Rheinische Post Viersen

Geburtsstu­nde von „Mercron“

Merkel und Macron beschwören die deutsch-französisc­he Achse.

- VON MARKUS GRABITZ

BRÜSSEL Wenn es gut geht, folgen EU-Gipfel einem Drehbuch. Bei diesem Treffen ging es aus Sicht von Paris und Berlin gut. Ziel war, in Brüssel den neuen Schwung in der Europapoli­tik zu demonstrie­ren, für den Kanzlerin Angela Merkel und Präsident Emmanuel Macron künftig sorgen wollen. Entspreche­nd wurden schon am ersten Gipfeltag die Botschafte­n gesetzt: Da versichert­e Macron, „Hand in Hand“mit Merkel in der Europapoli­tik zu gehen, und Merkel lobte seine Kreativitä­t. Macron und Merkel machten gemeinsam Ungarn und Polen Druck, die bei der Verteilung von Flüchtling­en blockieren. Und in diese Choreograf­ie der deutsch-fran- zösischen Harmonie passte dann, dass Merkel und Macron zusammen vor die Kameras traten. Brüssel, nie um eine Wortschöpf­ung verlegen, spricht bereits von der Geburtsstu­nde von „Mercron“.

Die Kanzlerin nannte es den „Geist neuer Zuversicht“, der bei dem Gipfel zu spüren gewesen sei. Die Zusammenar­beit zwischen Paris und Berlin habe sich als belastbar herausgest­ellt. Macron sprach vom „Willen, zusammen zu arbeiten“, und beschwor die Vergangenh­eit, als Helmut Kohl und François Mitterrand in der Europapoli­tik an einem Strang gezogen haben. Merkel versichert­e, dass es keinen Alleingang von Deutschlan­d und Frankreich geben wird. „Wir machen das nicht allein. Wir sind offen für die Mitarbeit von anderen Mitgliedst­aaten.“Die EU der 27 von heute sei nicht mehr mit den Zeiten vergleichb­ar, als es nur ein Dutzend Mitglieder gab.

Der Spitzenrun­de der Staats- und Regierungs­chefs sei aber auch bewusst geworden, wie sehr sich die EU-Staaten jetzt zunächst um ihre eigene Zukunft kümmern müssten und nicht zuerst um die Verhandlun­gen über den geplanten Austritt Großbritan­niens aus der Union. Auch dieser war Thema in Brüssel. 3,5 Millionen EU-Bürger leben in Großbritan­nien. Sie machen sich Sorgen, was der Brexit für sie bedeutet. Immerhin sicherte Premiermin­isterin Theresa May ihren Kollegen beim zu: Kein EU-Bürger muss nach dem Brexit die Insel verlassen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany