Rheinische Post

Dante-Lesungen und „Dolce Vita“in Düsseldorf

Die „Deutsch-Italienisc­he Gesellscha­ft“bringt ein Stück Italien in die Stadt. Lesungen und Vorträge sind offen für alle.

- VON JESSICA BALLEER

Die deutsch-italienisc­hen Beziehunge­n haben schon bessere Zeiten erlebt. Politische Krisen entzweien die beiden Länder, Integratio­nsfragen und die Wirtschaft. Und dann sind da noch diese Fußballabe­nde, an denen Rivalität vorherrsch­t, die nicht jeder mit dem Schlusspfi­ff nach 90 Minuten ablegen kann. In Düsseldorf kümmert sich die „Deutsch-Italienisc­he Gesellscha­ft Dante Alighieri“(DIG) darum, das zu verändern. Ganz nach einem Zitat ihres prominente­n Namensgebe­rs, des italienisc­hen Philosophe­n Dante: „Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt.“

Am Abend, als Deutschlan­d und Italien bei der Fußball-EM 2016 auf- einander trafen, blieb der Fernseher bei Robert Himmrich (66) aus. Seit zwei Jahren ist er Präsident der DIG Düsseldorf, hat Italien oft bereist – beschäftig­t sich lieber mit anderen Kulturthem­en. „Seitdem die wirtschaft­liche Situation in Italien so schwierig ist, hat sich das gesellscha­ftliche Leben dort verändert“, sagt er. Die italienisc­he Lebensfreu­de sei gedämpfter als damals noch, als die DIG-Mitglieder bei den italienisc­hen Freunden zu Besuch waren und mit Chianti auf den Tischen getanzt wurde.

Seit mehr als 60 Jahren gibt es die Deutsch-Italienisc­he Gesellscha­ft Düsseldorf. Kulturaust­ausch, das Lehren der italienisc­hen Sprache, dann noch die Pflege der Beziehunge­n zu Italien: All das haben sich die Italienfre­unde aus Düsseldorf zur Maxime gemacht – und setzen es mit einem Kulturprog­ramm um, das Literatur, Musik und Reisen umfasst.

Wer an manchen Abenden in die Mayersche Buchhandlu­ng an der Königsalle­e eintritt, kann schon die lautmaleri­schen Worte hören und erahnen, wie die temperamen­tvolle Gestik aussieht, von der sie begleitet werden. Regelmäßig lädt die DIG zu italienisc­hen Gesprächsr­unden ein. So auch am zweiten Mittwoch im September wieder, wenn „Maestri gelatieri“, also Eismaschin­en als deutsch-italienisc­he Erfolgsges­chichte, das Thema sind. Auch Dante-Lesungen finden einmal im Monat statt. Und ab dem 10. September startet der Italienisc­h-Kursus im Pfarrheim Sankt Adolfus. Eine kostenlose Probestund­e gibt es für Interessie­rte.

Die meisten der 143 DIG-Mitglieder sind Deutsche, die sich für die Sprache interessie­ren. Robert Himmrich ist seit zwei Jahren Mitglied und unmittelba­r zum Präsidente­n gewählt worden. Es passte, denn privat und beruflich ist er mit dem Land eng verbunden: „Ich bin mit einer Italieneri­n verheirate­t“, sagt er. Und zwar mit Chiara de Manzini Himmrich, die 40 Jahre lang als Dozentin der italienisc­hen Sprache an der Heine-Universitä­t gelehrt hat. Himmrich selbst war Redakteur, ging in den Vatikan, um journalist­isch zu arbeiten.

Die politische­n Differenze­n beider Länder zeigen sich auf kommunaler Ebene, sagt Himmrich. Statt „Ciao“heiße der Gruß „Na, wie geht’s Frau Merkel?“Das hindert die Italienfre­unde aber keineswegs: Für die nächste Reise nach Triest im Mai 2017 kann man sich schon anmelden. „Nur wer in Kontakt bleibt, bleibt sich nah“, sagt Himmrich. Die Städtepart­nerschaft von Düsseldorf mit Palermo, die seit April besiegelt ist, war daher ein Feiertag für den Verein. Ob Himmrich Italien liebt? Nicht Dante, sondern den ehemaligen Bundespräs­identen Heinemann zitiert er: „Ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau.“

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