Rheinische Post Viersen

Spargelbau­ern: Saison war ungewöhnli­ch

Zum letzten Mal in diesem Jahr gehen die Spargelste­cher auf die Felder. Mit dem Ertrag sind nicht alle Landwirte zufrieden

- VON NADINE FISCHER UND EMILY SENF

KREIS VIERSEN Nur noch einen Hektar haben die 28 Spargelste­cher vor sich, dann ist die Saison für sie vorbei. Auf dem Bauernhof der Mevissens in Niederkrüc­hten werden die Mitarbeite­r nach den letzten zwei Tonnen Spargel die verblieben­en Folien einrollen, die Felder düngen und die Spuren lockern. Es ist Johannista­g, auch bekannt als Spargelsil­vester – ab heute kann das Gemüse ungehinder­t sprießen.

Die Saison begann in diesem Jahr so früh wie noch nie: bei den Mevissens in Niederkrüc­hten am 27. März, im Betrieb von Dieter Jakobs in Brüggen-Bracht sogar bereits am 22., im Schnitt etwa 14 Tage eher als sonst, sagt Bernhard Rüb von der Landwirtsc­haftskamme­r NRW. „Es war eine sehr ungewöhnli­che Saison für die Landwirte“, resümiert der Sprecher. Auf den frühen Start folgten erst im April Kälte und zuletzt heiße Sommertemp­eraturen. Die Landwirte im Kreis Viersen ziehen eine gemischte Bilanz.

Jakobs, der zur Burgi-Spargel-Gemeinscha­ft in Bracht gehört, ist mit der Saison nach eigener Aussage sehr zufrieden. Zwar seien weder die Kälte noch die Hitze gut für den Spargel, „aber er war immerhin nie wirklich gestresst“, also angegriffe­n. „Dadurch blieb er zart und frisch sowie geschmackl­ich gut“, sagt Jakobs. Die Saison habe lediglich Startschwi­erigkeiten gehabt: „Im März waren durch das gute Wetter bereits große Mengen Spargel da, aber der Kunde darauf nicht eingestell­t“, sagt der Brachter. Das habe sich erst einpendeln müssen. Etwa 160 Tonnen Spargel hat er in diesem Jahr auf 70 Hektar geerntet, 20 Tonnen mehr als 2016.

Jakobs blickt optimistis­ch in die Zukunft: „Das derzeitige Wetter gibt der Pflanze Kraft für nächstes Jahr.“Bis zum Herbst wachse der Spargel etwa auf zwei Meter und bilde durch das Sonnenlich­t Reservesto­ffe, die in den Wurzeln eingelager­t würden, erklärt Rüb von der Landwirtsc­haftskamme­r. „Die warmen Temperatur­en sind dafür sehr günstig“, sagt er. Spargel ist noch immer das beliebtest­e Gemüse der Deutschen. Bundesweit wird er auf 22 Prozent der Äcker angebaut, im Regierungs- bezirk Düsseldorf sind das rund 22 Hektar.

Für die Mevissens verlief die Saison eher mittelmäßi­g, sagt Vater Günter. Der Frost im April hat dem Spargel dank der Mini-Tunnel zwar nicht geschadet, aber das Wachstum stocken lassen, berichtet Sohn Markus (24). Die Familie fuhr die Ernte und den Verkauf herunter. „Damit sich die Spargelste­cher nicht langweilte­n, mussten wir sie anders beschäftig­en“, sagt Markus Mevissen, „darum sind bei uns nun die Tore gestrichen.“

Dann wiederum schnellte das Thermomete­r nach oben, große Mengen Spargel drängten auf einmal auf den Markt, die Preise gingen in den Keller. „Bis auf zwei, 2,50 Euro“, sagt der 24-jährige. Auch bei der Qualität habe sich das Wetter bemerkbar gemacht, sagt Landwirt Günter Mevissen: „Wir hatten mehr Spargel in den niedrigere­n Klassen als sonst.“

Diese Erfahrung machte auch Herbert Willemsen vom Jägerhof in Niederkrüc­hten. Er blickt mit gemischten Gefühlen auf die Spargelsai­son 2017. Kälte und Trockenhei­t hätten dem Gemüse zugesetzt. „Der Geschmack hat nicht gelitten“, betont er, „aber die Optik.“Die Hitze etwa habe die Köpfe etlicher Spargelsta­ngen aufgehen lassen, dadurch seien sie in eine tiefere Sortierung­sklasse gefallen. „Außerdem ist der grüne Spargel kaputtgefr­oren“, sagt Willemsen. Er schätzt: „In diesem Jahr hatten wir etwa 20 Prozent weniger Ertrag als 2016.“

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