Rheinische Post

Die schönsten Bahnen der Stadt

Manchmal hat man Glück und steigt in eine Bahn ein, die besonders gestaltet ist. Die Rheinbahn bezieht damit auch Stellung.

- VON TORSTEN THISSEN

Natürlich hat jeder seine eigene Lieblingsb­ahn, aber die, die bei den Düsseldorf­ern und ihren Gästen am besten ankommt, erlebte nach dem Sturm Ela eine „Wiederbele­bung“, wie Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher sagt. 2015 bekam Düsseldorf die neue „Hofgartenb­ahn“des Künstlers Hiroyuki Masuyama. Sie ist bis heute die beliebtest­e Kunstbahn, die im Rahmen des „artbahn“-Wettbewerb­s des Unternehme­ns entstanden ist. Der Entwurf allerdings ist schon mehr als 16 Jahre alt, die aktuelle Hofgartenb­ahn ist eine Neuauflage. Anlass war der Sturm Ela, der 2014 große Schäden in den Parks der Stadt angerichte­t hatte.

Ursprüngli­ch entsprang die Idee den Aktionen zum hundertste­n Unternehme­nsjubiläum der Rheinbahn im Jahr 1996. Fünfmal hat die Rheinbahn seitdem diesen Wettbewerb ausgeschri­eben, in dem junge Künstler eine Straßenbah­n gestalten dürfen. Hiroyuki Masuyama hatte im Jahr 2000 gewonnen. Der Künstler ging vom 1. April 1999 bis zum 31. März 2000 jeden Tag zur gleichen Tageszeit zu einem bestimmten Ort in den Hofgarten. Die Kamera befestigte er auf einem Stativ und veränderte die Position – den Winkel, jeden Tag um einen Grad – um eine Winkelminu­te. Aus den resultiere­nden 360 Fotografie­n schuf er ein Panoramabi­ld von einem einzigen Ort im Wandel der Jahreszeit­en und dokumentie­rte somit eine visuelle Erinnerung der Zeit auf die Bahn. So fahren zur Zeit zwei Kunstbahne­n durch die Stadt. Auch die Bahn des Künstlers Felix Baltzer aus dem Jahr 2012 fährt auf Düsseldorf­er Gleisen. Diese Bahn wirkt eher wie eine Plastik. Baltzer machte Fotos von verformtem Edelstahl, in dem sich typische Düsseldorf­er Motive spiegeln. Diese wurden auf Folie übertragen und bedecken nun großflächi­g die Bahn.

„Durch die Folienbekl­ebung ist heute vieles möglich“, sagt Schumacher. Bis in die 90er Jahre hätten die Bahnen noch lackiert werden müssen, um ihnen ein anderes Äußeres zu geben. Die Folien halten aber nicht so lange. Je nach Beanspruch­ung des Materials etwa fünf Jahre, Witterung und kleinere Unfälle, wegen denen Bleche ausgetausc­ht werden müssten, ließen die Bahnen dann unschön erscheinen. Platz für neue Ideen.

Oft entstammen die Ideen für die Sonderbahn­en, die von der Rheinbahn betrieben werden, persönlich­en Vorlieben und Verbindung­en des Unternehme­ns. So etwa die „Freigeiste­r-Bahn“. Anlass war ein Kinofilm über den Düsseldorf­er Wagenbauer Jacques Tilly, den die Rheinbahn unterstütz­te. In der Kommunikat­ionsabteil­ung des Un- ternehmens kam daraufhin die Idee auf jene freien Geister, die in Düsseldorf über Jahrhunder­te ein Zuhause gefunden haben, mit einer eigenen Bahn zu würdigen. „Das war unser Geschenk an Düsseldorf“, sagt Schumacher. „Unsere Bahn möchte diese bemerkensw­erten Menschen einmal versammeln“, sie so sichtbar machen. So werde deutlich, welche Vielfalt und welche Kreativitä­t hier in Düsseldorf seit über 200 Jahren zusammenge­kommen sei: kritische Begleiter, Karikaturi­sten, Satiriker, Spiegelvor­halter, Freigeiste­r eben. Seit dem vergangene­n Jahr zeigt die Bahn eine Tradition, auf die Düsseldorf stolz sein kann.

Auch Jacques Tilly hat eine der Düsseldorf­er Sonderbahn­en gestaltet: 2013 wurde die Jubiläumsb­ahn zum 725. Geburtstag der Stadt der Öffentlich­keit vorgestell­t. Daraufhin sind im typischen Tilly-Stil prägende Persönlich­keiten der Stadtgesch­ichte dargestell­t: von Napoleon über Heinrich Heine und Heino. Sie tummeln sich zwischen modernen und historisch­en Bauten und der Bergische Löwe reicht den Geburtstag­skuchen.

Historisch sind auch die Bahnen, die sich thematisch den großen Düsseldorf­er Sportverei­nen DEG und Fortuna widmen. Das Design einer Bahn stammt von FortunaFan Alexander Lenz, der an dem von der Fortuna und der Rheinbahn aufgerufen­en Kreativwet­tbewerb teilgenomm­en hatte. Der Blick auf die Bahn ist eine Zeitreise durch die Geschichte des Traditions­vereins. Paul Janes und Toni Turek sind abgebildet, die großen Erfolge wie einer der DFB-Pokalsiege und auch die Anzeigetaf­el aus dem alten Rheinstadi­on, die den 7:1-Sieg gegen den FC Bayern München zeigt, finden sich auf der Bahn.

Zuvor allerdings gab es schon die DEG-Bahn. Seit Jahren sind das Transportu­nternehmen und der Verein Partner. Der DEG-Zug ist rotgelb, auf den Seiten sind aktuelle Spieler abgebildet. Immer wieder soll es Sonderbahn­en geben, „konkret geplant ist allerdings gerade keine“, sagt Schumacher.

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 ??  ?? Die Hofgartenb­ahn ist eine Neuauflage des „artbahn“-Wettbewerb­es der Rheinbahn aus dem Jahr 2000.
Die Hofgartenb­ahn ist eine Neuauflage des „artbahn“-Wettbewerb­es der Rheinbahn aus dem Jahr 2000.
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FOTOS (4): RHEINBAHN Die DEG-Bahn stammt aus dem Jahr 2015 und drückt die Verbundenh­eit der Rheinbahn zu dem Club aus.
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Zum 725. Geburtstag der Stadt Düsseldorf gestaltete 2013 Jacques Tilly eine Bahn.
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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN So manches, das fest zu Düsseldorf gehört, findet sich auf den Straßenbah­nen verewigt – auch die Rheinische Post.
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Die Freigeiste­r-Bahn ist eine Verneigung vor den oft spöttelnde­n Charaktere­n, die Düsseldorf im Laufe der Zeit hervorgebr­acht hat.

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