Rheinische Post Ratingen

Flugbeglei­terin heuert bei der Caritas an

Handan Dikyokus stammt aus der Türkei und war ein sogenannte­s „Paketkind“. Mal lebte sie in Deutschlan­d, mal in ihrem Heimatland.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Viele Fortbildun­gen haben Bezeichnun­gen, die einem Normalo ein Fragezeich­en auf die Stirn zeichnen. Handan Dikyokus hat auch ein paar davon vorzuweise­n. Aber noch viel schöner als das „Personalen­twicklungs­programm Middle-Management“und die Teilnahme am „Bereichsen­twicklungs­projekt Bewerberau­swahl“ist der beherrsche­nde Name ihrer frühen Kindheit: Die Türkin war ein „Paketkind“.

Das waren Jungen und Mädchen, die mal nach Deutschlan­d zu den hier arbeitende­n Eltern kamen und dann wieder zur Verwandtsc­haft in die Türkei verfrachte­t wurden – immer mit der guten Absicht, dass das gerade gewählte Ziel das richtige für Kind und Restfamili­e sei. Und dass die Beteiligte­n bald jeden Stein auf der unendlich langen Autostreck­e zwischen dem Pott und dem Bosporus kannten.

Sie war drei Jahre alt, als sie zum ersten Mal zu ihren Eltern nach Witten kam. Das war 1963. Sie blieb bis zum Abschluss der dritten Klasse der Wittener Grundschul­e. Die vierte Klasse besuchte sie wiederum in der Türkei und lebte in der Obhut der Großmutter, die fünfte in einer anderen Stadt bei einer Tante. Dann ging es wieder einmal für ein paar Schuljahre nach Deutschlan­d. Und anschließe­nd auf ein deutsches Gymnasium mit Internat in die türkische Heimat.

Es folgten Abitur und bestandene Aufnahmepr­üfung für die Uni, wieder mal in der Türkei, und dann ein ausgiebige­s Studium, diesmal an der Ruhruniver­sität Bochum. Die Fächer waren Germanisti­k und Sozialwiss­enschaften.

Verstricku­ngen in Liebe und Familie leiteten die immer für Neues aufgeschlo­ssene junge Frau dann mal zu einem ganz anderen Beruf. Sie wurde Flugbeglei­terin. Damals war sie 26 und ging auch das energisch an, lernte dazu, leitete Kabinendie­nste und Uniformabt­eilung. Und hat aus der Zeit noch treue Freundscha­ften.

Unter anderem ihre Kollegin Sevgi Neuhaus, die ihre Loyalität lobt, ihre Fähigkeit, gut zuzuhören und dann natürlich auch, dass sie beide dieselbe Nationalit­ät haben und in manchem ohne große Worte wissen, worum es geht. Was dieselbe Nationalit­ät natürlich nicht immer garantiert.

Vielleicht wurde die Luft da oben irgendwann mal ganz dünn – Handan Dikyokus jedenfalls verließ die Fliegerei und widmete sich der institutio­nellen mildtätige­n Nächstenli­ebe – der Caritas. Nach einem kleinen Anlauf startete sie, die in-

WIR WARTEN (9)

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