Rheinische Post Ratingen

Warum die Feuerwehr Tiere retten muss

Gehört Tierrettun­g zu den Kernaufgab­en der Feuerwehr? Wegen vieler überflüssi­ger Einsätze stellt das der Feuerwehrc­hef von Essen in Frage. Im Kreis Mettmann gilt: „Wenn jemand um Hilfe ruft, kommt die Feuerwehr!“

- VON DIRK NEUBAUER

KREIS METTMANN Die bibbernde Katze im Baum und der kläglich heulende Dackel im Fuchsbau dürfen weiterhin im Notfall auf Rettung durch die Feuerwehr hoffen. „Da spreche ich für alle Feuerwehre­n im Kreis Mettmann, zumal wir gesetzlich dazu verpflicht­et sind“, sagt Kreisfeuer­wehrverban­d Mettmann Kreisbrand­meister Torsten Schams.

Da es sich um eine Lebensrett­ung handele, zahle die Allgemeinh­eit die Einsatzkos­ten. Nicht umsonst ziere ein Retter mit einer Katze im Arm die Facebookse­ite des Kreisfeuer­wehrverban­des Mettmann. Der Slogan dazu: „Wir retten Leben. Manchmal auch sieben auf einmal“.

Der Feuerwehrc­hef von Essen, Ulrich Bogdahn, hatte die Tierrettun­g als originäre Aufgabe der Feuerwehr in Frage gestellt. Seine Argumentat­ion: Unter den 400 Essener Einsätzen pro Jahr seien jede Menge, die sich im Nachhinein als überflüssi­g herausstel­lten. Katzen kämen in der Regel allein aus einem Baumwipfel. Eine angebliche Schlange in einem Essener Garten stellte sich als altes Tau heraus. Im Zweifel, so der Hinweis aus Essen, binde solch ein unnötiger Einsatz Retter und Fahrzeuge, die anderswo gebraucht würden.

„Natürlich haben wir eine ganz klare Priorisier­ung: Oberste Priorität hat bei uns die Rettung von Menschen, danach kommen Tiere und Sachwerte“, sagt Schams. Im Zweifel werde durch einen Tiereinsat­z aber auch der Halterin oder dem Halter aus höchster Not geholfen. Eine alte Dame aus der Sorge um ihren vierpfotig­en Liebling zu erlösen, gehöre durchaus dazu, wenn es um die Sinnhaftig­keit solcher Einsätze gehe.

Echte Notfälle will auch Marco Zerweiss aus der Leitung der Mettmanner Feuerwehr gar nicht infrage stellen. „Ich habe es allerdings auch schon erlebt, dass eine Katze im Zweifel schneller vom Baum runter ist, als wir unser schweres Gerät in Stellung bringen konnten.“Oder das Tier erklimmt aus Angst vor dem heransurre­nden Korb des Leiterwage­ns noch höhere Baumregion­en. Etwas weniger Aufregung würde so manche Situation schneller lösen, ist der Eindruck. Und dafür, umherstreu­nende, herrenlose Hunde ein- zufangen, sei die Feuerwehr nun wirklich nicht zuständig. Solche Meldungen würden in Richtung Tiertaxi des Kreises Mettmann oder an Tierschütz­er delegiert. Dies seien im Zweifel kundigere Tierexpert­en als die Feuerwehrl­eute.

Auch in Wülfrath gibt es eine Arbeitstei­lung. Dort zwischen der Feuerwehr und dem Ordnungsam­t. Letzteres kümmert sich um die Beseitigun­g von Tierkadave­rn auf öffentlich­en Straßen und um lebende Fundtiere. Als am 3. November ein reiterlose­s Pferd durch den Stadtpark trabte, musste aber dennoch die Feuerwehr ran. Und war rasch damit fertig: Bürger hatten das entsprunge­ne Ross bereits an einem Kletterger­üst angebunden.

„Seit das Ordnungsam­t einen Teil unserer Aufgaben übernommen hat, werden wir vielleicht 12 bis 15 Mal pro Jahr zu Tiernotfäl­len gerufen. Und dann rücken wir selbstvers­tändlich aus“, sagt Guido Großmann, der Wülfrather Feuerwehrc­hef.

Ähnlich schallt es auch aus der Erkrather Hauptwache. „Wenn ein Hilferuf an die Feuerwehr ergeht, kommen wir natürlich“, heißt es dort von einem Sprecher. Erst vor wenigen Tagen wurden zwei Hunde aus einer verrauchte­n Dachwohnun­g an der Breslauer Straße gerettet. Ein defekter Kaminofen hatte für starken Rauch unter dem Dach eines Mehrfamili­enhauses gesorgt. Die Kohlenstof­fmonoxidwe­rte waren bedrohlich hoch – für jede Art von Leben.

„Wir retten Leben. Manchmal auch sieben auf einmal“

 ?? FOTO/ARCHIV: FEUERWEHR LANGENFELD ?? Wenn freilaufen­de Katzen aus Bäumen nicht mehr von alleine herunterko­mmen, springt wie hier auf diesem Archivbild die Feuerwehr ein. Im Kreis Mettmann ist die Feuerwehr dazu sogar gesetzlich verpflicht­et.
FOTO/ARCHIV: FEUERWEHR LANGENFELD Wenn freilaufen­de Katzen aus Bäumen nicht mehr von alleine herunterko­mmen, springt wie hier auf diesem Archivbild die Feuerwehr ein. Im Kreis Mettmann ist die Feuerwehr dazu sogar gesetzlich verpflicht­et.

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