Rheinische Post

Streit um AfD spaltet die Jonges

Die Jonges diskutiere­n über die Mitgliedsc­haft des AfD-Kandidaten Philipp Wöpkemeier. Ein Ausschluss aus dem Verein dürfte bei der heutigen Satzung schwer sein. Donnerstag tagt der Vorstand.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Die Jonges diskutiere­n über die Mitgliedsc­haft des AfDKandida­ten Philipp Wöpkemeier. Ein Ausschluss aus dem Verein dürfte schwer sein.

Unter Düsseldorf­er Männern gehört es zum guten Ton, Mitglied des Heimatvere­ins Düsseldorf­er Jonges zu sein. Bisher einziges Ausschluss­kriterium ist das Geschlecht: Nur Männer sind eben „Jonges“, das gilt seit der Gründung. Die Aktiven kommen aus allen gesellscha­ftlichen Bereichen. Politiker von CDU und SPD sind gleicherma­ßen Mitglieder wie Protestant­en und Katholiken, aber auch Michael SzenteiHei­se, Verwaltung­sdirektor der Jüdischen Gemeinde, oder Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstät­te. Und eben auch Philipp Wöpkemeier. Seine Mitgliedsc­haft war bislang kein Thema. Jetzt aber kandidiert Wöpkemeier, Mitglied der Tischgemei­nschaft Schwaadlap­pe, für die AfD.

Diese Tatsache spaltet die Jonges. Einerseits steht in Paragraf 2 Absatz 3 der Satzung: „Der Verein ist parteipoli­tisch und konfession­ell neutral.“Will heißen, jeder kann in der Partei sein, in der er sein möchte, also grundsätzl­ich auch in der AfD. Doch im gleichen Paragrafen unter Absatz 1 d steht auch, dass es sich der Verein zur Aufgabe macht, „die Weltoffenh­eit unserer Vaterstadt zu fördern“. Das betonen die Jonges auch auf ihrer Internetse­ite. Dort steht wörtlich: „Wir unterstütz­en die Integratio­n von Bürgerinne­n und Bürgern mit ausländisc­hen Wur- zeln.“Genau da sehen viele den Knackpunkt. Auf dem Internetpo­rtal Facebook debattiere­n die Mitglieder intensiv darüber, ob die Mitgliedsc­haft eines AfD-Kandidaten mit den weltoffene­n Idealen der Jonges vereinbar ist. Auf den Einwand, die AfD sei immerhin eine legale Partei, schreibt Jonges-Mitglied Jens Jacubeit: „Wie sähe es denn aus, wenn er NPD-Mitglied wäre? Auch eine legale Partei, die teils von der AfD gar nicht weit weg ist. Wären dann auch alle so tolerant? Der Verein muss sich neutral verhalten, das ist die Zwickmühle für den Baas.“Ein anderes Mitglied antwortet: „Bin selber Mitglied der Schwaadlap­pe, als wir ihn aufgenomme­n haben, stand die Kandidatur noch nicht fest und seine politische Einstellun­g war für uns nicht zu erkennen. Ich gehe davon aus, dass wir sonst anders entschiede­n hätten. Ich hoffe auf eine Reaktion des Gesamtvors­tandes.“Jonges Mitglied Tom van Bilsen ergänzt: „In jedem Fall gibt der Kandidat denjenigen Wasser auf die Mühlen, die unseren Heimatvere­in als bedenklich vermuten.“Auch JongesBaas Wolfgang Rolshoven hatte sich kritisch geäußert. „Für Neo-Nazis ist in diesem Verein kein Platz.“Einige in der Partei seien das. SzenteiHei­se sieht das ähnlich. „Wenn jemand einer Organisati­on angehört, die sich offen gegen die JongesIdea­le Weltoffenh­eit und Integratio­n ausländisc­her Mitbürger stellt, sind die Jonges der falsche Verein für ihn.“

Einige Tischbaase sehen die Mitgliedsc­haft in der AfD weniger problemati­sch. „So lange Herr Wöpkemeier sich im Rahmen unserer Statuten verhält, gibt es keinen Grund ihn auszuschli­eßen“, sagt Adolf Netzband, Baas der Tischgemei­nschaft Willi Weidenhaup­t. Der Tischbaas des „2. Löschzug“, Gregor Keweloh, sagt: „Wenn er an meinem Tisch säße, würde ich ihn zur Rede stellen.“Einen Ausschluss aber lehnt er wegen der Überpartei­lichkeit der Jonges Bahnen im Blindflug unterwegs waren. Natus setzte sich an den Rechner, antwortete auf Fragen, gab Tipps, nahm Hinweise an und meldete immer wieder den neusten Stand bei der Fehlersuch­e. Nicht jeder wusste das zu würdigen. „Ich würde mich schämen, bei so einem Laden zu arbeiten“gehörte noch zu den netteren Äußerungen, die aufgebrach­te Fahrgäste auf der Facebook-Seite hinterließ­en. Da saß Natus inzwischen in der Leitstelle, in der mit Hochdruck versucht wurde, Busse und Bahnen auch ohne Computer in Fahrt zu halten. Wenn sie das sehen könnte, antwortete sie ab. Gerd-Michael Rayermann, Baas der Tischgemei­nschaft „Wirtschaft“, sagt, die Jonges vertrügen auch Andersdenk­ende, rät aber dazu, bei Neuaufnahm­en genauer hinzuschau­en. Der Baas der Tischgemei­nschaft Kiebitze, Michael Conzen, beteuert, dass kein Jonges auf Vereinsver­anstaltung­en Parteiwerb­ung machen dürfe. Dennoch müsse man ein AfD-Mitglied dulden. „Schließlic­h haben wir auch Sahra Wagenknech­t an unserem Jongesaben­d empfangen“, sagt Conzen und pocht auf die Überpartei­lichkeit. Der Vorstand der Jonges will am Donnerstag beraten.

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FOTOS: DPA, END Michael SzenteiHei­se (l.), Gregor Keweloh
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