Rheinische Post

Tarifstrei­t im öffentlich­en Dienst: „Stimmung ist mäßig“

Verdi-Chef Frank Bsirske klingt wenig euphorisch. Horst Seehofer kündigt ein Angebot der Arbeitgebe­r an.

-

POTSDAM (dpa) Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er haben bei den Tarifverha­ndlungen für den öffentlich­en Dienst gestern zunächst keinen Durchbruch erzielt. Nach anfänglich­em Optimismus blieb eine Annäherung vorerst aus. „Es gibt Komplikati­onen, und wir müssen sehen, wie wir sie bewältigen“, sagte VerdiChef Frank Bsirske gestern in Potsdam. Die Verhandlun­gsrunde soll heute weitergehe­n. Möglich seien sowohl eine Einigung als auch ein vorläufige­s Scheitern der Gesprä- che, hieß es aus Verhandlun­gskreisen.

In der vergangene­n Woche hatten massive Warnstreik­s unter anderem Teile des Nahverkehr­s in Deutschlan­d lahmgelegt und den Flugverkeh­r gestört. An mehreren Standorten hatten Verdi-Kundgebung­en stattgefun­den. Falls sich Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er nicht einigen, sind weitere Ausstände wahrschein­lich.

Der Verhandlun­gsführer des Bundes, Innenminis­ter Horst See- hofer (CSU), hatte zum Auftakt am Sonntag ein Angebot der Arbeitgebe­r „zum geeigneten Zeitpunkt“angekündig­t. Er wolle zügige Verhandlun­gen und sei persönlich an einem vernünftig­en Abschluss interessie­rt, hatte Seehofer, gesagt, der als CSU-Chef im Oktober Landtagswa­hlen in Bayern zu bestreiten hat. Der Vorsitzend­e des Beamtenbun­ds dbb, Ulrich Silberbach, hatte einen Durchbruch in der dritten Verhandlun­gsrunde für wahrschein­lich gehalten.

Allerdings war deutlich geworden, dass Ergebnisse von Arbeitsgru­ppen nicht zu einem schnellen Kompromiss führen würden. Diese waren eingesetzt worden, um Annäherung­smöglichke­iten zwischen den Arbeitgebe­rn und der Gewerkscha­ft auszuloten. Verdi-Chef Bsirske wollte keine weiteren Angaben machen. „Das ist es. Kein Kommentar“, sagte er. „Die Stimmung ist mäßig.“Ein Angebot der Arbeitgebe­r gab es zunächst weiter nicht. Seehofer, Silberbach und der kommunale Arbeitgebe­rpräsident Thomas Böhle äußerten sich vorerst nicht öffentlich.

Vor allem ein von den Gewerkscha­ften geforderte­r Mindestbet­rag von 200 Euro mehr Einkommen für die unteren Lohngruppe­n galt als problemati­sch für die Arbeitgebe­r. Aber auch die Forderung nach unterm Strich sechs Prozent mehr Geld ist ihnen zu teuer. In dem Tarifpoker geht es um 2,3 Millionen Beschäftig­te bei Bund und Kommunen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany