Rheinische Post

Studieren an der Orang-Utan-Straße

Die meisten Studiengän­ge bieten die Gelegenhei­t, eine Zeit im Ausland zu verbringen. Marcel Stawinoga etwa hat im Regenwald von Sumatra gearbeitet.

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se schrieb, dass wir uns gegen diesen ewigen Urwald noch eine gute Weile nicht durchsetze­n werden können. Heute ist er zerstört und zerstückel­t, gigantisch­en PalmölPlan­tagen gewichen – Orang-Utan, Nashorn und Tiger befinden sich am Rande der Ausrottung.

Auf Sumatra wurde mir dann allerdings schnell klar, dass die Regenwaldz­erstörung nicht das einzige und vielleicht noch nicht einmal das größte Problem für die verblieben­e Artenvielf­alt darstellt. Denn eine große und nur schwer zu bestimmend­e Anzahl an Wildtieren wird in den verblieben­en Waldstücke­n und Nationalpa­rks für den hie- sigen Heimtierma­rkt gefangen. Diese Tiere, meist Vögel und Affen, werden dann in kleinen Käfigen gehalten, die vor den Häusern der Einheimisc­hen hängen. Mittlerwei­le foto- grafiere ich jedes dieser Tiere und recherchie­re anschließe­nd, ob es sich um eine gefährdete Art handelt. Dann gibt es die Möglichkei­t, das Tier zu übernehmen und wieder freizulass­en. So konnten in meinen bisherigen zwei Monaten auf Sumatra allein in dem kleinen und überschaub­aren Dorf Bukit Lawang zusammen mit der Naturschut­zbehörde sieben Sunda-Plumploris beschlagna­hmt werden. Die Tiere wurden an ein Rehabilita­tionsprogr­amm übergeben, wo sie lernen, sich in der Wildnis wieder selbst zu versorgen.

Auch wenn die Übernahme eines Tieres aus schlechter Haltung natürlich eine gute Sache ist, bleibt es nicht mehr als die Bekämpfung eines Symptoms. Für einen langfristi­gen Erfolg muss die einheimisc­he Bevölkerun­g für die Probleme, die das exzessive Fangen von Wildtie- ren mit sich bringt, sensibilis­iert werden.

Im Studium lerne ich, kritische Themen für die Öffentlich­keit aufzuberei­ten. Dies möchte ich nach dem Studium auf Sumatra tun. Beruflich sehe ich an der Schnittste­lle zwischen Südostasie­n und Europa eine Perspektiv­e für mich. Ich möchte im Natur- und Artenschut­z aktiv bleiben, darüber berichten. Denn dieser fasziniere­nde Teil der Welt lässt mich vermutlich nie wieder los. Die tropischen Regenwälde­r sind eine aufregende und geheimnisv­olle Welt, die sicherlich noch viele Überraschu­ngen vor uns verbirgt – und die es zu schützen gilt.

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