Rheinische Post

Kirmes nimmt Füchschen nicht zurück

Für den Platz von Peter Königs Partyzelt gibt es bereits viele Interessen­ten. Und die Veranstalt­er würden ihm nach seiner mit Angst vor Terror begründete­n Absage auch keinen neuen geben. Die Schaustell­er sind empört.

- VON STEFANI GEILHAUSEN UND ARNE LIEB

Am Montag erst hat Kirmesarch­itekt Thomas König mit den Behörden zusammenge­sessen und darüber geredet, was sich seit dem vergangene­n Jahr geändert hat. Nach den Lkw-Anschlägen von Nizza und Berlin wird man im Juli wohl die Zufahrten zum Kirmesgelä­nde ähnlich sichern müssen wie die Altstadt im Karneval. Auch rheinseiti­g wird es neue Schutzmaßn­ahmen geben, und über ein Fahrverbot für Lkw auf Knie- und Oberkassel­er Brücke wird ebenfalls nachgedach­t. „Wir tun alles Erdenklich­e, um die Kirmes sicher zu machen“, sagt König.

Auch deshalb hat ihn die Begründung so getroffen, mit der Peter König das Füchschen-Zelt abgesagt hat. „Die Experten haben mir versichert, dass es keine neue Lage für uns gibt“, sagt Kirmesarch­itekt König. „Wir wollen da nichts herunterre­den, natürlich gibt es eine latente Gefahr, das gilt für die Kirmes wie für das gesamte gesellscha­ftliche Leben. Da bleibt bei aller Vorsicht ein Restrisiko.“Mit diesem Restrisiko, das der Füchschen-Wirt nun nicht mehr tragen will, können an- dere Beschicker leben. „Ich hätte den Platz etliche Male vergeben können“, sagt König.

Der Rückzug des bekannten Wirts ist immer noch Hauptgespr­ächsthema unter Schaustell­ern, Schützen und Wirten. Viele sind sehr wütend. Peter König hatte mitgeteilt, er wolle nicht mehr die Verantwort­ung tragen, da er angesichts der Terrorgefa­hr nicht für die „Unversehrt­heit“von Besuchern und Mitarbeite­rn garantiere­n könne. „Diese Aus- sage schadet Volksfeste­n im ganzen Land“, meint Ex-Schaustell­er-Chef Bruno Schmelter, der sich fragt, ob hinter dem Aus nicht doch wirtschaft­liche Gründe stecken.

„Nicht nachvollzi­ehbar“findet auch Schlüssel-Braumeiste­r Dirk Rouenhoff das Vorgehen des Konkurrent­en. Natürlich erfordere die Terrorgefa­hr, dass die Veranstalt­ung besser gesichert wird, die Auflagen für die Zelte hätten sich aber nicht verschärft. Und Karneval habe ge- zeigt, wie gut Besucher höhere Auflagen akzeptiere­n – und dass ein Fest trotzdem funktionie­rt. Für Schlüssel habe die Rückkehr daher nie in Frage gestanden. „Wir lassen die Schützen nicht im Stich.“

Seit der Loveparade-Katastroph­e 2010 sind Sicherheit­skonzepte für die Zelte Pflicht – das hat die Kosten massiv erhöht. Daher hatte das Füchschen bereits im Jahr 2011 pausiert. Im vergangene­n Jahr wurde die Kirmes von zwei Gewalttate­n in anderen Städten überschatt­et: Am Abend vor der Eröffnung fuhr ein Terrorist mit einem Lkw durch eine Menschenme­nge in Nizza, das Feuerwerk eine Woche später begann, während ein Mann in München Amok lief. Damals herrschte auch auf den Rheinwiese­n erhöhte Wachsamkei­t, das Volksfest verlief aber völlig friedlich.

Peter König war nicht dabei. Er hatte durch einen Umbau nicht genug Alt für ein Zelt, lautete die Begründung. „Aber er hat schon damals gesagt, er habe Bauchschme­rzen wegen der Sicherheit­slage“, sagt Kirmesarch­itekt König. „Ende des Jahres sagte er dann, er mache trotzdem wieder mit – und dann kam vor einigen Wochen die Absage.“

Der Füchschen-Chef ist derweil abgetaucht. Er habe nichts Weiteres zu sagen, teilte dessen Sprecher mit, der betonte, es handele sich um eine „rein persönlich­e Entscheidu­ng“. Auch zum Appell des Oberbürger­meisters, seine Entscheidu­ng zu revidieren, äußert sich der Wirt nicht. „Selbst wenn er seine Meinung ändern würde“, sagt Thomas König: „Das Kirmestor bleibt für ihn erst einmal zu – wir lassen uns nicht zum Narren machen.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ 2016 gab es bereits kein Füchschen-Zelt auf dem Kirmesplat­z. Wegen eines Umbaus hatte Brauerei-Chef Peter König damals abgesagt.

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