Museum zeigt geraubte Altar-Figuren
1971 wurden Schnitzfiguren aus der Kempener Propsteikirche gestohlen. 2016 wurden sie wiedergefunden. Diese Figuren und die nach dem Raub hergestellten Kopien sind ab morgen im Kramer-Museum zu sehen
KREIS VIERSEN So nah konnte man ihnen früher nie kommen und auf Augenhöhe jedes Detail begutachten: fünf Figurengruppen des Marienretabels von 1510-1520, die 1971 aus der Propsteikirche gestohlen wurden. Eine kleine spontane Ausstellung im eigentlich wegen Umbaus geschlossenen Städtischen Kramer-Museum in Kempen, Burgstraße 19, ist ab Sonntag bis zum 12. März diesen Figuren gewidmet. In einer einmaligen Gelegenheit kann der Besucher dabei die Originalfiguren, die aus einer Antwerpener Holzschnitzwerkstatt stammen, und die nach dem Diebstahl angefertigten Kopien des Meerbuscher Holzbildhauers Wilhelm Hable vergleichen. Sie sind in den Vitrinen direkt übereinander angeordnet.
Die Ausstellung befriedigt sicherlich die Neugier, die seit 45 Jahren verschwundenen Originale zu betrachten, dient aber in erster Linie dazu, Spenden für die Restaurierung zu sammeln. In der Ausstellung steht eine Sammelbox, Interessierte können aber auch direkt an die Kirchengemeinde St. Mariae Geburt, die Eigentümer der Figuren ist, spenden. Von Fachleuten wird der Kostenrahmen auf rund 10.000 Euro geschätzt oder vorsichtig auf eine kleinere fünfstellige Summe taxiert. Die Zeit von Januar bis März wird genutzt, um von mehreren Restauratoren Kostenvorschläge einzuholen. Solange bleiben die Figuren vorerst in Kempen und können in Augenschein genommen werden.
Für die Restaurierung wird mit etwa drei Monaten gerechnet. Dann kommen sie wieder nach Kempen zurück. Was dann genau mit den mittelalterlichen Figuren passiert, ist noch nicht entschieden, wie Propst Thomas Eicker erklärt. Es gibt zwei mögliche Alternativen, die die Verantwortlichen der Kirchengemeinde entscheiden müssen. Der eine Weg wäre die Einsetzung der gestohlenen Original-Figuren an ihren alten Plätzen im Marienretabel in St. Mariae Geburt. Der andere Weg führt zurück ins Kramer-Museum. Die Kirchengemeinde könnte sie als Leihgaben dem Museum in Obhut geben.
Das könnte sich Museumsleiterin Elisabeth Friese durchaus vorstel-
Kulturamtsleiterin Elisabeth Friese und Propst Thomas Eicker in der kleinen Sonderausstellung des Kramer-Museums. In den Vitrinen sind oben die Originalfiguren zu sehen, darunter die Kopien von 1971 von Wilhelm Hable.
Die Hauptgruppe des Marienretabels im südlichen Seitenschiff zeigt die Beschneidung Jesu im Tempel. Sie entstand um 1510-20.
Die Kopie: Nach dem Diebstahl im Jahr 1971 erstellte Wilhelm Hable, Holzbildhauer aus Meerbusch, nach SchwarzWeiß-Fotografien Kopien, die in den Schnitzaltar eingefügt wurden.
Das 500 Jahre alte Original: Die Gesichter sind vielfach dunkel, die Farben sind manchmal ganz abgeblättert, Teile sind abgebrochen. Hier muss restauriert werden.
Eine Original-Figur aus der heiligen Sippe. Dem Kind fehlt der linke Arm.