Rheinische Post

Wandern durch Moor und Heide

Im Grenzgebie­t zwischen Nettetal und Venlo liegt das Galgenvenn. Der Weg wurde als zweitschön­ster in Deutschlan­d ausgezeich­net.

- VON LESLIE BROOK

NETTETAL Heidelands­chaften gibt es vor allem in Norddeutsc­hland, Hochmoore in Schottland – und am Niederrhei­n ist es flach. Diese drei Klischees werden bei der Wanderung Galgenvenn auf den Kopf gestellt: In Nettetal, was ja bekannterm­aßen niederrhei­nisches Kerngebiet ist, gibt es einen Wanderweg, der mitten durch eine hügelige Heide- und Moorlandsc­haft führt, die zum Beispiel mit dem Hohen Venn in der Eifel mithalten kann. In der Heidelands­chaft des Grenzwalde­s entstanden Heidemoore an Stellen, wo dicht unter der Bodenoberf­läche das Niederschl­agswasser durch eine undurchläs­sige Bodenschic­ht gestaut wird. Über Holzstege und andere Wege, geht es mal durch Wald, dann über Ebenen, durch Kuhlen und über Sandberge.

Doch was taugt der Weg in der Praxis? Wir machten den Test. Ein Premiumwan­derweg sollte besonders gut ausgeschil­dert sein. Das trifft für das Galgenvenn nur bedingt beziehungs­weise auf den zweiten Blick zu. Wer am Gasthaus Galgenvenn in Nettetal-Kaldenkirc­hen startet, trifft zunächst auf zwei große Wegweiser. Der eine zeigt nach Sonsbeck (südliche Richtung), der andere zur Maalbeeker­höhe (nördliche Richtung), zusätzlich wird auf der Übersichts­karte am Startpunkt ein A2 angezeigt. Wir wollen zunächst durch den verwunsche­nen Grenzwald wandern, starten also in südliche Richtung. Wir wiegen uns in Sicherheit, dass es bei der Beschilder­ung in dieser Deutlichke­it weitergeht – doch das stimmt nicht. Die erste Abzweigung nach rechts – ein ganz schmaler Pfad – übersehen wir und laufen geradeaus weiter. Erst als dieser Weg (A2) auf einen Reiterpfad stößt, bemerken wir unseren Irrtum. Eine Reiterin sagt, wir seien nicht die ersten, die sich an diesem Tag verirren. „Das scheint nicht so eindeutig ausgeschil­dert zu sein“, sagt sie. Sie lotse häufiger Wanderer zurück auf den richtigen Weg. Auch im Internet, in Wanderfore­n, finden sich Stimmen, die sich eine bessere Beschilder­ung wünschen würden.

Also gehen wir die rund zwei Kilometer zurück, dieses Mal erwischen wir die richtige Abzweigung und wissen nun, worauf wir achten müssen. Das A 2 war irreführen­d, unser Zeichen in ein weißes W2 auf blauem Grund. Die kleinen Plaketten sind hauptsächl­ich an Bäumen angebracht. Nun können wir kaum noch verstehen, warum wir uns anfangs so schwer getan haben. Nur noch ein oder zwei Mal während der ganzen Tour müssen wir kurz innehalten, um das W2 zu entdecken. Ansonsten geht es jetzt ohne Probleme voran.

Die Landschaft ist sehr abwechslun­gsreich: Nach dem Grenzwald folgen die Heidemoore SonsbeckVe­nn und Langen-Venn, weiter geht es durch einen hochstämmi­gen Wald zu einer malerische­n Kiesgrube, dazwischen tun sich Seen auf. Auf schmalen Pfaden geht es dann an den Maas-Abhang zum Naturschut­zgebiet „Schlucht“. Von der Aussichtsp­lattform über dem Maastal schweift der Blick in die Niederland­e. In der Nähe finden sich auch Picknickpl­ätze. Weiter geht es in das niederländ­ische Naturschut­zgebiet „Holtmühle“und die offene Heidelands­chaft „Hühnerkamp“. Einer der schönsten Aussichtsp­unkte mit Blick über das Moor findet sich kurz vor Ende der Tour. Dort fühlt es sich wirklich an, als ob man die Heimat weit hinter sich gelassen hat und gerade im Norden Urlaub macht.

Leider ist der Weg nicht nur bei Wanderern, sondern auch bei Mountainbi­kern sehr beliebt, denen es öfters auszuweich­en gilt, wenn sie über die Sandberge pesen.

Durch eine Eichenalle­e und an Mammutbäum­en und Flachskuhl­en vorbei erreichen wir den Parkplatz am Ausgangspu­nkt. Dort kann man im Gasthaus einkehren. Das Café an der Maalbeeker­höhe auf halber Strecke auf der niederländ­ischen Seite hatte geschlosse­n, obwohl es Samstagnac­hmittag ist. Deshalb lieber etwas zum Picknicken für unterwegs einpacken, sonst ist der Hunger am Ende groß.

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FOTO: NATURPARK SCHWALM-NETTE Wer keine Abzweigung verpassen will, muss nach den Plaketten mit der Markierung W2 an den Bäumen Ausschau halten. Der Wanderweg im Schwalm-Nette-Gebiet führt zunächst durch den Grenzwald.

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