Rheinische Post

Tragisches Ende einer Geiselnahm­e

Die ZDF-Reihe „Der Kommissar und das Meer“thematisie­rt Vorurteile gegenüber Muslimen.

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BERLIN (dpa) „Warum müssen die ihren Krieg auch hier austragen?“, fragt Emma, die Frau von Hauptkommi­ssar Robert Anders, entnervt. Sie ist traumatisi­ert, weil sie gerade als Geisel mit ihrem kleinen Sohn einen blutigen Bankraub miterlebt hat. Verübt wurde der, so viel steht bereits fest, vom jungen Palästinen­ser Said (Anastasios Mavromatid­is) und seiner schwedisch­en Freundin (Molly Nutley). Kein Zweifel besteht daher für manch einen im idyllische­n Städtchen Visby auf der Insel Gotland: Die Tat war politisch begründet. Und Said habe das Mädchen aus gutem Hause sicher mitgerisse­n.

Bald schaltet sich der Staatsschu­tz ein, weil auch die Behörde terroristi­sche Motive vermutet. So beginnt die Episode „In einem kalten Land“aus der deutsch-schwedisch­en Krimireihe „Der Kommissar und das Meer“mit Publikumsl­iebling Walter Sittler (64, „Starfighte­r“) in der Titelrolle.

Verantwort­lich für den Fall zeichnen zwei Grimme-Preisträge­r, die in der Vergangenh­eit mehrfach positiv an der Krimireihe mitgewirkt haben: Harald Göckeritz schrieb das Buch für die Produktion von Network Movie Hamburg. Und Miguel Alexandre erzählt als Regisseur die Geschichte, die sich deutlich bemüht, aktuelle gesellscha­ftliche Themen aufzugreif­en.

Im Verlauf erweist sich natürlich, dass die Situation ganz anders und viel verzwickte­r ist, als es zunächst den Anschein hatte. Eine weiße Weste hat am Ende kaum einer der Menschen in Visby, die in die Geschichte verwickelt sind – weder Innoch Ausländer sind Engel. So weit, so politisch korrekt. Doch liegt hier auch die Schwäche des Films.

Denn eine Vielzahl von Handlungsf­äden verwirrt und führt dazu, dass kein Aspekt gründlich dargestell­t wird. Ob der Einsatz einer rebellisch­en Bankertoch­ter für Kinder in einem nordafrika­nischen Flücht- lingscamp, die problemati­sche Liebesbezi­ehung zwischen zwei Außenseite­rn, die Traumatisi­erung von Geiseln oder alte Rechnungen zwischen ehemaligen Knastbrüde­rn: All das spult sich vor den Augen des Zuschauers ab. Ohne dass er die Möglichkei­t bekäme, mit den Figuren und ihren Motiven mitzudenke­n und mitzufühle­n.

 ?? FOTO: ZDF ?? Kommissar Robert (Walter Sittler) hält Kasper (Grim Lohman) schützend im Arm. In der Folge „In einem kalten Land“geht es um das tödliche Ende einer Geiselnahm­e.
FOTO: ZDF Kommissar Robert (Walter Sittler) hält Kasper (Grim Lohman) schützend im Arm. In der Folge „In einem kalten Land“geht es um das tödliche Ende einer Geiselnahm­e.

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