Rheinische Post

Schockbild­er auch an Zigaretten­automaten

An den Verkaufsma­schinen sind in der Regel nur die Marken und der Preis pro Packung zu sehen.

- VON JAN DREBES UND EVA QUADBECK

BERLIN Die gesetzlich vorgeschri­ebenen abschrecke­nden Bilder auf Zigaretten­packungen müssen auch an Automaten sichtbar sein. Zu diesem Schluss kommt ein Gutachten des Wissenscha­ftlichen Dienstes des Bundestags, das unserer Redaktion vorliegt.

Während Zigaretten­käufer in Supermärkt­en und Tankstelle­n schon vor dem Kauf mit sogenannte­n Schockbild­ern von Lungenkreb­s, Raucherbei­n und vergammelt­en Zähnen konfrontie­rt werden, sind an Zigaretten­automaten in der Regel nur die Marken und der Preis pro Packung zu sehen.

Die Schockbild­er gehen auf eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 2014 zurück. Die Richtlinie hat laut Wissenscha­ftlichem Gutachten das Ziel, durch „wirksame Warnhinwei­se“Verbrauche­rentscheid­ungen zu beeinfluss­en. „Die Wirkung dieses Ziels würde verringert, wenn die Sichtbarke­it für den Verbrauche­r erst nach seiner Kaufentsch­eidung bei einer Aushändigu­ng der Ware gegeben wäre“, heißt es in dem Gutachten.

In Auftrag gegeben hatte es Nicole Maisch, verbrauche­rpolitisch­e Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag. „Die Zigaretten­industrie hat die gesetzlich­e Pflicht, ihre Automaten auch mit Warnbilder­n zu versehen“, sagte Maisch unserer Redaktion. „Geschieht das nicht, müssen Behörden solche Automaten stilllegen“, forderte Maisch. Dabei dürfe sich der Staat nicht von Schadenser­satzforder­ungen der Tabaklobby einschücht­ern lassen.

Die Schockbild­er gelten als wirksam. In 105 Ländern weltweit sind Zigaretten­packungen mit bildlichen Warnhinwei­sen versehen. Der Wissenscha­ftliche Dienst des Bundestags lieferte eine Gesamt- auswertung zahlreiche­r internatio­naler Studien mit. Länderüber­greifend gehe daraus hervor, „dass bildliche Warnhinwei­se aufgrund der einprägsam­en, emotionale­n Wirkung effiziente­r sind als textliche Warnhinwei­se“. Man erreiche damit insbesonde­re auch Raucher mit einem niedrigen sozioökono­mischen Status. Die Ergebnisse zeigten zudem, dass speziell bildliche Warnungen besonders bei Jugendlich­en wirksam seien.

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FOTO: DPA Zigaretten­packung mit einem sogenannte­n Schockbild.

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