Rein in die Köpfe
Die Düsseldorfer Band Kopfecho spielt Punkrock und will hoch hinaus. Am Freitag erscheint ein neues Album.
Amy Vialon singt gerne rotzig. Das sei cool, findet die Sängerin der Düsseldorfer Alternative-Punkrock-Band Kopfecho. Außerdem ist das ihr Stil. Sie hat sich das angeeignet, und es passt zur Musik, die sie und ihre Band seit der Gründung 2012 spielen. „Wir machen Musik aus dem, was wir fühlen“, sagt Vialon. Ob das dann eher Punk oder Rock oder sogar Metal ist – für Kopfecho selbst spielt das keine Rolle.
Jetzt veröffentlicht die Band ihr zunächst in Eigenregie veröffentlichtes Debütalbum noch einmal. Erweitert um drei neue Songs erscheint es beim Label der Band Massendefekt. Kopfecho wollen hoch hinaus. Amy Vialons Traum ist es, „einmal bei Rock am Ring auf der Bühne zu stehen“. Dafür proben sie jedeWoche mehrfach. Immer um 18 Uhr treffen sie sich. Oder so um den Dreh. Denn die meisten Bandmitglieder trudeln erst im Laufe der nächsten Stunde ein. Dann quatschen sie ein bisschen, proben ein bis zwei Stunden und lassen den Abend gemütlich auslaufen. Für die Band gehört das Reden dazu – wirklich produktiv sein und zusammen etwas kreieren, geht nur, wenn man sich auch richtig kennt, meint Vialon.
Und produktiv sind sie. Für die Texte sind häufig die Sängerin und Schlagzeuger Dan Kummerow zuständig. „Da habe ich viel Input. Manchmal fällt mir etwas im Auto ein, dann nehme ich eine Sprachnachricht mit dem Songtext auf“, er- zählt Vialon. Letztendlich sei Songschreiben aber gemeinsame Arbeit. Die Melodien entstehen in freier Improvisation bei den gemeinsamen Proben.
Bei einer der frühen Bandproben hat Kopfecho sich selbst getauft. Sie hätten bei Schlagzeuger Kummerow im Wohnzimmer geprobt, sagt Vialon. „Da habe ich ein Papier gesehen, auf dem stand einfach nur ‚Kopfecho‘.“Kummerow hatte die Namensidee, Vialon war begeistert und Kopfecho geboren.„Musik raus aus dem eigenen Kopf und direkt in die Köpfe der Leute, wo sie wiederhallt wie ein Echo, das ist einfach eine geniale Vorstellung“, sagt die Sängerin.
Ein „Kopfecho“bei den Zuhörern erzeugen, das ist das Ziel der Band. Ihre Besetzung hat sich aber seit der Gründung kräftig verändert. Ursprünglich vierköpfig kam schon 2016 mit Sebix Stauffert ein weiterer Gitarrist dazu. Seit 2017 sind hingegen zwei Gründungsmitglieder nicht mehr dabei. An ihrer Stel- le spielen Ivo Tirado Espinosa (Gitarre) und Maik Schmidt (Bass) in Kopfecho.
Für die Band war derWechsel eine Herausforderung, die Ausstiege erst einmal auch traurig. Dass Kopfecho dann so schnell passende Bandmitglieder als Ersatz gefunden hat, war ein glücklicher Zufall. Maik hatte ursprünglich nur die Technik machen wollen, dass er auch Bass spielt, kam Kopfecho sehr gelegen. Der Zusammenhalt in der jetzigen Band ist groß, alle kennen sich gut, schätzen einander. „Wie Brüder“seien ihre Bandkollegen für sie, sagt Amy Vialon. „Meine vier Männer bleiben!“
Das enge Miteinander ist Voraussetzung für Kopfechos Musik, schließlich ist die sehr emotional, erzählt von den Gefühlen und Gedanken der Bandmitglieder, von Verzweiflung, Liebe, Hass, Veränderung. Kopfechos Vorbild sind die Toten Hosen, Massendefekt und die Broilers. Die Toten Hosen mochte Vialon schon immer. Im Kinderzimmer habe sie mit Deoflasche als
Mikrofon zu den Liedern mitgegrölt. Jetzt singt sie auf der Bühne und teilt hier ihre Gefühle durch die Songs mit. Das ist ihr wichtig, genau wie das Gefühl beim Singen. „Es ist einfach geil, das schönste Gefühl, dass es gibt“, schwärmt sie.
Deshalb liebt sie es, live aufzutreten. Vor den Ansagen graust es ihr allerdings. Manchmal sei sie total selbstbewusst, aber häufiger schüchtern, dann sagt sie so wenig wie möglich. „Danke, der nächste Song heißt“– und das war’s. Praktischerweise werde sie aber meistens von außen nicht als schüchtern wahrgenommen. Und bei ihren Songs ist sie dann garantiert wieder sicher, „immer voll drin“, sagt sie. „Jeder Song ist mein Song.“