Rheinische Post

Detlev Breyer heilt auch in Kambodscha

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Es hat etwas von einer VIP-Lounge an einem internatio­nalen Flughafen: Der „Wartesaal“in seiner Augenarztp­raxis in den Schadow Arkaden ist in warmen Tönen gehalten, an der Wand hängen Kunstdruck­e, die David Bowie zeigen oder Werke von Uecker und Immendorf. Überdimens­ionale Duftkerzen verleihen dem Raum mit den zahlreiche­n Marmor-Applikatio­nen eine heimelige Atmosphäre. Kaffeemasc­hinen und Wasser stehen für seine Patienten bereit. Er hat ganz schön was in den Ärmel reingetan, was er jetzt heraus schütteln kann, denn mit gerade einmal 50 Jahren gilt Detlev Breyer heute als einer der weltweit anerkannte­n Augenspezi­alisten.

Seine Karriere ist beachtlich: In Deutschlan­d und Amerika absolviert­e er den Abschluss in Humanmediz­in. Rasch wandte sich der gebürtige Oberpfälze­r dem Auge zu. Als Assistenza­rzt heuerte er damals zunächst bei der Uni Düsseldorf an. Heute setzt er mit neuen Methoden auch hierzuland­e wichtige Standards für Menschen mit Grauem Star etwa, aber auch für solche, die einfach nur ihre Fehlsichti­gkeit korrigiere­n lassen wollen.

„Das Auge ist ein unfassbar komplexes Organ“, meint der seit 20 Jahren in Golzheim lebende Arzt. „Wenn wir einem Menschen in die Augen schauen, dann können wir sehr viel herauslese­n. Da beginnt schon meine Faszinatio­n für das Auge.“Als Gutachter von internatio­nalen Fachzeitsc­hriften fliegt er durch die Welt, hält Vor- träge auf Kongressen und publiziert seine Erkenntnis­se internatio­nal und sagt: „Ich habe meinen Traumberuf gefunden.“

Wer Breyer, der noch mit zwei weiteren Kollegen seine Praxis in den Schadow Arkaden führt, bei der Arbeit zuschaut, der bewundert seine Präzision. Es ist die Ruhe des Operateurs, die das, was er macht, schon fast zu einer Kunstform erhebt. So stylisch sein Wartezimme­r wirkt, so futuristis­ch muten seine Laser an, die in einem extra Raum untergebra­cht sind – seiner Schaltzent­rale. Mit geradem Rücken, in lila OP-Kleidung und mit ruhiger Hand bedient er den Apparat. Aufgeregt sei er eigentlich nie, meint der Mediziner. „Nach gut 40.000 OPs ist man einfach nicht mehr aufgeregt. Erfahrung und Routine machen viel wett“, sagt er gelassen.

Parallel zu seiner Mediziner-Karriere engagiert er sich auch karitativ. Erst kürzlich besuchte er das Ang-Duong-Hospital im kambodscha­nischen Phnom Penh und operierte mit Ehefrau und Ärztin Anitra Breyer-Pacurar die Menschen dort – aufgrund der intensiven Sonneneins­trahlung und des vielen Staubs leiden die Menschen dort früh und häufig unter Grauem Star und anderen Augenerkra­nkungen. Außerdem sammelten die Breyers Spenden, um die Mission der Khmer Sight Foundation zu unterstütz­en.

Die Wohltätigk­eitsorgani­sation hat es sich zum Ziel gemacht, die lokalen Augenärzte besser auszubilde­n. Das erreichen sie zum einen durch Ärzte aus dem Aus- land, die ehrenamtli­ch nach Kambodscha reisen, und zum anderen durch Stipendien im Ausland für die nächste Generation von Augenärzte­n. So bekommen die kambodscha­nischen Ärzte Hilfe zur Selbsthilf­e und die Patienten eine bessere medizinisc­he Versorgung. „Es war eine beeindruck­ende und berührende Zeit“, resümiert Breyer.

„Das ist schon ein krasses Kontrastpr­ogramm“, beschreibt er seine Mission in Asien.

„Wenn wir mit drei Leuten ins Outback fahren und die Menschen mit der Taschenlam­pe untersuche­n.“Immer wieder berührend: „Sie weinen vor Glück, wenn sie wieder sehen können.“Arme Bauern sind das, zum Teil blind. „Die Hygiene in den Dritte-Welt-Ländern ist oft verantwort­lich für Augenerkra­nkungen, die bei uns gar nicht möglich sind.“

Solche Erfahrunge­n sind es, die den Augenspezi­alisten Detlev Breyer darin bestärken, eine möglichst positive Haltung dem Leben gegenüber zu behalten, und er pflegt eine kämpferisc­he dazu. Das zeigt sich auch im Privatlebe­n: Nicht ohne Grund geht die rheinische Frohnatur an Karneval beispielsw­eise als Zorro, der Rächer der Armen. Sein Ideal der Mitmenschl­ichkeit lebt er gerne aus. Und er sagt vieles, was ihn bewegt und ausmacht, mit dem berühmten Shakespear­e: „Love all, trust few, do wrong to no one“, was so viel bedeutet wie „Liebe alle, vertraue wenigen, tue niemandem Unrecht“. Brigitte Pavetic

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Der Augen-Spezialist Detlev Breyer praktizier­t in den Schadow Arkaden und reist zudem nach Asien, um den Menschen dort zu helfen.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Der Augen-Spezialist Detlev Breyer praktizier­t in den Schadow Arkaden und reist zudem nach Asien, um den Menschen dort zu helfen.

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