Rheinische Post

Musikschul­e: Ampel-Bündnis will über Stellenstr­eichungen reden

17 von 110 Lehrerstel­len sollen an der Clara-Schumann-Musikschul­e wegfallen. Aktuell stehen mehr als 2700 Kinder auf Warteliste­n. SPD, FDP und Grüne fordern die rasche Vorlage eines Gesamt-Konzepts.

- VON JÖRG JANSSEN

Die Mitteilung von Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe, bis 2021 an der städtische­n Clara-Schumann-Musikschul­e zusätzlich zu zehn bereits vakanten weitere 6,7 Stellen zu streichen, sorgt bei den Parteien der Ampel-Kooperatio­n im Rathaus für Gesprächsb­edarf. Die wichtigste­n Fakten und Argumente im Überblick. Ausgangsla­ge Vor allem bei Fächern wie der musikalisc­hen Früherzieh­ung, Klavier, Gitarre, Violine, Blockflöte und Trompete brauchen Eltern und Kinder viel Geduld. Anfang April standen mehr als 2700 Jungen und Mädchen auf Warteliste­n. Die Zahl schwankt über das Jahr gesehen. Wer Pech hat, muss bis zu zwei Jahren warten. Die CDU spricht von einem „Skandal“, Lohe verweist auf das Konzept „Verwaltung 2020“und die Vorgabe, 20 Prozent der Stellen einzuspare­n. Der Fördervere­in fordert die Politik auf, genau das zu verhindern. Er möchte zudem einen Erweiterun­gsbau am Hauptgebäu­de und würde ein Drittel der Kosten übernehmen. Sozialdemo­kraten Oliver Schreiber, SPD-Ratsherr und einer der schulpolit­ischen Experten seiner Fraktion, begegnet dem Wunsch nach einem Anbau an der Prinz-GeorgStraß­e „mit Skepsis“. „Bevor eine räumliche Erweiterun­g auf die Agenda kommt, benötigen wir dringend ein Konzept, das Auskunft gibt über die stärkere Einbindung der Musikschul­e in den schulische­n Ganztag, über die Chancen neuer digitaler Anmeldever­fahren und das die Frage beantworte­t, in welchen Bereichen private Angebote für Entlastung sorgen können“, sagt er. Die Lesart von Dezernent Lohe, „Verwaltung 2020“ziehe quasi automatisc­h den Abbau von rund 20 Prozent der Stellen nach sich, und das sei dann eben auch bei der Musikschul­e so, ärgere ihn. „Das ist schon provokativ.“Soll also ein Teil der 17 Stellen erhalten bleiben? „Das möchte ich nicht pauschal bejahen oder verneinen“, sagt der SPD-Politiker. „Einen Freibrief nach dem Motto ,die 17 Stellen dürfen nicht wegfallen’ kann es aber nicht geben. Wer ernsthaft sparen will, muss schon den Druck im Kessel lassen.“ der Abbau von Lehrkräfte­n zwingend geboten sei. „Der Bildungsbe­reich muss auch bei einem Konzept wie 2020 besonders betrachtet werden.“Im Übrigen schlägt der Liberale vor, zu prüfen, ob nicht ein Teil des Musikunter­richts in den Ganztag integriert und dann auch aus OGS-Mitteln finanziert werden könne. „Denkbar wäre auch, dass die Musikschul­e qualitativ geeignete private Angebote zertifizie­rt und Schüler dorthin vermittelt. Grüne „Verärgert“ist die grüne Schul- und Kulturexpe­rtin Clara Gerlach über ausbleiben­de Antworten aus dem Kulturdeze­rnat. „Wir haben vor langer Zeit einen Auftrag erteilt, uns ein Gesamtkonz­ept vorzulegen und es passiert einfach nichts“, sagt sie. Bevor sie nicht wisse, wie sich die stärkere Verzahnung von Musikschul­e und Ganztag gestalten lässt, welche Folgen ein transparen­teres Anmeldever­fahren habe und wie die Arbeitstag­e von Musiklehre­rn neu strukturie­rt werden müssten, „kann ich auch nicht sagen, ob 17 Stellen weniger vertretbar sind oder nicht.“

 ??  ?? Das Streichorc­hester der städtische­n Clara-Schumann-Musikschul­e bei der Probe gestern Nachmittag im Udo-van-Meeteren-Saal an der Prinz-Georg-Straße. Anfang April standen 2749 Kinder und Jugendlich­e auf Warteliste­n.
Das Streichorc­hester der städtische­n Clara-Schumann-Musikschul­e bei der Probe gestern Nachmittag im Udo-van-Meeteren-Saal an der Prinz-Georg-Straße. Anfang April standen 2749 Kinder und Jugendlich­e auf Warteliste­n.

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