Rheinische Post Ratingen

Flotter Test, gerechtes Unentschie­den

Die DFB-Elf spielt gegen Spanien in Düsseldorf 1:1. Thomas Müller erzielt das Tor für Deutschlan­d.

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Bundestrai­ner Joachim Löw und sein spanischer Kollege Julen Lopetegui ließen keinerlei Zweifel daran, wie viel Wert sie dem Testspiel in der Düsseldorf­er EspritAren­a beimaßen. Beide schickten die volle Kapelle ins Rennen, die wohl beste Startforma­tion, die die Weltmeiste­r von 2010 und 2014 derzeit aufzubiete­n in der Lage sind. Die schönere Musik machten dabei zumeist die Spanier, allerdings bei einem Vergleich auf sehr hohem Niveau. Beim 1:1 unterstric­hen beide Mannschaft­en ihre Ambitionen auf den WM-Titel.

Bereits eine Stunde vor dem Anpfiff war zu merken, dass Deutschlan­d gegen Spanien kein ganz normales Test-Länderspie­l ist. Viel schneller als bei solchen Anlässen üblich füllten sich die Ränge, nicht zuletzt der spanische Block in der Nordost-Ecke der ausverkauf­ten Arena. Und der Jubel, der den Torhütern Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona und David de Gea von Manchester United schon beim Aufwärmen entgegenbr­andete, ist in dieser Intensität selbst nach Anpfiff eines Freundscha­ftsspiels selten zu hören. Es knisterte in der Düsseldorf­er Arena, es war deutlich zu spüren, dass viele Fans die Partie als Vorgeschma­ck auf die WM-Endrunde ansahen, die in nicht einmal drei Monaten in Russland beginnt.

Viel Beifall erntete dann auch Joshua Kimmich, der kurz vor Spielbegin­n als Sieger der Fanwahl zum Nationalsp­ieler des Jahres 2017 geehrt wurde. Für den 23-jährigen Münchner die richtige Einstimmun­g auf den heiklen Job, der für ihn kurz darauf auf der rechten deutschen Abwehrseit­e begann. Häufig hatte es Kimmich dabei mit Isco zu tun, dem begnadeten Techniker, der bei Real Madrid oft nur die Rolle des Edelreserv­isten einnimmt – was angesichts der Qualität des königliche­n Starensemb­les aber besser niemand zur Abwertung heranziehe­n sollte. Und so war Isco dann auch am frühen Führungstr­effer der Gäste beteiligt, freilich nicht ganz in dem Maße wie Barcelonas Routinier Andrés Iniesta, der mit seinem genialen Pass Rodrigo Moreno derart in Szene setzte, dass dieser nur noch vollenden musste.

Der Treffer Morenos, der im März 1991 noch als Brasiliane­r in Rio de Janeiro geboren wurde, war eine kalte Dusche für Löws Elf. Zwar schüttelte sich der Weltmeiste­r nur kurz und setzte schnell auf beherztes Offensivsp­iel, aber die Defensive hatte ihre Not mit den flinken und kombinatio­nsstarken Spaniern. So auch in der 18. Minute, als der Kölner Jonas Hector sich bei einem langen Diagonalba­ll von Kapitän Sergio Ramos böse verschätzt­e und ter Stegen in der Folge gegen seinen Klubkamera­den Iniesta Kopf und Kragen riskieren musste.

Zwar verzeichne­ten auch die Deutschen eine Chance dieser Kategorie, als Julian Draxler den Leipziger Stürmer Timo Werner glänzend freispielt­e. Das blieb jedoch zunächst eine Momentaufn­ahme, während die Iberer konstant damit beeindruck­ten, wie sie sich über die überragend­en Mittelfeld­akteure Isco, Iniesta und David Silva aus der eigenen Deckung heraus nach vorn kombiniert­en. Immerhin gelang es der DFB-Elf bald besser, sich auf den Passwirbel in Rot-Blau einzustell­en, und Thomas Müllers Sonntagssc­huss stellte wenn schon nicht das Spielgesch­ehen, so doch das Ergebnis auf Unentschie­den.

Mit den Auswechslu­ngen der zweiten Hälfte – im Falle des verletzten Kapitäns Sami Khedira unfreiwill­ig – musste das zuvor außerorden­tlich hohe Niveau zwangsläuf­ig etwas sinken, die Selbstvers­tändlichke­it im spanischen Spielfluss ohne Iniesta eine Spur leiden. Normal für Testspiele, etwas schade für diesen besonderen Fußballabe­nd, der aber trotzdem noch attraktiv blieb. Weltstar de Gea bekam nun deutlich mehr Arbeit, überzeugte indes gegen Ilkay Gündogans Schuss ebenso wie ter Stegen gegen Isco. Bei Mats Hummels‘ Kopfball nach schickem Freistoßlu­pfer von Toni Kroos musste die Latte für de Gea retten – ein deutscher Sieg wäre trotz der Leistungss­teigerung jedoch zu viel des Guten gewesen.

 ?? FOTO: FIRO SPORTPHOTO ?? Konzentrie­rter Abschluss: Thomas Müller erzielt mit einem wunderschö­nen Fernschuss den 1:1-Ausgleichs­treffer.
FOTO: FIRO SPORTPHOTO Konzentrie­rter Abschluss: Thomas Müller erzielt mit einem wunderschö­nen Fernschuss den 1:1-Ausgleichs­treffer.

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