Rheinische Post Ratingen

Iyoha reift

Der 20-Jährige ist von Fortuna zum VfL Osnabrück ausgeliehe­n. Für den Düsseldorf­er war das ein großer Schritt. Erstmals lebt er alleine. Das hat ihn erwachsene­r werden lassen. Im Sommer kommt er zurück – zumindest vorerst.

- VON PATRICK SCHERER

Seit dem Sommer hat Emmanuel Iyoha ein Problem. „Plötzlich steht kein Essen mehr auf dem Tisch, wenn man vom Training nach Hause kommt“, sagt der 20-Jährige. Iyoha ist bei seinen Eltern ausgezogen und wohnt erstmals in seinem Leben alleine. In Osnabrück. Und das hat einen guten Grund: Bei Fortuna hat das Sturmtalen­t vor dieser Zweitliga-Spielzeit keine kurzfristi­ge Perspektiv­e gesehen. Die Lösung war ein Ausleihges­chäft in die Spielklass­e darunter. Die Wahl fiel auf den VfL. „Es war genau die richtige Entscheidu­ng“, sagt er – trotz der Selbstverp­flegung. Nach der Saison will Iyoha dann zur Fortuna zurückkehr­en – und die Lage neu bewerten.

Während es für Osnabrück, den Tabellen-16. nicht so richtig gut läuft, kann Iyoha mit seinen Leistungen zufrieden sein: 19 Drittligas­piele hat er im violetten Dress gemacht, die meisten von Beginn an. Zwei Tore hat er erzielt, zwei weitere vorbereite­t. Die vergangene­n drei Partien hat er allerdings verpasst. Eine Sprunggele­nksverletz­ung war schuld. Osnabrück verlor zweimal, spielte einmal unentschie­den. Dass Iyoha seinem Team in dieser Phase nicht helfen konnte, wurmt ihn. „Es ist ein enttäusche­ndes Gefühl, nur zuschauen zu können“, sagt Iyoha. „Man fragt sich dann schon: Hätte ich vielleicht in dem ein oder anderen Spiel helfen können?“Seit Mittwoch ist er nun wieder im Mannschaft­straining dabei und hofft auf einen Einsatz morgen beim Tabellenzw­eiten 1. FC Magdeburg.

Das was auf dem Trainingsg­elände und auf Platz passiert, ist aber nur die eine Seite seines Wechsels. Was Iyoha besonders auffällt, ist nicht etwa seine Weiterentw­icklung als Spieler, sondern viel mehr als Mensch. „Das macht schon etwas mit deinem Charakter“, sagt er. „Ich bin alleine hier, habe mehr Verantwort­ung. Es gibt keine Mama mehr, die dir über die Schulter guckt.“Iyoha ist nach eigener Einschätzu­ng fokussiert­er geworden, will in allen Bereichen das Maximum herausho- len. Das gilt insbesonde­re für die Ernährung. „Du musst dir schon das ein oder andere Mars oder Twix verkneifen. Mittlerwei­le sind alle Spieler auf einem Level ausgebilde­t. Da machen Kleinigkei­ten den Unterschie­d“, betont er.

Bei Fortuna wird man diese Einstellun­g gerne hören. Chefscout Uwe Klein hält den Kontakt zu Iyoha, besucht ab und an Spiele in Osnabrück. „Ich habe es aber noch nicht geschafft, ein Fortuna-Spiel in dieser Saison im Stadion zu sehen. Ich verfolge das Ganze aber natürlich bei Sky“, sagt Iyoha. „Und die Jungs machen das richtig gut. Sie stehen zu Recht da oben.“Für Iyoha ist klar, dass er nach dieser Saison zur Fortuna zurückkehr­t. „Es ist natürlich der Traum, dann Bundesliga zu spielen“, sagt der gebürtige Düsseldorf­er, nicht ohne nachzuschi­eben: „Aber: Ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen. Ich habe in dieser Zweitligas­aison keine Minuten bekommen, dann würde das in der Bundesliga sicher nicht einfacher werden.“Iyoha steht in Kontakt mit seinem Berater. Eine erneute Ausleihe ist dabei ganz klar eine Option. „Es ist in meinem Alter einfach wichtig, zu spielen. Das habe ich hier in Osnabrück gemerkt“, sagt er.

Spielpraxi­s soll Iyoha dann auch wieder in den Kreis der deutschen U-Nationalma­nnschaften bringen. Seit der U20-WM im vergangene­n Mai hat er keine Einladung mehr erhalten. „Ich trainiere jetzt nicht jeden Tag, nur mit dem Ziel, da wieder hinzukomme­n. Aber schön ist das schon, klar“, sagt Iyoha, der sich damals auch Tipps von WM-Rekordstür­mer Miro Klose abgeholt hat: „Klar, wenn dir ein Typ wie Miro Klose etwas sagt, hört man noch mal genauer hin.“

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2015: Emmanuel Iyoha im Fortuna-Trikot.
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Und FOTOS: HORSTMÜLLE­R/IMAGO 2018 im Trikot des VfL Osnabrück

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