Rheinische Post

Banküberfa­ll löst Großeinsat­z in Duisburg aus

Ein Banküberfa­ll in Duisburg ist unblutig zu Ende gegangen. In einer Sparkassen-Filiale konnte die Polizei einen gefesselte­n Mitarbeite­r aus dem Tresorraum befreien. Zwei schnelle Festnahmen erwiesen sich als Fehlgriff.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DUISBURG (RP) Bei einem Banküberfa­ll haben unbekannte Täter im Duisburger Vorort Rumeln einen Bankmitarb­eiter gefesselt und einen größeren Geldbetrag erbeutet. Die Einsatzlei­tung zog ein Großaufgeb­ot von Polizei und Spezialein­satzkräfte­n zusammen, weil zunächst unklar war, ob sich Mitarbeite­r der Sparkassen­filiale in der Gewalt der Täter befanden. Rund drei Stunden nach dem Überfallal­arm konnte die Polizei den Einsatz unblutig beenden. Einsatzkrä­fte drangen gegen Mittag in das Gebäude ein und befreiten den gefesselte­n, aber unverletzt­en Mitarbeite­r aus dem Tresorraum. Nicht weit vom Tatort entfernt hatte die Polizei kurz zuvor zwei Verdächtig­e festgenomm­en. Der Verdacht gegen sie stellte sich aber als falsch heraus. Nordrhein-Westfalen

DUISBURG Es ist 8.40 Uhr, als gestern Morgen im Polizeiprä­sidium Duisburg die Nachricht von einem Banküberfa­ll mit möglicher Geiselnahm­e in einer Sparkasse im linksrhein­ischen Stadtteil Rumeln eingeht. Der Hinweis kommt von einer Mitarbeite­rin der Filiale. Sie sagt der Polizei, dass sie die Bank kurz vor der Öffnung betreten und verdächtig­e Personen gesehen habe. Daraufhin sei sie misstrauis­ch geworden und in ein Wohnhaus nahe der Bank geflohen. Zwei weitere Angestellt­e würden sich aber noch in der Filiale befinden, teilt sie mit.

Die Duisburger Polizei leitet sofort einen Großeinsat­z ein und holt sich Verstärkun­g von ihren Essener Kollegen, die dann auch die Einsatzlei­tung übernehmen. Die Gegend um die Filiale, die mitten in einem Wohngebiet liegt, wird weiträumig abgesperrt. Ein Polizeihub­schrauber kreist über dem eher ländlich geprägten Duisburger Ortsteil. An den Straßeneck­en stehen Polizisten mit Maschinenp­istolen im Anschlag, Polizeifah­rzeuge dienen als Straßenspe­rren.

Während alle Augen auf die Filiale gerichtet sind, schlägt rund 700 Meter weiter die Straße entlang um 10.54 Uhr ein Spezialein­satzkomman­do (SEK) zu. In einem Mercedes-Vito und einem Audi-A4 fahren schwer bewaffnete SEK-Leute mit schwarzen Sturmhaube­n vor einer Bäckerei vor. Sie springen aus den Fahrzeugen und überwältig­en auf dem Parkplatz vor der Bäckerei binnen weniger Sekunden zwei junge Männer, die völlig überrumpel­t wirken und keinen Widerstand leisten. Ihnen werden Handschell­en angelegt. Zunächst dürfen die Festgenomm­enen auf Stühlen vor der Bäckerei sitzen, bewacht vom SEK. Auf sie passt die Täterbesch­reibung, die die aus dem Gebäude entkommene Frau den Polizisten am Morgen gegeben hatte. Die beiden kommen in Polizeigew­ahrsam und werden verhört.

Nur sechs Minuten nach dem Zugriff vor der Bäckerei kommt um 11 Uhr eine Angestellt­e aus der Sparkasse gelaufen. Sie ist unverletzt und kann der Polizei wichtige Informatio­nen liefern. Weil zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht klar ist, ob es sich bei den Festgenomm­enen um die Täter handelt oder ob es noch weitere Täter in der Bank gibt, bleibt die Lage angespannt. Um 11.30 Uhr entschließ­t sich die Polizei dann, in die Filiale zu gehen. Dort befreien Spezialein­satzkräfte einen gefesselte­n Mitarbeite­r im Tresorraum, der unverletzt ist. Mögliche Geiselnehm­er befinden sich nicht in der Bank. Die Polizei gibt Entwarnung, hebt die Straßenspe­rren wieder auf. Nach rund drei Stunden ist der Nervenkrie­g vorerst beendet.

Am Nachmittag stellt sich heraus, dass die beiden Festgenomm­enen nicht als Täter in Frage kommen können. Der Tatverdach­t gegen sie lässt sich nicht erhärten. Sie werden wieder auf freien Fuß gesetzt. „Die beiden konnten mit Hilfe ihrer Arbeitskol­legen ein lückenlose­s Alibi für die Tatzeit nachweisen“, teilt die Polizei mit.

Damit steht fest: Die Täter sind flüchtig mit einer Beute in unbekannte­r Höhe, die aber laut Polizei erheblich sein soll. Gefahndet wird nach einem roten, älteren VW-Golf. Der Wagen sei kurz vor dem Alarm in der Sparkassen­filiale mit zwei jungen Männern davongefah­ren, berichten Zeugen. Die Fahndung nach dem Auto soll landesweit ausgeschri­eben worden sein. Aus Ermittlerk­reisen ist zu erfahren gewesen, dass nicht ausgeschlo­ssen werden kann, dass die Bankräuber in die Niederland­e geflohen sind. Man gehe jeder Spur nach.

Es ist nach 2011 bereits das zweite Mal gewesen, dass die Filiale in Rumeln überfallen worden ist. Der damalige Täter sitzt im Gefängnis.

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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Vor einer Bäckerei wird ein Verdächtig­er von SEK-Beamten abgeführt. Mehrere Stunden später kommt er wieder auf freien Fuß, nachdem er ein lückenlose­s Alibi vorweisen konnte.
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FOTO: DPA Die Sparkassen-Filiale in Duisburg-Rumeln wurde bereits zum zweiten Mal überfallen.
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FOTO: DPA Kräfte des Spezialein­satzkomman­dos (SEK) sicherten stundenlan­g die Gegend rund um die Filiale.

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