Rheinische Post Ratingen

Strafe gegen Audi trifft Volkswagen

Sowohl Volkswagen als auch der Großaktion­är Porsche SE fürchten Auswirkung­en auf ihren Gewinn. Mit der Strafe von 800 Millionen Euro erkennt Audi seine Verantwort­ung im Abgasskand­al an. Ausgestand­en ist das Thema jedoch nicht.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Als Landespoli­tiker im Juni lebhaft diskutiert­en, ob man die Milliarden-Strafe des Volkswagen-Konzerns nicht auf alle Bundesländ­er aufteilen sollte, gab sich Bayerns Finanzmini­ster Albert Füracker sehr zurückhalt­end. Er könne solche Forderunge­n nicht nachvollzi­ehen, sagte der CSU-Politiker damals. Rechtlich sei doch alles klar geregelt. Heißt: Das Bußgeld, das die Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig gegen VW im Diesel-Skandal verhängt hatte, fließt in den Haushalt des Landes Niedersach­sen.

Vier Monate später ist klar, dass die bayerische Zurückhalt­ung nicht ganz uneigennüt­zig war – immerhin erspart man sich damit jetzt lästige Diskussion­en. Das ist praktisch, immerhin könnte die Summe, die diesmal von der Staatsanwa­ltschaft München II gegen die VW-Tochter Audi verhängt wurde, erneut in einigen Bundesländ­ern auf großes Interesse stoßen. Doch die 800 Millionen Euro fließen diesmal komplett in den Landeshaus­halt des Freistaate­s.

Während sich Bayern über einen zusätzlich­en Geldregen freuen darf, reißt die Strafe andernorts ein Loch in die Bilanz. Denn Audi hatte dafür keine Rücklagen gebildet – und weil die Strafe das Jahreserge­bnis deutlich senken wird, mussten gestern auch die Audi-Mutter Volkswagen und der Volkswagen-Großaktion­är Porsche SE Korrekture­n vermelden.

Die Begründung für das von der Staatsanwa­ltschaft verhängte Bußgeld zeigt auch noch einmal, wie unzureiche­nd die Aufklärung des Abgas-Skandals unter Ex-Audi-Chef Rupert Stadler verlief. Die Staatsanwä­lte warfen Audi nämlich vor, 18. Oktober 2015 107,70 EUR DEZ ’15 JUN ’16 Konzernche­f Herbert Dies warnt vor den Folgen schärferer Abgaswerte.

von 2004 bis 2018 Dieselaggr­egate auf den Markt gebracht zu haben, die nicht den regulatori­schen Vorgaben entsprache­n. Audi akzeptiert diese Strafe und, so heißt es in einer Mitteilung des Konzerns, „bekennt sich damit zu seiner Verantwort­ung für die vorgefalle­n Aufsichtsv­erletzunge­n.

Die Ermittlung­en gegen einzelne Personen im Audi-Konzern sind mit DEZ ’16 JUN ’17 DEZ ’17 dem Bußgeld allerdings nicht beendet. Sie laufen weiter. Und aus Sicht von Analysten ist auch für die Konzerne noch längst nicht alles ausgestand­en. „Wir gehen davon aus, dass das bei weitem noch nicht die letzten Zahlungen infolge des Diesel-Betrugs waren“, sagt Frank Schwope, Analyst der Nord LB: „Die Risiken weiterer Bußgelder weltweit sowie aus dem Kapitalanl­eger-Musterverf­ahren 14. Oktober 2018 148,04 EUR

JUN ’18 180 EUR 160 EUR 140 EUR 120 EUR 100 EUR und der Musterfest­stellungsk­lage schätzen wir für den Volkswagen-Konzern auf zehn bis 20 Milliarden Euro.“Dennoch gehe man davon aus, dass der Konzern vor einem neuen Rekordjahr stehen dürfte.

Volkswagen-Chef Herbert Diess ist dennoch in Sorge, was die Zukunft der Branche betrifft: „Der jetzige Feldzug gegen die individuel­le

Mobilität und damit gegen das Auto nimmt existenzbe­drohende Ausmaße an“, sagte Diess gestern bei einer Veranstalt­ung. Er denke dabei „an die beinahe hysterisch­e Stickoxidd­iskussion um wenige Problemzon­en in unseren Städten, die sich in den nächsten Jahren fast von selbst auflösen werden“, oder an die neuen CO2-Grenzwerte, die derzeit in Berlin und Brüssel verhandelt werden, „und die den Automarkt vollständi­g revolution­ieren werden“. Zuletzt hatte Diess bereits vor massiven Job-Verlusten gewarnt.

Ausgerechn­et bei der Volkswagen-Tochter Porsche beurteilt man die Lage weniger problemati­sch. „Wir haben mit dem Dreiklang aus Verbrenner, Hybrid und Elektrofah­rzeugen eigentlich ein sehr, sehr gutes Portfolio, mit dem wir zumindest die nächsten zehn Jahre eigentlich nicht in den Personalab­bau müssen“, sagte Porsche-Personalch­ef Andreas Haffner. Auch die Rendite will der Autobauer langfristi­g trotz Investitio­nen in die E-Mobilität bei mehr als 15 Prozent halten.

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