dann aber reicht eine einzige Flasche Wasser, um einen ganzen Fluss herbeizuza­ubern. Beim Durchschre­iten dieses Wasserlauf­s verliert Jason eine Sandale. Sie taucht wenig später wieder auf, am Fuß von Medea.

Mit dieser und anderen tollen Ideen, dazu enormer Spielfreud­e sorgen die Darsteller für Begeisteru­ng beim Premierenp­ublikum. Nach „Götter“bildet „Helden“den zweiten Teil der Subbotnik-Trilogie über die Mythen des Altertums. Der selbstiron­ische Name des Kollektivs stand in der Sowjetunio­n für ExtraArbei­t: „Freiwillig und im Dienst der Gemeinscha­ft.“

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FOTO: STEPHANIE ENGLERT Schwacher König aus Subbotniks Stück „Helden“.

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