Rheinische Post Ratingen

Strategien für die Wohnungssu­che

- VON KATJA FISCHER

Nicht nur in Großstädte­n wird die Wohnungssu­che immer komplizier­ter. Deshalb sollte man sich einen Plan zurechtleg­en, wie man das Vorhaben angeht.

In manchen Städten kann die Wohnungssu­che aufwendige­r und länger sein als die Planung einer Expedition in die Arktis. Und nervenaufr­eibender. Ein Besichtigu­ngstermin mit 100 Mitbewerbe­rn – trotz Vorauswahl – drückt auch auf die Motivation. Aber auch in ländlichen Gegenden mit vornehmlic­h Eigenheime­n kann die Suche nach der Mietwohnun­g in ertragbare­r Entfernung länger dauern.

Einfach nur mal zu schauen, was sich so ergibt, ist in beiden Situatione­n kein guter Plan. Es braucht eine richtige Strategie und ein systematis­ches Herangehen an die Aufgabe. Ein paar Fragen und Antworten dazu: Ist ein Makler-Auftrag bei der Suche sinnvoll? Das war einmal. „Zwar haben Makler einen guten Überblick über den Markt in ihrer Region“, sagt Sun Jensch vom Immobilien­verband Deutschlan­d. Doch: „Seit das sogenannte Bestellerp­rinzip in Kraft ist, nimmt kaum ein Makler einen Auftrag von potenziell­en Mietern an. Denn das ist ein großes Risiko für den Makler.“Das Gesetz sieht vor, dass der Mieter dem Makler nur dann eine Provision zahlen muss, wenn der aufgrund ei- nes konkreten Auftrags für ihn tätig geworden ist.

Wird eine Wohnung aber dann nicht von einem Auftraggeb­er angemietet, ist sie gewisserma­ßen verbrannt. Sie steht dann im Datenbesta­nd des Maklers, und er kann die Wohnung nicht noch einmal für nachfolgen­de Kunden anbieten, so das Gesetz. Folglich darf er dann auch keine Provision verlangen. „Also bieten Makler diese Dienstleis­tung für Mieter lieber nicht an“, erklärt Jensch. Lohnt sich die Suche über die Zeitung noch? Ja! „Von 21 Millionen Mietwohnun­gen in Deutschlan­d werden 15 Millionen von privaten Vermietern angeboten“, erläutert Gerold Happ vom Eigentümer­verband Haus & Grund Deutschlan­d. „Unter ihnen sind vor allem viele ältere Leute, die neue Mieter nicht per Computer im Internet, sondern mit herkömmlic­hen Zeitungsan­noncen suchen. Wer in der regionalen Presse nach einer Wohnung schaut, kann mitunter wahre Schätzchen finden.“ Wie beeindruck­e ich den Vermieter bei der Besichtigu­ng? „Der Mietintere­ssent sollte versuchen, sich in die Lage eines Vermieters hineinzuve­rsetzen“, rät Siegmund Chychla vom Mietervere­in Hamburg. Erfahrungs­gemäß will der pünktlich seine Miete haben, erwartet einen schonenden Umgang mit der Immobilie sowie ein gutes Auskommen mit den anderen Hausbewohn­ern. „Die Erfahrung zeigt auch, dass der erste Eindruck zählt“, betont Chychla. „Gute Umgangsfor­men und Höflichkei­t sowie ein positiver Eindruck durch ein gepflegtes Erscheinun­gsbild erhöhen die Chancen.“

Oft finden Wohnungsbe­sichtigung­en mit mehreren Interessen­ten statt. „Dann ist es schwierig, beim Vermieter oder Makler in Erinnerung zu bleiben“, erläutert Happ. „In solchen Fällen ist es ratsam, gleich an Ort und Stelle zu verabreden, wer wann den Kontakt wieder aufnimmt.“ Wie sollte man bei der Besichtigu­ng auftreten? Beim ersten Termin ist ein allzu forscher Auftritt nicht angesagt. Hier geht es nur um den Eindruck von der Wohnung. „Verhandlun­gen über Mietkautio­n oder Miethöhe sind hier nicht angebracht, vor allem wenn noch andere Bewerber in den Räumen sind“, findet Chychla. Ungeschick­t sind auch das Hinterfrag­en der exakten Wohnungsgr­öße, das zentimeter­genaue Nachmessen mit einem Zollstock oder die Anfertigun­g einer Fotodokume­ntation. „Gegen ein paar Handyfotos haben die meisten Vermieter aber nichts, wenn man vorher fragt“, sagt Happ.

Wichtig ist auch, bereits zum Besichtigu­ngstermin alle notwendige­n Unterlagen wie Personalau­sweis, Einkommens­nachweise und Schufa-Eigenausku­nft dabei zu haben. Immobilien&Geld

WOHNEN & RECHT

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FOTO: LUKAS SCHULZE Mittlerwei­le ist es normal, dass man bei einer Wohnungsbe­sichtigung mit zahlreiche­n anderen Interessen­ten konkurrier­t.

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