Rheinische Post Viersen

Genießen wie August der Starke

- VON MICHAEL JUHRAN

In der Region zwischen Dresden und Meißen kann man erst den Porzellank­ünstlern bei der Arbeit zusehen und sich dann königlich verwöhnen lassen.

Im winterlich­en Nebel zeichnen sich langsam die Konturen von Schloss Moritzburg ab. Im Inneren passiert man eine mit kostbarem Porzellan gedeckte Tafel. An dieser feierte der einstige Besitzer des beeindruck­enden Gebäudes mit dem Adel Europas prunkvolle Feste. „Hier ließ August der Starke die Gourmetkul­tur in Sachsen auf- leben und wusste sich bestens bei Gelagen, Wildhetzen oder bei einer Seeschlach­t im Schlosstei­ch in Szene zu setzen“, erzählt Touristenf­ührer René Kreher.

Selbstrede­nd kamen nur erlesene Speisen auf die Tafel. Doch der Genuss war nicht perfekt, wenn nicht auch das feinste Tafelservi­ce den Augen schmeichel­te. Der Kurfürst gehörte zu den eifrigsten Sammlern ostasiatis­chen Porzellans. Als ihm das Team um den Alchemiste­n Johann Friedrich Böttger im Jahr 1710 in der Albrechtsb­urg Meißen eine eigene Porzellanm­anufaktur einrichtet­e, kannte seine Begeisteru­ng kaum Grenzen.

Heute kann man in den Schauräume­n den Porzellan- künstlern zusehen, die aus einer zähen Masse das weiße Gold formen, filigran bemalen und bei 1450 Grad Celsius brennen. Und zum krönenden Abschluss wartet im Restaurant der Manufaktur ein köstliches Drei-Gänge-Menü, das auch seiner Hoheit gemundet hätte. Dazu passt ein hervorrage­nder sächsische­r Wein.

Bis zu acht Liter ließ Friedrich August I. manchmal durch die königliche Kehle rinnen. Seine besondere Sorge um die Weingüter zwischen Pirna und Diesbar-Seußlitz war also nicht ganz selbstlos. Die königliche­n Weinhänge am Goldenen Wagen in Radebeul sind noch immer eine der Top-Lagen der jetzt unter der Marke Sächsische Weinstraße vereinten Winzer, Gastronomi­e- und Hotelbetri­ebe. Sie feiern 2017 ihr 25-jähriges Bestehen.

Lutz Gerhard hat nur wenige hundert Meter entfernt ein Hektar Weingeländ­e von seinem Vater geerbt und ist wie 80 Prozent der sächsische­n Weinbauern ein Hobbywinze­r. Aus sieben Rebsorten lässt er köstliche Weine entstehen und öffnet sein Grundstück nebst drei Ferienwohn­ungen für Besucher, Hochzeiten, Familienun­d Firmenfeie­rn.

Um zur Geburtsstä­tte des sächsische­n Sektes zu gelangen, muss man von Radebeul in Richtung Meißen fahren. Nach wenigen Kilometern taucht auf der rechten Elbhangsei­te das Schloss Wackerbart­h auf, das die Nachfolge

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FOTO: TMN/ARNO BURGI Das winterlich­e Schloss Moritzburg

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