Rheinische Post

Die Stimmen aus dem Hintergrun­d

Frontsänge­r sind bekannt. Doch was ist mit denen, die im Hintergrun­d singen? Eine Doku stellt sie vor.

- VON KLAUS BRAEUER

BERLIN (dpa) Ob Rock oder Pop, bei vielen Bands kennt jeder den Sänger, schon weil er auf der Bühne meistens ganz vorne steht. Aber was ist mit seinen Kollegen, die am Rand bleiben müssen oder in einem Background­chor untertauch­en? Um sie geht es in der Doku „20 Feet from Stardom“auf Arte.

Ein Background­sänger wird kaum wahrgenomm­en. Er befindet sich auf der Bühne stets im Schatten des Stars, der im Rampenlich­t steht – obwohl die Sänger im Hintergrun­d oft mehr Leben in das Geschehen auf der Bühne bringen. Sie verzichten auf die große Karriere als Solokünstl­er. Manchmal ist es ihnen zu anstrengen­d, manchmal ist ihnen wichtiger, sich unauffälli­g und harmonisch in das Team einzufügen.

Das ist für die meisten von ihnen okay. Aber für manche ist es auf die Dauer ganz schön bitter, weil sie einen guten Job machen, ohne dass er gewürdigt würde. Der eine oder andere arbeitet sich im Laufe der Zeit bis hin zum Leadsänger. Das aber kann ein sehr weiter Weg sein.

Wie die Doku an eindrucksv­ollen Beispielen zeigt, begann der Weg vieler Background­sänger fast immer schon früh: Sie fingen an zu singen, als sie noch Kinder waren, oft im Kirchencho­r. Viele waren schwarz und wollten einfach nur Musik machen, auch als Zeichen für ihren Aktivismus in Sachen Bürgerrech­te für Schwarze – und natürlich auch deshalb, weil sie einfach unfassbar gut waren und sind. Einige von ihnen erzählen ihre lustigen und traurigen Geschichte­n und davon, auf was alles sie in ihrem Leben verzichtet haben, nur wenige Meter vom Ruhm entfernt.

Filmautor Morgan Neville (48, „The Music of Strangers“) hat mit vielen Beteiligte­n gesprochen, darunter Produzente­n, Musikbiogr­afen und Musikhisto­riker sowie große Künstler wie Bette Midler, Sting oder Mick Jagger, die sich sehr respektvol­l über ihre Background­sänger äußern. Der anrührende, fasziniere­nde und Oscar-prämierte Dokumentar­film holt die Sänger aus dem Schatten des Rampenlich­ts heraus und schafft so ein Filmdokume­nt, das nachdenkli­ch stimmt und ganz nebenbei für ein wenig ausgleiche­nde Gerechtigk­eit sorgt.

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FOTO: ARTE Darlene Love (l.), die schon für Sonny & Cher und Tom Jones sang, spricht über die Rolle der weltbekann­ten, aber namenlosen Stimmen der Background­sänger, die den Stil der Popmusik geprägt haben.

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