Bei Fortuna Düsseldorf herrscht Katerstimmung
Das 0:2 im Pokal-achtelfinale beim Drittligisten Offenbach und die Zerrissenheit der Fanszene belasten den Klub am Jahresende.
OFFENBACH/DÜSSELDORF Es sind noch ein paar Tage hin bis Neujahr – aber wie sich ein zünftiger Kater nach einer rauschenden Ballnacht anfühlt, mussten Fortuna Düsseldorfs Fußball-Profis auch ohne feuchtfröhliche Silvesterparty schon einmal auskosten. Die Blamage im Achtelfinale des DFB-Pokals, die verdiente 0:2-Niederlage beim Drittligisten Kickers Offenbach, hat dem Bundesliga-Aufsteiger einiges von dem Hochgefühl genommen, das sich nach der sehr erfolgreichen Hinrunde mit 21 Punkten aus 17 Spielen eingestellt hatte.
In Verbindung mit dem Dauerstreit um das Sicherheitskonzept der Deutschen Fußball-Liga, das einen tiefen Riss in Fortunas Fanlager produzierte, ergab die Pleite gar eine Stimmung, als stünden die Düsseldorfer am Tabellenende der Liga statt auf Platz 13. Nachdem die Partie abgepfiffen wurde, kam von den „Ultras“im Fortuna-Block weder Trost noch Kritik für die Spieler, sondern der Sprechchor: „Wir sind die Fans, die ihr nicht wollt.“
Finanzvorstand Paul Jäger nahm das zum Anlass, einen offenen Brief an die Fans zu richten. „Das war in meinen vielen Jahren bei der Fortuna der absolute Tiefpunkt“, schrieb Jäger. Die Mannschaft habe schlecht gespielt und verdient verloren, aber in einem Moment so großer Enttäuschung sei eine andere Reaktion nötig: „Noch nie war ein Protest so fehl am Platze! Niemals hat jemand so deutlich dokumentiert, was für ihn wichtig ist.“
In der Tat scheint es so, als nähmen einige Anhänger sich selbst und ihren Zorn darüber, dass der Verein dem Konzept zustimmte, wichtiger als den Verein selbst. Dabei hätte dieser nach einer Bundes- liga-Hinrunde, die alle Erwartungen übertraf, jeden Grund zur Zuversicht – davon aber war in der tristen Pokalnacht von Offenbach nichts zu spüren.
Linksverteidiger Johannes van den Bergh erinnerte fast schon trotzig an die jüngsten Erfolge: „Das ist schon eine traurige Geschichte hier, aber sie trübt nicht unsere Hinrunde.“Ähnlich drückte sich Sportvorstand Wolf Werner aus. „Unser tolles Jahr 2012 hat einen schwarzen Fleck bekommen“, sagte der 70-Jährige, „aber wir lassen uns das Jahr dadurch nicht vermiesen.“
Wirklich nicht? Natürlich kann den Düsseldorfern niemand mehr ihre verdienten 21 Punkte nehmen. Es ist aber „schon sehr bitter“(Kapitän Andreas Lambertz), dass sie ausgerechnet das letzte Spiel vor der einmonatigen Winterpause in den Sand setzten. Die Chance, voller Vorfreude auf die Rückrunde in die Ferien zu gehen, wurde leichtfertig und überflüssigerweise vertan.
„Wir haben der Mannschaft gesagt, dass sie die Offenbacher nicht nach ihren erfolglosen letzten Spielen beurteilen soll“, berichtete Trainer Norbert Meier. „Aber manchmal redet man da wie gegen eine Wand.“Jetzt gehe es darum, „sich zu straffen und gewisse Dinge als Lektion mitzunehmen. Wir haben klar gesehen, wo unsere Stärken und Schwächen liegen“.
Dass dem Aufsteiger mindestens eine Million Euro, die das Erreichen des Viertelfinales eingebracht hätte, durch die Lappen ging, ist nicht einmal das Entscheidende. „Ich sehe den Pokal nicht vorrangig als Wirtschaftsfaktor“, hatte der Vorstandsvorsitzende Peter Frymuth schon vorab gesagt. „Viel mehr interessieren mich die sportlichen Möglichkeiten. Wir möchten sehr weit kommen.“Die Chancen hätte es gegeben, da für die nächste Runde bei weitem nicht nur übermächtige Gegner im Raum standen. „Den absoluten Willen habe ich nicht erkennen können“, kritisierte Werner. „Das ist absolut enttäuschend.“