Rheinische Post

Flughafen Köln: Kontrollsy­stem mit Mängeln

Wegen einer unvollstän­digen Handgepäck­kontrolle ist das Terminal 1 des Flughafens Köln/Bonn am Samstag teilweise evakuiert worden. Hintergrun­d war wohl eine technische Panne des Sicherheit­ssystems, das zurzeit dort getestet wird.

- VON SEBASTIAN FUHRMANN UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

KÖLN Am Köln-Bonner-Flughafen ist es am Samstag wegen eines Fehlers bei der Passagier-Kontrolle zu vielen Verspätung­en gekommen. Offenbar gab es Probleme mit einem neuen Sicherheit­ssystem, das derzeit getestet wird. Wie der Flughafen mitteilte, betrat ein Passagier gegen halb acht den Sicherheit­sbereich von Terminal 1, ohne dass die Kontrolle seines Handgepäck­s abgeschlos­sen gewesen war. Der Sicherheit­sbereich wurde daraufhin geräumt, das Gebäude wurde mit Spürhunden durchsucht. Alle Passagiere mussten danach ein weiteres Mal durch die Kontrolle. Erst nach zweieinhal­b Stunden konnte das betroffene Terminal wieder ohne Einschränk­ungen genutzt werden. Betroffen waren nach Angaben des Flughafens etwa 500 Menschen. Der Flugbetrie­b lief während des Vorfalls zwar weiter, elf Flüge mussten jedoch an ein anderes Terminal verlegt werden.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion war ein Fehler im Sicherheit­skontrolls­ystem am Flughafen Ursache für die Räumung. Seit Ende vergangene­n Jahres testet der Airport am Terminal 1 das sogenannte Kontrollsy­stem „Easy Security“, das die Abfertigun­g von Passagiere­n erleichter­n soll. Dabei werden die Fluggäste nicht streng hintereina­nder abgefertig­t, sondern sie durchlaufe­n eine Sicherheit­sschleife, in der zum Beispiel Vielfliege­r Passa- giere, die mehr Unterstütz­ung bei den Kontrollen benötigen, überholen können. Das Handgepäck läuft auf einem Band durch einen Scanner, an dem ein Mitarbeite­r anhand eines Bildes den Inhalt begutachte­t. Entdeckt er etwas Verdächtig­es, wird der Koffer markiert, und das System schleust ihn automatisc­h weiter zu einer Station, an der das Handgepäck nachkontro­lliert wird.

Am Samstag fanden Mitarbeite­r ein verdächtig­es Gepäckstüc­k und schickten es zur Nachkontro­lle. Das System soll diesen Alarm aber nicht registrier­t oder verarbeite­t haben, so dass der Koffer ohne weitere Prüfung zur Ausgabeste­lle transporti­ert wurde. Dort nahm der Passagier ihn an sich. „So etwas darf in einem so hochsensib­len Sicherheit­sbereich nicht passieren“, sagt ein Mitarbeite­r der Security-Firma, der anonym bleiben möchte. Zu einem ähnlichen Vorfall sei es schon vor zwei Wochen gekommen.

Ein Sprecher der Bundespoli­zei wollte weder bestätigen noch dementiere­n, dass ein Problem an der neuen Sicherheit­skontrolle Ursache für den Vorfall am Morgen war. Derzeit werde ermittelt, wer die Person war, die durch die Sicherheit­skontrolle gelangte. „Wir wissen weder, ob es ein Mann oder eine Frau war. Die Person ist in den Sicherheit­sbereich gegangen und war dann weg“, sagte der Sprecher. Es sei nicht auszuschli­eßen, dass die Person in ein Flugzeug gestiegen und geflogen sei, hieß es aus Sicherheit­skreisen.

Ein Mitarbeite­r kritisiert die Abläufe im Kontrollsy­stem. An einem Bildschirm werde dem Personal des Sicherheit­sdienstes das Röntgenbil­d des Gepäckstüc­ks gezeigt. Der Mitarbeite­r habe aber nur maximal 18 Sekunden Zeit für die Auswer- tung. Das sei für die meisten Kollegen viel zu kurz, um auf dem Bild gefährlich­e Dinge zu erkennen.

Das Kontrollsy­stem, das intern „Muko“(Musterkont­rollsystem) genannt wird, sei sehr fehleranfä­llig. „Das fing schon am ersten Tag an, als das System bei einem Presseterm­in der Öffentlich­keit vorgestell­t wurde. Nach drei Stunden musste es schon wieder ausgeschal­tet werden“, sagt ein Insider. „Es gibt ständig Probleme mit der Software, mit den Wannen-Rückführun­gen und den Sensoren. Da klappt kaum was.“Nach Informatio­nen unserer Redaktion soll „Muko“bis zu 1000 Passagiere pro Stunde abfertigen können; mit den herkömmlic­hen Systemen seien maximal 650 möglich. „Muko ist ganz klar auf Geschwindi­gkeit ausgelegt und erst in zweiter Linie auf Sicherheit“, sagt der Insider. Hintergrun­d sind wohl Wünsche der Airlines, die mit immer größeren Maschinen fliegen und so die Wartezeit des größeren Passagier-Aufkommens an den Schleusen verringern wollen.

Verdi-Gewerkscha­ftssekretä­r Özay Tarim übt Kritik daran, dass die „Easy Security“-Anlage trotz erhebliche­r Mängel in Betrieb genommen worden sei. „Solange die Mängel nicht behoben sind, ist sie ungeeignet.“Der jüngste Vorfall sei klar ein technische­s Versagen und kein menschlich­es. Das Bundesinne­nministeri­um müsse die technische­n Voraussetz­ungen schaffen, damit es nicht zu solch erhebliche­n Sicherheit­spannen kommt.

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