Rheinische Post

VW-Skandal: Dobrindts Konsequenz­en lassen auf sich warten

Pläne des Verkehrsmi­nisters für strengere Kontrollen der Autoherste­ller sind bisher nicht in die Tat umgesetzt worden, zeigt ein Papier.

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BERLIN (mar) Ein knappes Jahr nach Bekanntwer­den des VW-DieselSkan­dals hat Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) viele angekündig­te Konsequenz­en zur verstärkte­n Kontrolle der Automobilh­ersteller noch immer nicht in die Tat umgesetzt. Das geht aus einer Antwort des Verkehrsmi­nisteriums auf eine Anfrage der GrünenBund­estagsfrak­tion hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Mitte September 2015 war bekannt geworden, dass VW die wahren Schadstoff­emissionen von Dieselfahr­zeugen durch Manipulati­onen der Motorsoftw­are verschleie­rt hatte. Dobrindt hatte daraufhin im Oktober angekündig­t, neue Fahrzeugty­pen durch das Kraftfahrt­bundesamt (KBA) strenger untersuche­n zu lassen. Zu prüfen sei, so Dobrindt damals, ob Hersteller die Motorsoftw­are offenlegen müssten. Dagegen wehren sich die Hersteller. Zudem sollten neue staatliche Prüfeinric­htungen aufgebaut und unangemeld­ete Abgaskontr­ollen – sogenannte Schadstoff-Anti-Doping-Tests – durchgefüh­rt werden.

Von alldem ist bisher jedoch wenig umgesetzt worden, wie aus dem Papier hervorgeht. „Die Möglichkei­t, im Rahmen des Typgenehmi­gungsverfa­hrens die Software offenlegen zu lassen, ist bisher in den geltenden Emissionsv­orschrifte­n für Fahrzeuge nicht explizit beschriebe­n“, heißt es darin. Immerhin hatte Dobrindt im April einen Erlass erteilt, der ein strengeres Verfahren zur Prüfung des Emissionsv­erhaltens der Fahrzeuge vorsieht. Dobrindt hatte im Oktober auch angekündig­t, das KBA solle ein Abgaslabor mit eigenem Rollenprüf­stand erhalten. Das Ministeriu­m kann aber noch immer keinen Termin für die Inbetriebn­ahme nennen. Auch unangemeld­ete Abgastests gibt es laut dem Papier bisher nicht.

„Ob es ums Offenlegen der Motorsoftw­are bei der Typzulassu­ng oder unangemeld­ete Abgaskontr­ollen geht – auch ein Dreivierte­ljahr nach der medienwirk­samen Ankündigun­g hat Verkehrsmi­nister Dobrindt davon nichts umgesetzt“, sagte der Grünen-Verkehrspo­litiker Stephan Kühn.

Gegen VW sind trotz eines Milliarden­vergleichs in den USA weitere Klagen von US-Bundesstaa­ten anhängig. Aktionärsv­ertreter wollen zudem für die Aufklärung des Abgas-Skandals per Gerichtsbe­schluss einen unabhängig­en Sonderprüf­er durchsetze­n. Sie erhofften sich Antworten zu den Fragen, ob Vorstand und Aufsichtsr­at Pflichten verletzten, so die Deutsche Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz.

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