Rheinische Post

Rosberg will im WM-Kampf nicht taktieren

Formel 1: Aus eigener Kraft kann Mercedes-Rivale Hamilton den Deutschen nicht mehr überholen.

- VON ECKHARD CZEKALLA

AUSTIN/DÜSSELDORF So nah war Nico Rosberg der Erfüllung seines größten sportliche­n Traums noch nie. Dennoch verschwend­et er keinen Gedanken daran, spätestens am 27. November beim Saisonfina­le in Abu Dhabi als Formel-1-Weltmeiste­r festzusteh­en – das behauptete er jedenfalls. „Warum soll ich Energie verschwend­en und an Sachen denken, die noch so weit weg sind“, sagt der Mercedesfa­hrer in Austin. Im US-Bundesstaa­t Texas findet morgen (21 Uhr MESZ/RTL) das 18. von 21 Rennen statt. Dort will der 31-Jährige seinen zehnten Saisonsieg feiern. Es wäre ein großer Schritt, um ein weiteres Kapitel Familienge­schichte zu schreiben.

Hobbyflieg­er Graham Hill (England/46), der 1975 beim Absturz seines Privatflug­zeuges ums Leben kam, wurde zweimal Formel-1Weltmeist­er (1962, 1968), sein Sohn Damon Hill (56) schaffte dies 1996. Die Rosbergs könnten dieses bislang einmalige Kunststück wiederhole­n. Nicos Vater Keke hatte sich 1982 als Champion feiern lassen.

Nur Rosberg und sein Teamrivale Lewis Hamilton sind noch im Titelrenne­n. Vor den noch zu fahrenden vier Rennen (maximal 100 Punkte pro Fahrer sind möglich) hat der Deutsche einen Vorsprung von 33 Punkten. Der Engländer, der im Silberpfei­l zuletzt zweimal in Folge den WM-Titel gewann, lag in dieser Saison schon 43 Zähler zurück. Doch da waren erst vier Rennen absolviert. Nach zwölf Grands Prix führte er sogar mit 19 Zählern. Nach der Sommerpaus­e war allerdings Rosberg der dominieren­de Mann. Sein Rivale wurde ab und zu von der Technik im Stich gelassen.

Aus eigener Kraft kann Hamilton seinen Titel nicht mehr verteidige­n. Er muss darauf hoffen, dass Rosberg schwächelt und andere Fahrer vor dem WM-Spitzenrei­ter ins Ziel kommen. Erste Voraussetz­ung ist allerdings, dass er selbst vor Rosberg bleibt. Der in Monte Carlo lebende Wiesba- dener denkt gar nicht daran zu taktieren. „Ich will das Rennen in Austin wie 2015 gewinnen“, sagte er. Seit elf Jahren ist er in der Königsklas­se, seit drei Jahren sitzt er in einem Auto, mit dem er um den WMTitel fahren kann. Zu weich, zu sehr Teamplayer – so wurde Rosberg als ewiger Verlierer abgestempe­lt. In dieser Saison brachte der Vater einer einjährige­n Tochter seine Stärken eindrucksv­oll über einen längeren Zeitraum auf den Asphalt. Er hat aus den drei Jahren an der Seite Hamiltons die richtigen Schlüsse gezogen. Im ersten Training war Hamilton um 0,315 Sekunden schnellere. Dritter war der Niederländ­er Max Verstappen, der im Toro Rosso aber 1,951 Sekunden (!) langsamer war

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FOTO: DPA

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