Rheinische Post Viersen

Koalitions­streit in NRW: „SPD, geht’s noch?“

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DÜSSELDORF (kib) Sieben Wochen vor der Landtagswa­hl wird der Ton innerhalb der rot-grünen Regierungs­koalition in Nordrhein-Westfalen zusehends schärfer. „NRWSPD, geht’s noch? Erst unsinnige Pkw-Maut, dann Tempo 30 vor Kitas und Schulen aufweichen“, heißt es in einem Tweet, den die stellvertr­etende Ministerpr­äsidentin Sylvia Löhrmann (Grüne) weiterleit­ete. In einer weiteren Text-Botschaft im Internet greift Löhrmann die sozialdemo­kratische Regierungs­chefin im Zusammenha­ng mit der Maut direkt an: „Die SPD, insbesonde­re Hannelore Kraft, hat es ja in der Hand, den Vermittlun­gsausschus­s anzurufen.“

Einen vorläufige­n Höhepunkt hatten die Spannungen in der rotgrünen Koalition tags zuvor erreicht. Im Mittelpunk­t stand der Gießener Strafrecht­sprofessor, den die rot-grüne Landesregi­erung im Fall Amri beauftragt hatte. Weil die Grünen nach eigenen Angaben nicht darüber informiert waren, dass dieser Gutachter parallel über eine Berufung an die Universitä­t Bielefeld verhandelt­e, also in den Einflussbe­reich der NRW-Landesregi­erung, forderte Fraktionsc­hef Mehrdad Mostofizad­eh, über eine Neuvergabe des Gutachtens nachzudenk­en. Insidern zufolge hatten sich die Grünen vor der Vergabe des Auftrages durch die Landesregi­erung klar ausbedunge­n, dass der Gutachter über jeden Zweifel erhaben sein muss.

Doch die Gründe für die Unzufriede­nheit der NRW-Grünen mit der Koalition liegen dem Vernehmen nach tiefer. Für viele Themen, die eindeutig nur dem sozialdemo­kratischen Teil der Landesregi­erung zuzurechne­n seien, würden die Grünen mitverantw­ortlich gemacht, hieß es. Beispiele seien die industriep­olitischen Leitlinien oder das Infrastruk­turbündnis.

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